Der Mannheimer Herzogenriedpark steht eigentlich vor allem für idyllische Natur und ein entspanntes Ambiente. An diesem Wochenende betreten Besucherinnen und Besucher aber eine andere Welt, die mehrere 100 Jahre in der Vergangenheit liegt: Bereits zum 17. Mal lockt der Mittelalterliche Jahrmarkt.
Bereits beim Betreten sorgt mitreißende Dudelsackmusik für eine besondere Atmosphäre. 137 Stände mit Handwerkskunst, Schmuck, Kleidung und kulinarischen Highlights aus der damaligen Epoche laden zum Bummeln ein. Zahlreiche Menschen in Gewandung flanieren über den Markt.
Eine Viertelmillion Besucher seit Beginn des Mannheimer Mittelaltermarktes
Im Jahr 2005 fand der Mittelalterliche Jahrmarkt zum ersten Mal statt, erzählt Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Stadtpark Mannheim gGmbH. Viele Besucher nähmen Strecken von bis zu 300 Kilometer auf sich, um dabei zu sein, erzählt er. Mit der Zeit sind die Besucherzahlen immer mehr gewachsen. „Wenn man mal einen Strich drunter macht, hat der Markt über die ganzen 17 Jahre eine Viertelmillion Besucher und Besucherinnen gebracht.“
Die Idee, einen mittelalterlichen Markt in Mannheim auf die Beine zu stellen, hatte Wolfgang Adrian, Gärtnerischer Leiter der Stadtparks, der auch den Bauernmarkt im September organisiert und selbst Gewandung trägt. Adrian besucht auch privat gern Mittelalterjahrmärkte. „Irgendwann beim Joggen habe ich dann mal die Idee gehabt, dass man hier auch einen Mittelaltermarkt machen könnte.“
Adrian besuchte daraufhin mit seiner Familie an Wochenende einschlägige Märkte und fragte Aussteller, ob sie Interesse hätten, in Mannheim dabei zu sein. „Es ist natürlich am Anfang recht schwierig, denn einen neuen Markt kennt man nicht“, sagt er. Es sei auch ein Risiko für den Händler. Zudem gebe es im Sommer genug etablierte Märkte.
Park macht besondere Atmosphäre des Mannheimer Mittelaltermarktes aus
„Also haben wir gesagt, dann machen wir das Anfang März und probieren wir es um diese Jahreszeit aus“, erinnert er sich. „Dann sind wir dabei geblieben und das hat sich, wie man sieht, mehr als bewährt.“ Der Großteil der Aussteller komme seit Jahren. Inzwischen melden sich viele von ihnen von sich aus, sagt Adrian.
Das Besondere am Veranstaltungsort sei einerseits das Parkambiente an sich, so Adrian. „Es ist ein Riesenbonus. Und natürlich auch was Sicherheit angeht, leichter handeln, da man einen Zaun außen herum hat.“ Man benötige nicht tausende von Securitymitarbeitern oder müsse auch keinen Bauzaun aufstellen. Auch der Platz für die Aussteller kann großzügig vergeben werden. Die kämen zum Teil aus ganz Deutschland, vereinzelt aber auch aus Ländern wie Polen, Tschechien und Frankreich.
Was das Thema Mittelalter so beliebt macht, hat laut Adrian einerseits damit zu tun, dass man bereits in der Schule vieles darüber gelernt hat und auch im Alltag damit häufiger konfrontiert wird. Sei es eine alte Kirche oder eine Burg.
Das erste ist natürlich, man lernt irgendwann mal in der Schule was aus dem Mittelalter. „Und dann haben Filme wie Game of Thrones, Herr der Ringe, Hobbit und damit zu tun, das hat dann ganz viele Leute auf das Thema gebracht.“ Auch das Essen der damaligen Epoche sei interessant. Auf dem Markt können die Gäste Köstlichkeiten wie Feuertopf, Entenkeule und Gebäck, aber auch warmen Honigwein Met genießen.
Neben Essenständen finden die Gäste auch Möglichkeiten zur Unterhaltung wie Musik von Gruppen wie Tarranis. Für die Kleinsten gibt es verschiedene Spiele, wie etwa Bogen schießen, und ein handbetriebenes Karussell. Vorführungen im Bereich Handwerk, etwa bei einem Schmied, einer Filzerin, einem Buchdrucker Ein Instrumentebauer und Glasbläser geben ebenfalls einen Eindruck in die damalige Zeit. Außerdem ist der Park am Abend mit Fackeln atmosphärisch beleuchtet.
Ein Gaukler begeistert mit einer Jonglage, bei der nicht nur die Kinder mit staunenden Augen zuschauen. Elmar und Rita aus Mühlhausen genießen das Konzert. „Wir kommen jedes Jahr auf den Mittelalterlichen Jahrmarkt“, erzählt er. Das gewandete Paar genießt die Atmosphäre, aber auch die Musik. Rita empfindet das Klientel als sehr angenehm. „Hier gibt es keine aggressiven Leute“, lobt sie. Mario und seine Tochter Jay kommen auch seit zehn Jahren her.
Bevorzugt am Freitag, weil es da entspannter zugeht, verrät der Viernheimer und schmunzelt. Die beiden kaufen gern gern ein: Von Ledertaschen, über Armbänder bis zu einem Historienroman. Die 17-Jährige genießt zudem das Ambiente – und das Miteinander mit dem anderen Besuchern. „Hier wird jeder so akzeptiert, wie man ist.“
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