Mannheim. Der Mannheimer Tim Sperber hat Deutschland beim Y7-Gipfel, dem Jugendformat des G7-Gipfels, vertreten. Das Event fand in Japan statt. Es ist nicht das erste Mal, dass Sperber an so einem Format teilnimmt. Bereits vor einem Jahr war er beim Y20-Gipfel in Indonesien, dem G20-Pendant, dabei.
Demokratien unter sich
Und was war nun der Unterschied? „Man ist sich schon viel näher“, erzählt Sperber. „Bei Y7 sind es eben alles demokratische Staaten. Bei Y20 hat man Russland oder Saudi-Arabien dabei. . .“, berichtet er am Telefon. Entscheidungen seien leichter gefallen, man sei auf „einer Wellenlänge“ gewesen. Sperber ist Vorstand der Mannheimer Sportkreisjugend. Über diese, die Deutsche Sportjugend und das Deutsche Nationalkomitee für internationale Jugendarbeit (DNK) kam er überhaupt nach Japan.
Die Jugend entscheidet (anders)?
Ziel der Jugendgipfel ist es, Politikempfehlungen an die Staatschefs für den jeweiligen Gipfel zu richten. In Japan wurde alles in einem sogenannten Kommuniqué notiert und Japans Premierminister übergeben, erzählt Sperber.
Manganknollen sind keine Kartoffeln
Die Themenbereiche, die darin vorkamen, waren vielseitig: Aufgeteilt in „Tracks“, arbeiteten die Jugendlichen an Problemstellungen von digitaler Transformation über Soziales bis hin zu Umwelt. Bei letzterem Themenblock ging es etwa um „Manganknollen“ am Meeresboden, in denen (in unserer Zeit besonders) wertvolle Rohstoffe wie Lithium und Mangan enthalten sind.
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„Da gibt es zwei Möglichkeiten: Mit dem Roboter alles vorsichtig einzeln hochholen, was sehr teuer ist. Oder die Brachialmethode: Einmal mit dem Schleppnetz alles abfischen und dabei die Umwelt schädigen“, erzählt Sperber. Gegen Letztere hätten „alle Anwesenden gestimmt, obwohl ja unterschiedliche politische Richtungen da sicher eigentlich andere Vorstellungen haben“, erzählt er.
Teilnehmer wird gebremst
Und die aktuelle politische Lage spielte eine große Rolle. Als die Jugendlichen den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verurteilen, habe ein „Teilnehmer, der halb Chinese und halb Japaner war, das dann relativieren wollen“, sagt Sperber. „Der wurde da dann ganz schön zurückgepfiffen, auch von den Organisatoren.“ Er fügt hinzu: „Es geht viel um Wording im Kommuniqué. Wir haben zum Beispiel festgehalten, dass wir den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ,condamnen', also scharf verurteilen.“
Einhalt für TikTok und Facebook
Auch beim Track digitale Transformation war Sperber eingeteilt. Es ging darum, „dass die Jugend und Kinder beim Thema Daten und Sicherheit im Netz nicht abgehängt werden“, erklärt er. „Bei G7 ist das so, dass die den Tech-Giganten eher immer hinterherrennen, was Gesetzgebung und Co. angeht.“ Das müsse sich ändern.
„Da müssen die Staaten sich zusammenschließen, die Geschwindigkeit erhöhen. Und wenn dann China etwas hier will, dann muss man sagen: Hier sind die Gesetze, und an die müsst ihr euch halten.“ Sei es beim Thema Daten, Schutz vor Online-Glücksspielsucht oder auch pornografischen Inhalten. Mit Sperber diskutierten etwa eine „junge Apple-Mitarbeiterin oder ein Internet-Policy-Experte sehr konstruktiv“, erzählt er.
Jugend ist friedensstiftend - aber scheitert auch
Doch manchmal scheitere man auch, sagt Sperber. So wollten die Jugendlichen das Konzept „Youth Peace Security“ gesetzt haben und haben es im Kommuniqué verankert. Das Konzept wird etwa in Finnland schon erfolgreich durchgesetzt und soll zivilgesellschaftliches Engagement fördern und entstehen lassen, „und die Jugend in ihrer friedensbildenden und erhaltenden Kraft stärken“, erklärt Sperber. Dabei gehe es nicht nur um Außenpolitik, sondern etwa darum, Hatespeech, also Hass im Netz, einzudämmen.
Unterstützung aus dem Bundeskanzleramt selbst
Doch dies sei einfach nicht aufgenommen worden in die G7-Agenda, berichtet er. Vertreter aus dem Bundeskanzleramt selbst hatten sich dann aber dafür eingesetzt und Rücksprache mit den Jugendvertretern aus Deutschland gehalten, nachdem sie das merkten, berichtet Sperber. Sie hatten motiviert, dass die anderen internationalen Jugendorganisationen hier nochmal das Gespräch mit ihren Regierungen suchen und diese überzeugen, Druck zu machen.
„Brauchen Grünflächen“
Neben Regierungsvertretern traf Sperber im Übrigen auch Japans Olympiachefin Seiko Hashimoto, die maßgeblich an der Ausrichtung der Spiele in Tokio beteiligt war. Sperber, der selbst Sport liebt, hat sich zudem beim Y7 mit einer Teilnehmerin mit Sporthintergrund „die ganze Zeit viel über Sport unterhalten“. Das habe verbunden - und dabei schwangen auch noch so viele andere Themen mit: „Wir brauchen in den Städten Grünflächen, auf denen man eben auch Sport machen kann. Sogenannte ,Recreational Areas’.“ Denn die dienten „auch der Gesundheit des Menschen und nicht nur der Umwelt!“, sagt er.
OB-Wahl und Co.: "Beteiligt euch!"
Gerade jetzt, vor der OB-Wahl, betont Sperber: „Es gibt viele Leute, die vor so einer Wahl immer viel motzen, „,ach das ist doch nur alle paar Jahre, und es ändert sich nix’“. Dem sei nicht so, es gebe zudem viele Arten von Beteiligung, „wo man was verändern kann“. Y7 sei eine davon. „Aber auch im Lokalen geht das, ich sage nur Stadtteilversammlung“, macht Sperber deutlich. Vom DNK werden stets Jugendliche als Delegierte gesucht, die sich bei den Verbänden bewerben können.
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