Herzogenriedpark

Nach langer Pause erstmals wieder Mittelaltermarkt in Mannheim

Seit Freitag ist der Herzogenriedpark wieder fest in der Hand von Rittern, Gauklern, Schmieden und Falknern. Beim Mittelaltermarkt sind mehr als 100 Schausteller. Wir zeigen auf einem Rundgang, was geboten ist

Von 
Moritz Vogt
Lesedauer: 
Einer der Gäste beim Mittelaltermarkt: Jürgen Arnold als „Wolfhard vom Walde“, der einen Dudelsack spielt. © Christoph Blüthner

Mannheim. Seit Freitag und noch bis Sonntag ist im Herzogenriedpark das Mittelalter zu Gast. Etwa 120 Teilnehmer sind dabei und bevölkern mit Ständen die Wiesen und Wege. Zu sehen gibt es allerhand: Eine Schmiede mit übergroßem Hamsterrad, Schwertkämpfe, ein Karussell, Livemusik und jede Menge Handarbeit und Köstlichkeiten. Es weht ein Geruch von Holzrauch, Leder und Öl durch die Luft.

Die Anzahl der Stände ist nahezu gleich wie beim Markt 2019. Das findet Wolfgang Adrian bemerkenswert. Der gärtnerisch-technische Leiter des Herzogenriedparks hatte 2005 die Idee für die Veranstaltung. Bis Corona kam, war die bisher nur einmal ausgefallen. Aber die Pandemie hat Spuren hinterlassen, auch wenn die Anzahl der Stände am Ende gleichgeblieben ist: „Einige gibt’s nicht mehr.“ Berufswechsel sei ein häufiger Grund dafür. Wohl etwa zwei Drittel der Anwesenden sind hauptberuflich auf Märkten aktiv, schätzt Adrian. Der Rest sei in Vereinen oder hobbymäßig dabei.

So wie Timo Eigenmann. Er ist der Schmied, zu dem das Hamsterrad in Menschengröße gehört. Das treibt den 60 Kilogramm schweren Hammer an, der mächtige Schläge tut. „Das kommt bei den Großen und Kleinen gut an“, berichtet er. Dabei ist das Rad eigentlich eine Notlösung, denn normalerweise treiben Wasser oder Wind die Schmiede an. „Ich habe ja aber selten einen Bach dabei“, meint Eigenmann und lacht verschmitzt.

Das Schmieden nennt er „ein gut bezahltes Hobby.“ Während der Hochzeit der Pandemie fiel das aus – was für ihn gar nicht schlimm war, wie er findet. Denn sein Hauptberuf als Fräser war in der Pandemie sehr gefragt und er entsprechend eingespannt. Aber dass jetzt wieder Zeit für die Märkte ist, macht ihn froh, gerade wegen der Kollegen. „Man kennt sich, wir sind wie eine große Familie.“

„Fürchterliche Pandemie-Zeit“

Anders als dem Schmied geht es den Betreibern von „The Black House“, einem Ausschank mit einer riesigen Auswahl von Whiskeys, Gins, Ciders und Bieren. „Es war eine fürchterliche Zeit“, erzählt Markus, der mit seiner Frau Julia hinter der Theke steht. „Ohne Coronahilfe wären wir pleite. Wir haben alles hier reingesteckt.“ Den Laden einfach dichtzumachen, wäre laut ihnen vermutlich wirtschaftlich sinnvoll – aber ein No-Go für das Herzensprojekt. Und nach Ende der Pandemie sind sie vorsichtig optimistisch gestimmt. „Die Leute haben Lust – wenn sie denn auch Geld haben.“ Denn die Preissteigerungen der letzten Zeit sind auch hier spürbar. „Der Preis für Whiskey hat sich fast verdoppelt“, weiß Julia und schüttelt den Kopf. Den lassen die beiden aber nicht hängen: Nachdem sie im letzten Jahr auf nur wenigen Märkten waren, wollen sie in diesem Jahr wieder richtig durchstarten. Mannheim ist da sozusagen der Saisonstart, bei dem sie ihre Spirituosen anbieten wollen.

Noch länger ohne Markt war Karl Kessler. Der 82-Jährige ist Meister des Schriftsetzens und mit einer kleinen Druckerei im Park vertreten. In Perücke und Zunftkleidung steht er inmitten von Bleibuchstaben und Drucken und ölt eine kleine Presse. „Drei Jahre lang war die jetzt unbenutzt“, seufzt er. Für ihn ist das Spektakel im Herzogenriedpark tatsächlich das erste Mal seit Pandemiebeginn, dass er sich wieder ins Mittelalter begibt. Besonders freut er sich auf die Kinder. „Das ist so schön, wenn die neugierig herkommen und die Hebel ziehen können, also es macht mir einen riesigen Spaß“, lacht er. Spaß ist für ihn auch die Hauptsache, denn viel springt dabei nicht raus. Der Rentner betreibt sonst eine historische Druckerei in Neuostheim, und ist einfach froh, interessierten Menschen die Finessen der alten Kunst zeigen zu dürfen.

Einfache Freude, die verspürt man überall bei einem Gang zwischen den Zelten im Herzogenriedpark. Sei es der Gaukler, der einem über die Herkunft des Dudelsacks erzählt, scherzende Bäckermeister, oder eine Gruppe von Kindern mit Bögen: Die Stimmung ist gut.

Zeiten und Preise bei Mittelaltermarkt

  • Der Markt im Herzogenriedpark ist am Samstag von 11 bis 21 Uhr und am Sonntag von 11 bis 18 Uhr.
  • Jeder, der am Wochenende in den Park möchte, muss den Eintritt für den Markt bezahlen.
  • Erwachsene zahlen sieben Euro, Jahreskarteninhaber fünf Euro und Kinder bis 15 Jahre vier Euro.
  • Für Kinder unter Schwertmaß ist der Eintritt frei.

Jetzt für SZ+ Abonnenten: Das E-Paper am Sonntag



Jetzt neu für SZ+ Abonnenten: Lesen Sie kostenfrei unser E-Paper am Sonntag - mit allem Wichtigen aus Schwetzingen, Hockenheim und der Region, dem aktuellen Sport vom Wochenende sowie interessanten Verbraucher-Tipps und Reportagen. Das Geschehen in Deutschland und der Welt ordnen unsere Korrespondenten für Sie ein.

Hier geht es zum E-Paper - ab dem frühen Sonntagmorgen für Sie verfügbar

Sie haben noch kein SZ+ Abo? Dann sichern Sie sich den SZ+ Kennenlernmonat  

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen