Waldhofschule

Nach wie vor muttersprachlicher Griechischunterricht in Mannheim

Von 
Bertram Bähr
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Sind mit dem Ersatzkonzept für den Griechisch-Unterricht weitgehend zufrieden: Athanasios Cafaltzis vom Elternverein und Lehrerin Maria Moisibou. © Bertram Bähr

Mannheim. Maria Moisibou ist hoch motiviert. Direkt nach den Winterferien hat sie den Griechisch-Unterricht an der Waldhof-Grundschule übernommen – und möchte ihren Schülerinnen und Schülern neben der griechischen Sprache auch Kultur und Geschichte des Landes näherbringen und mit den Kindern Theaterstücke einüben.

Moisibou, geboren 1967 in Deutschland, weiß von den vielen Vorteilen, die eine zweisprachige Erziehung mit sich bringt, aus eigener Erfahrung zu berichten. In Stuttgart legte sie ihr griechisches Abitur ab, ihr Studium absolvierte sie in Griechenland. Seit 2000 ist sie wieder in Deutschland, wo sie als Lehrerin und Konsulatsmitarbeiterin den muttersprachlichen Griechisch-Unterricht in Praxis und Theorie kennt. Jetzt also Mannheim.

Für ihre Stelle auf dem Waldhof nimmt Maria Moisibou die tägliche Anfahrt aus Stuttgart in Kauf. Denn in Baden-Württemberg gibt es kaum noch andere Möglichkeiten, Kindern im Unterricht Griechisch zu vermitteln. „Diese Art von Schulen“, so Rektorin Monika Walz-Kurz, sei in früheren Jahren weit verbreitet gewesen. Etwa bis Ende der 1990er Jahre schlossen sich an die griechische Grundschule weiterführende Klassen in der Friedrich-Ebert-Schule und ein Lyzeum an, das in den Räumen des Liselotte-Gymnasiums untergebracht war.

Der letzte „Schulversuch“ – als solcher wurde der muttersprachliche Unterricht vom Kultusministerium jahrzehntelang geführt – läuft in gut zwei Jahren vollständig aus. Das hat das Land 2019 beschlossen und trotz heftiger Proteste, mehrerer Demonstration und Vorstößen der SPD im Landtagsbildungsausschuss durchgesetzt. Die ersten und zweiten Klassen sind schon jetzt außen vor, dritte und vierte folgen.

Nachdem die damalige Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) den Ausstieg angekündigt hatte, waren die Befürchtungen in Mannheim groß. Denn als Ersatz stand lediglich das Konsulatsmodell im Raum. Demnach bietet der griechische Staat an Nachmittagen freiwillige Arbeitsgemeinschaften an. Da die Kinder griechischer Familien aus der ganzen Region auf den Waldhof kommen, wäre der Anreiz, die aufwendige Anfahrt wegen einer Nachmittags-AG in Kauf zu nehmen, gering gewesen.

Stadt finanziert Mittagsbetreuung

In Mannheim engagiert sich das Konsulat aber stärker. „Wir hatten das Bestreben, so viele Stunden wie möglich zu erhalten“, sagt Monika Walz-Kurz – und freut sich darüber, dass das gelungen ist. Die griechischen Kinder in den ersten und zweiten Klassen haben (statt bisher sieben) fünf Stunden zur Verfügung, die sich an den regulären Unterricht direkt anschließen – gegebenenfalls nach einer Mittagspause. Die Betreuung in dieser Zeit finanziert nach einhelligem Beschluss des Gemeinderats die Stadt Mannheim mit. Darüber ist Monika Walz-Kurz ausgesprochen froh. Ohne das Engagement der Stadt und auch des Schulamts, davon ist sie überzeugt, hätte es diese Lösung nicht gegeben. Sie wird noch dadurch verbessert, dass seit Oktober 2021 zusätzlich zwei Stunden pro Woche orthodoxer Religionsunterricht angeboten wird.

Das Ziel, das Walz-Kurz ausgibt, ist es, „das so weiterzuführen“. Allerdings hänge das auch an der Zahl der Kinder, die das Angebot in Zukunft nutzen möchten. In der neuen ersten (gemischten) Klasse sind es derzeit zehn, in der zweiten acht Kinder, die Griechisch lernen. Ab Mitte Februar hofft Walz-Kurz auf viele Anmeldungen aus der Region. Die Rektorin rechnet auch mit Seiteneinsteigern – von Familien, die gerade aus Griechenland zuziehen. Zwei Anrufe habe sie vor Kurzem deshalb gehabt. Für die Kinder sei es „ein Segen“, sich nach dem Ankommen mit anderen in ihrer Sprache verständigen zu können.

Dass die Anmeldezahlen in den vergangenen beiden Jahren zurückgegangen sind, führt Athanasios Cafaltzis vom griechischen Elternverein auf die Diskussion um das Aus des Schulversuchs zurück. Viele hätten fälschlicherweise gedacht, es gebe gar kein Griechisch mehr. Davon kann keine Rede sein. Auch nach dem Rückzug des Kultusministeriums, so Monika Walz-Kurz, „ist das immer noch ein sehr gutes Modell“.

Griechisch-Unterricht an der Waldhof-Grundschule

Seit 1977 voll in den Unterricht an der Waldhof-Grundschule integriert war der muttersprachliche Griechisch-Unterricht.

Eingerichtet wurden die Klassen ursprünglich „für die Kinder ausländischer Eltern“, die nur vorübergehend in Deutschland bleiben wollten.

Daraus wurde aber quasi eine Dauerlösung, denn die Familien blieben und integrierten sich. Dennoch lief der Unterricht als „Schulversuch“.

Ende 2019 verkündete das Kultusministerium das Aus für diesen Schulversuch. Es ließ sich auch von heftigen Protesten und mehreren Demonstrationen nicht umstimmen.

Als Alternative empfahl das Ministerium das „Konsulatsmodell“. Üblicherweise bietet der griechische Staat in diesem Rahmen freiwillige AG an Nachmittagen an.

In Mannheim engagiert sich das Konsulat stärker, Griechisch wird an den regulären Unterricht „angedockt“. Möglich ist das auch deshalb, weil die Stadt Mannheim die Mittagsbetreuung finanziert. bhr

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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