Innenstadt

Musikprogramm und StreetArt leiten Mannheimer Verkehrsversuch ein

Von 
Christian Schall
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An zwei Stadteingängen sowie an elf Punkten in der Innenstadt (hier am Kaiserring) informiert die Stadt die Verkehrsteilnehmer über die Änderungen. © Christian Schall

Wenn an diesem Freitagmorgen gegen 5.59 Uhr das letzte Fahrzeug die Freßgasse in Höhe von P 1/Q 1 passiert und sich kurz darauf die Schranke senkt, um die Durchfahrt an dieser Stelle zu unterbinden, muss es schnell gehen. Denn schon ab 11 Uhr wollen Stadt, Stadtmarketing und Einzelhandel den dann neu gewonnenen Freiraum für ein großes Programm zum Beginn des Verkehrsversuchs in der City nutzen.

Es bleiben also rund fünf Stunden Zeit, um zwischen P 1/Q 1 und E 1/F 1 Rollrasen zu verlegen, Sitzmöbel und Pflanzen aufzustellen, Fahrradabstellplätze und 3D StreetArt zu schaffen und eine Bühne aufzubauen. All das ist geplant, um am Freitag und Samstag, von 11 bis 20 Uhr, Besuchern, Anwohnerinnen und allen anderen die neue Fußgängerzone zu präsentieren. Auch ein kleines gastronomisches Angebot wird vorbereitet. Auf der Bühne werden Popakademie-Talente auftreten, am Freitag von 11 bis 18 und am Samstag von 11 bis 17.30 Uhr.

Mehrere Veranstaltungen geplant

Mit dabei sind DJMoeRockZ, Sofia Stark, das Duo Zwischenzeit, die Trios Freiheit und Hats & Beards, Popcakes Duo, Philip Bölter sowie eine Feuershow mit Kevin. „Wir halten uns an die aktuelle Corona-Verordnung“, erklärt Stadtmarketing-Geschäftsführerin Karmen Strahonja. Für das Musikprogramm werde deshalb ein Teilbereich abgesperrt, es gibt eine Zugangskontrolle mit 3G-Nachweis. „Für Kinder können wir wegen der Corona-Regeln noch kein Programm anbieten, das holen wir aber nach“, verspricht sie. Es seien schon weitere City-Veranstaltungen in Planung, in die die neuen Flanierbereiche einbezogen werden sollen. Für den 25. Juni etwa kündigt Strahonja Monnem Bike an.

Bis dahin sollen alle für den Verkehrsversuch notwendigen Umbauten erledigt sein. Bis 20. März soll die provisorische Fußgängerzone fertig sein, im Anschluss wird die Marktstraße zwischen E 1 und E 2 zwei Wochen lang zur Fahrradstraße umgebaut, erklärt Ulrike Kleemann aus dem Fachbereich Geoinformation und Stadtplanung. Fahrzeuge, die vom Marktplatz kommen, müssen dann nach rechts in die Freßgasse abbiegen, die Ampel an dieser Kreuzung soll während des Verkehrsversuchs abgeschaltet werden.

© MM Grafik

Anschließend, vom 4. bis 21. April, werden bei C 1/N 1 Leitschwellen im Gleisbereich eingebaut, so dass dort die Durchfahrt der Kunststraße für Autos unterbrochen ist. Wer aus Richtung Zeughaus kommt, muss nach rechts Richtung Schloss abbiegen. Nur Radfahrer dürfen weiter geradeaus fahren. Für sie werden, als letzte Maßnahme ab 22. April, zur Spuraufteilung zwei Verkehrsinseln in Höhe C 1/D 1 gebaut.

Kleemann wirbt für das Parken in Parkhäusern der Mannheimer Parkhausbetriebe, das in den ersten 30 Minuten zwischen 50 Cent und 1,20 Euro koste und damit günstiger sei als in den Kurzparkzonen am Straßenrand. Rund 9500 Stellplätze seien in den City-Parkhäusern vorhanden. „Alle Parkhäuser sind gut erreichbar, manch einer wird sich aber umgewöhnen müssen“, sagt sie und vergleicht die neue Aufteilung der Quadrate in vier Quadranten wie einen Kuchen mit vier Vierteln. „Für sein Ziel muss man solange auf dem Ring bleiben, bis man an seinem Tortenstück ist, und dann abbiegen“, erklärt Anja Ehrenpreis aus dem Fachbereich Stadtraumservice den erhofften Verkehrsfluss. So illustriert es die Stadt auch auf elf Werbebannern in der Innenstadt und an zwei Stadteingängen sowie in einem Info-Flyer, der laut Strahonja im Einzelhandel und in Hotels ausliegt.

Plakataktion im Umland

Damit auch die vielen Besucher aus dem Umland Bescheid wissen, werden derzeit Hinweisschilder aufgestellt. Außerdem plakatiert das Stadtmarketing in diesen Tagen in Bad Dürkheim, Frankenthal, Neustadt, Ludwigshafen, Heidelberg, Schwetzingen, Weinheim und Viernheim. Anwohner und Gewerbetreibende informiert die Stadt in mehreren Info-Veranstaltungen.

Der Verkehrsversuch war im Herbst 2020 vom Gemeinderat beschlossen worden und sollte Ende August 2021 beginnen. Wegen der Fahrlachtunnel-Sperrung wurde er jedoch verschoben. In Kunststraße und Freßgasse wurden Blumenkübel und Fahrradständer aufgestellt, die Bestandteil des Versuchs sind. „Verkehrszählungen haben ergeben, dass es durch die Sperrung des Tunnels keine zusätzlichen Belastungen gibt“, betont Bürgermeister Ralf Eisenhauer.

Er ist sich dessen bewusst, dass es etwas Zeit braucht, bis sich die Verkehrsteilnehmer an die Änderungen gewöhnt haben, und es anfangs zu Staus kommen wird. Weil das Projekt als Versuch angelegt sei, seien Nachbesserungen jederzeit möglich. Und was, wenn das ganz große Chaos ausbricht? „Einen Abbruch muss der Gemeinderat beschließen“, stellt Eisenhauer klar.

Wenn im April 2023 die Bundesgartenschau beginnt, soll der Verkehrsversuch enden. Bis dahin sind Verkehrszählungen und Besucherbefragungen geplant. Im Februar 2023 soll der Ausschuss für Umwelt und Technik entscheiden, ob die provisorischen Umbauten zu einer Dauerlösung werden - und sich die Schranke bei P 1/Q 1 nie mehr öffnet.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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