Reportage (mit Fotostrecke)

Mit zwei Mannheimer Ruderern auf dem Neckar unterwegs

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Der gemischte Achterin der Mitte des Neckars.Im Hintergrund sind die Neckaruferbebauung, die Kurpfalzbrücke,der Fernmeldeturmund das Collini-Centerzu sehen. © Jonathan Funk

Mannheim. In dieser Reportage-Reihe begleitet Jonathan Funk Menschen, die im höheren Alter noch aktiv Sport treiben. Dafür trifft er den Senioren-Achter der Mannheimer Rudergesellschaft. Zwei Sportler verschaffen ihm einen Einblick in deren Welt. Funks Reportage ist ein wachsendes, fortlaufendes Projekt, zu dem immer wieder neue Protagonistinnen und Protagonisten aus der Stadt hinzukommen sollen.

Zu Gast bei der Rudergesellschaft unweit des Klinikums am Neckar: Klaus Essig und Florian Kärcher – 56 und 52 Jahre alt – sitzen schon ihr ganzes Leben auf den Rollbrettern ihrer Ruderboote. In jungen Jahren ruderten beide auf Wettkampfniveau. Mittlerweile sind die beiden Freunde berufstätig, gleiten immer noch einmal pro Woche über den Neckar.

Sport

Der gemischte Achter der Mannheimer Rudergesellschaft

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Klaus Essig ist 1966 in Mannheim geboren und lebt noch immer hier. Seine Karriere im Rudersport startete er 1978 im Alter von zwölf Jahren. Das Boot, in dem er gemeinsam mit Florian Kärcher in den Rudern hängt, heißt Liselotte und ist deutlich jünger als die beiden: Baujahr 1998. Früher war Essig Ruderer auf Leistungsniveau.

Er leistete unzählige Rennen und Trainingseinheiten ab, bis er die Geschäftsführung des Familienunternehmens von seinem Vater übernahm. Heute ist er Geschäftsführer eines Gewürzmühlen-Unternehmens. Seine Passion für den Rudersport hat jedoch Bestand, genau wie seine Adidas-Sportschuhe aus den 80ern. Noch immer verbindet ihn eine tiefe Leidenschaft mit dem Sport. „Wenn ich mal ein, zwei Wochen nicht auf dem Wasser bin, fühle ich mich unwohl. Das ist mein Ausgleich.“

Die Tochter gibt den Ton an

Florian Kärcher ist 1970 in Boppard, kurz vor Koblenz, geboren. Der 52-jährige Sportler lebt heute gemeinsam mit seiner Familie in Ludwigshafen. Er sitzt auf der Ruderposition des Schlagmannes. „Ich sitze meistens auf dieser Position, ich mag es aber nicht so. Ist anstrengend“, erzählt er und lacht dabei herzlich mit seiner Tochter. Mia ist oft dabei. Sie kommt aus der rhythmischen Sportgymnastik und begleitet ihren Vater aufgrund einer Verletzungspause seit einer Weile regelmäßig auf das Wasser. Sie übernimmt die Rolle der Steuerfrau und sitzt an diesem kalten Sonntagmorgen dick und warm eingepackt am Bug des Bootes und navigiert den gemischten Senioren-Achter vom Fernmeldeturm zur Neckarspitze.

Über den Fotografen

  • Jonathan Funk ist Fotograf aus Mannheim und widmet sich überwiegend der Reportage- und Dokumentarfotografie rund um die Themen Politik und Gesellschaft sowie verschiedenen Formen von Kunst und (Sub-)Kultur. Häufig befasst er sich mit scheinbar alltäglichen Szenen, die er in einen politischen Kontext einordnet und in Beziehung zueinander setzt.
  • Seine Serien zeigen einen nüchternen und weiten Blick auf die ihn umgebenden Städte, Orte und Menschen. Seine Bilder entstehen sowohl analog als auch digital. lok
  • www.jonathanfunk.com

Kärcher startete ebenfalls im Alter von zwölf Jahren seine Rennkarriere im Rudersport. Sein Weg führte ihn von Boppard über Gießen zur Mannheimer Rudergesellschaft. Er trainierte damals bis zu acht Mal in der Woche – Rudern war sein Leben. Über viele Jahre hinweg war er Vollzeit aktiv. In dieser Trainingseinheit trägt Florian Kärcher einen besonderen Pullover, der ihn an diese Zeit erinnert. Er tauschte den gelben Pullover mit der Aufschrift „Romania“ 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona mit einem Ruderer der rumänischen Nationalmannschaft.

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Ingenieur statt Ruder-Profi

Bis heute spielen die Boote, das Wasser, die Bewegung und das Vereinsleben eine wichtige Rolle in seinem Leben. Seit der Rudersport allerdings nicht mehr seinen absoluten Lebensmittelpunkt darstellt, ist Kärcher Ingenieur. Er konzipiert große Kraftwerke und Gebäudekomplexe in der Chemiebranche. Einmal die Woche sitzt er jedoch mit Klaus Essig und den sechs anderen des gemischten Achters auf den Rollbrettern ihres Boots und drückt seine Beine in das Stemmbrett.

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