Kampfhunde

Nach Kampfhund-Diebstahl setzt Mannheimer Tierheim erstmals Finderlohn aus

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Diesmal haben sie im Tierheim die Nase voll. Nachdem nun wieder bei ihnen eingebrochen und ein Kampfhund gestohlen worden sei, „haben wir erstmals einen Finderlohn von 150 Euro ausgesetzt“, sagt Thomas Gebhardt, der Vorsitzende des Mannheimer Tierschutzvereins. Zudem würden die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Dazu dienten künftig Überwachungskameras sowie mehr freilaufende Wachhunde. Das seien Vierbeiner, die sich schon länger bei ihnen befänden und nicht mehr vermittelt würden. Wer die Hunde im Tierheim kennt oder sich durch die Bildergalerie auf der Homepage klickt, kann sich die Wirkung auf Einbrecher ausmalen.

In der Nacht vom vergangenen Samstag auf Sonntag sei der „diensthabende“ Wachhund in jenem Bereich außer Gefecht gesetzt worden, berichtet Gebhardt. „Wie, wissen wir nicht.“ Dem Vierbeiner gehe es wieder gut, er sei nur etwas verstört. Der oder die Täter hätten dann gezielt bei einem American-Staffordshire-Mischling Gitterelemente zerschnitten und ihn gestohlen.

Bei Wesenstest durchgefallen

Der Hund heißt Diesel. Sein früherer Name lautet Nazar. Er sei vor knapp zwei Jahren ins Tierheim gebracht worden, nachdem das Veterinäramt ihn beschlagnahmt habe, erzählt Gebhardt. „Er war bei einem Wesenstest durchgefallen.“ Eine solche Eignungsprüfung müssen Halter von sogenannten „gefährlichen Hunden“ (in Baden-Württemberg neben American Staffordshire auch Pit-Bull- und Bullterrier sowie deren überwiegende Mischungen) spätestens ablegen, wenn ihr Tier sechs Monate alt ist. Getestet werden der Grundgehorsam und die Reaktionen auf andere Hunde, fremde Menschen oder akustische wie optische Reize. Natürlich steht da indirekt auch das Herrchen auf dem Prüfstand. Oder, bei solchen Hunden deutlich seltener, das Frauchen.

Aus dem Umfeld des früheren Besitzers gab es laut Gebhardt immer wieder Anfragen, den Amstaff-Mix (so die Kurzform) aus dem Tierheim zu holen. „Aber das haben wir abgelehnt.“ So ein Hund dürfe nicht in die falschen Hände kommen. Mit der richtigen Erziehung habe Diesel dagegen große Fortschritte gemacht. Zu Menschen sei er mittlerweile sehr freundlich und auf einem guten Weg gewesen, einen erneuten Wesenstest zu bestehen. Nun machten sie sich im Tierheim große Sorgen um ihn. „Hoffentlich wird das Ganze jetzt nicht wieder zerstört.“ Der Diebstahl sei auch ein schwerer Schlag für die ehrenamtlichen Gassigeherinnen, die sich aufopferungsvoll um Diesel gekümmert hätten.

Dass Hunde – insbesondere beschlagnahmte – aus dem Tierheim entwendet würden, sei schon häufiger vorgekommen, sagt Gebhardt. „Das letzte Mal war vor einem halben Jahr.“Nun habe man sich nach langer Diskussion erstmals entschlossen, ein Zeichen zu setzen – den Fall öffentlich zu machen und einen Finderlohn auszusetzen. Das Gegenargument sei vor allem gewesen: „Dann klaut jemand künftig einen Hund aus dem Tierheim, weil er später das Geld kassieren will.“ Daher würden zugleich die Sicherheitsvorkehrungen deutlich verschärft. Kosten: rund 10 000 Euro. „Die hätte ich im Tierschutz lieber für andere Dinge ausgegeben“, bedauert Gebhardt. Was ihn noch deutlich mehr ärgert, sind einige Facebook-Kommentare. Darin werde etwa „Diesels Befreiung“ gefeiert und gefordert, alle Hunde aus dem Tierheim zu holen. Er habe volles Verständnis, wenn jemand seinen Vierbeiner zurückhaben wolle, sagt Gebhard. „Aber bitte nur auf legale Weise.“

Diesel wird so beschrieben: Der Rüde mit grauem Fell, weißem Bauch und weißen Pfoten habe eine breite Brust sowie einen schmalen Hintern. Seine Gangart sei sehr auffällig. Die Schulterhöhe betrage im Stehen einen halben Meter. Wer Hinweise auf den Verbleib des Hundes geben kann, soll sich an die örtliche Polizeidienststelle wenden.

Auf seinen Online-Auftritten sucht das Tierheim mit Fotos nach Diesel. Der Finderlohn beträgt 150 Euro. © Getty Images/iStockphoto

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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