Musikbranche

Musikalische Existenzen geebnet - Zehn Jahre Mannheimer Bandsupport

Der Mannheimer Bandsupport feiert Jubiläum. Seit zehn Jahren unterstützt und fördert das Projekt junge Nachwuchskünstler

Von 
Markus Mertens
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Das Foto zeigt ein Abschlusskonzert des Bandsupports aus dem Jahr 2016. © Gionathan Lo Mascolo, Alessio Troncone

Mannheim. Wenn es den Mannheimer Bandsupport nicht gäbe, man müsste ihn erfinden. Denn in den zehn Jahren, die das Format zur Unterstützung junger Musiker in Mannheim nun existiert, wurden nicht nur rund 60 Künstler aus den verschiedensten Genres mit Fachwissen und Tatkraft unterstützt, sondern auch Wege in musikalische Existenzen geebnet.

Zu verdanken hat die Unesco City of Music Mannheim diesen Erfolg maßgeblich einer Frau, die sich schon in Studienzeiten für eine starke Förderung mutiger Künstler einsetzte: Beril Yilmam-Kohl. Schon in ihrer Masterarbeit beschäftigte sich die heutige Beauftragte für Musik und Popkultur mit den Möglichkeiten regionaler Pop- und Kulturförderung und befragte dafür Jugendhäuser, Konzertlocations und die Popakademie nach Chancen und Bedürfnissen. Die Ergebnisse ihrer Recherche waren die Grundlage dessen, was ein Jahr später in Form des Bandsupports Gestalt annehmen sollte.

Unbezahlbare Beratung

Rund zwölf Monate, nachdem sie die Position übernommen hatte, ging der Bandsupport mit einer Vision an den Start: jungen Musikern von 14 bis 27 Jahren als quasi universelles Beratungs- und Hilfsnetzwerk proaktiv zur Seite zu stehen. Wer den Bewerbungs- und Auswahlprozess hinter sich gebracht hatte und zu den sechs glücklichen Kandidaten gehörte, die einen Coach zugewiesen bekamen, durfte sich ein Jahr über eine Beratung freuen, die sprichwörtlich unbezahlbar war.

© Alessio Troncone

Ob die Jungmusiker nun in Bühnenpräsenz gecoacht wurden, erste professionelle Pressebilder entstanden, Proberäume gefunden wurden oder erste Auftritte vermittelt werden konnten: Kulturprofis wie Rainer Döhring, David Becker oder Irene Claussen Gomez schulten vom Sounddesign bis zum perfekten Arrangement für die eigenen Songs so breit, wie man sich das nur vorstellen kann. Zumal sich der Bandsupport bei der Auswahl seiner Künstler keineswegs an kommerziellen Kriterien orientierte und auch über Genregrenzen hinaus rekrutierte. Beril Yilmam-Kohl sagt dazu: „Unser Ziel war es, dass sich die Musiker voll und ganz mit ihrer eigenen Musik auseinandersetzen können.“

Zwei Beispiele belegen den Erfolg des Projekts. Das eine ist die Sängerin Marie, die sich 2015 mit ihrem fragil-schönen Pop beim Bandsupport bewarb und Gehör fand. Damals noch schüchtern und zurückhaltend, erinnert sich Beril Yilmam-Kohl an eine junge Frau voller Potenzial, die jedoch noch nicht vollends an sich oder die eigene Karriere glaubte. „Nach dem Jahr bei uns war Marie wie ausgewechselt“, berichtet sie und erzählt stolz von der Entwicklung einer Sängerin, die sich mit entschlossenem Elektropop längst ihr eigenes Publikum erspielt hat.

In ganz andere Gefilde dagegen ging es für die Band Half Past Eight, die mit brettharter Metal-Musik um Unterstützung bat. Schon dereinst für die Hardrock-Covers von beliebten Chart-Hits bekannt, wirkte das Jahr im Unterstützungsprogramm von Next Mannheim wie ein Katalysator der eigenen Fertigkeiten. Die jüngsten Videos der Band erreichten auf Portalen wie YouTube Reichweiten jenseits der 100 000 Aufrufe.

Resonanz aus ganz Deutschland

Deutschlandweit schlugen die Errungenschaften des Bandsupports so hohe Wellen, dass das Organisationsteam um Beril Yilmam-Kohl Bewerbungen von Musikern aus München und Hannover erreichten, doch die Popbeauftragte stellt klar: „So sehr uns die Resonanz aus ganz Deutschland ehrt: Wir sind ein Mannheimer Projekt für Mannheimer Musiker und für die wollen wir individuell und intensiv da sein.“ Und das selbst dann, wenn sich Musiker innerhalb der Branche irgendwann umorientieren. Mehr als einmal habe man Entwicklungen verfolgt, in denen frühere Bandsupport-Musiker später als Tontechniker, Veranstalter oder Tonstudio-Produzenten auftreten, um dann zu Kooperationen zurückzukehren.

So entstand eine Plattform musikalischer Kräfte, auf die man bei Next Mannheim mit Stolz blickt –und gleichzeitig auch Pläne der weiteren Öffnung nach vorne treibt: indem noch mehr Bürger von der Bedeutung junger Künstlerförderung erfahren und auch Nicht-Musiker sich über die seminarartigen Bandsupport Lectures zu einzelnen Fachbereichen der Branche fortbilden können. Doch erst einmal darf sich das Projekt für das Zehnjährige feiern lassen.

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