Um 19.05 Uhr meldet Verkehrspolizeichef Dieter Schäfer: „Jeder Besucher kommt rechtzeitig zum Konzert.“ Um diese Zeit herrscht rund um das, aber auch auf dem Maimarktgelände absolut entspannte Atmosphäre. Und der Jubel ist riesig, als Guns N‘ Roses pünktlich um 19.35 Uhr die Bühne für eine dreistündige Rockshow betreten.
Die Polizei ist zu diesem Zeitpunkt tiefenentspannt: Der Großparkplatz am Maimarktgelände ist zu 90 Prozent belegt, auch auf anderen Flächen ist Platz. Der Einsatzhubschrauber zeigt Bilder von den Parkplätzen rund um die benachbarte SAP Arena: Auf weiten Teilen herrscht gähnende Leere. Schäfer zieht daraus den Schluss: Viele Rockfans haben den Rat von Veranstaltern und Behörden befolgt und sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln aufs Mühlfeld gefahren. Einen kleinen Stau habe es auf der Anfahrt von der A 6 aus Richtung Viernheimer Kreuz gegeben. Der habe sich aber schnell wieder aufgelöst, berichtet Polizeisprecher Michael Klump. Unfälle? Bis auf einen kleinen glücklicherweise Fehlanzeige. Nur die angekündigte Sperre der A 650 von der Pfalz in Richtung Mannheim hat so manchen doch überrascht.
Auch bei den Einsatzkräften von THW, Feuerwehr und Rotem Kreuz ist die Lage ruhig. Mit 160 Mitarbeitern sind alleine die Rettungssanitäter auf dem Gelände für alle Eventualitäten vorbereitet, haben aber bis zum Beginn des Guns N‘ Roses-Konzerts vielleicht 30 Einsätze, meist geht es um Kreislaufprobleme. „Das wird sich später ändern“, prophezeit DRK-Einsatzleiter Michael Höhne. Wenn das Publikum ans Tanzen kommt, gibt‘s verdrehte Knöchel und Ähnliches, weiß er aus Erfahrung.
Kein Nadelöhr am Eingang
Entspannung auch bei den 50 000 Rockfans. Dazu hat sicher beigetragen, dass die Einlass- und Sicherheitskontrollen nicht am Maimarkt-Eingang stattfinden, sondern nach hinten verlegt sind und auf wesentlich mehr Eingänge verteilt sind. So werden die Tore nicht zum Nadelöhr.
„Das ist super organisiert hier“, sagt Joachim Scheible, der mit seinen Freunden aus Eberbach und Mosbach nach Mannheim gekommen ist. Das sei bei den letzten Open-Air-Konzerten noch ganz anders gewesen. Scheible freut sich auch ein Wiedersehen mit Axl Rose und Slash. Zuletzt hat er sie bei der legendären 1991er Tour gesehen, aber nicht in Mannheim, sondern im Karlsruher Wildparkstadion – vom Zimmer seiner Freundin im benachbarten Schwesternwohnheim.
Seine Partnerin begleitet ihn heute erstmals zu einem Rockkonzert. Die Freundinnen hätten’s gar nicht glauben wollen. „Aber ich war mit ihr auch bei Florian Silbereisen. Jetzt muss sie auch mal mit mir mitkommen“, grinst Scheible. Beide sind passend ins aktuelle Tour-Shirt von Guns N‘ Roses geschlüpft.
Klaus Messel aus Mosbach ist zum ersten Mal auf einem Rockkonzert und begeistert von der entspannten Atmosphäre: „Kein Vergleich zum Fußball. Ich find‘ das sowas von locker hier“, sagt er. Viele im Publikum tragen Band-T-Shirts, manche sogar einen Slash-Zylinder oder die roten langen Haare, die Axl Rose in seinen jungen wilden Jahren schüttelte. Tobi und Marius aus Reichenbach im Hunsrück haben auch die stilechte Sonnenbrille von damals dabei. „Im Internet bestellt“, grinst Marius. Sie freuen sich besonders auf „Sweet Child O‘ Mine“.
Auch der Last-Minute-Sieg der deutschen Nationalmannschaft hat seine Spuren hinterlassen: Nicht wenige Fans kommen in Trikots, zum Teil auch mit schwarz-rot-goldener Fahne.
Ein T-Shirt der 1991er Tour trägt Slavko Jovicic. Er war damals mit dabei beim legendären Mannheimer Gunners-Konzert, dem durch die Launen der Band um ein Haar der Abbruch drohte. „Wir haben davon gar nix mitbekommen“, sagt Jovicic. Da er allerdings mit 50 Kumpels vom Fußballverein SV Sternenfels in Mannheim war und schon im Bus das eine oder andere Bier vernichtet wurde, kann er sich so genau an die „technische Pause“ nicht erinnern. Er hat nur bemerkt: „Irgendwie war der Axl unzufrieden an dem Tag“.
Auf der Song-Wunschliste vieler Zuschauer steht übrigens „November Rain“ ganz oben, gefolgt von „Live And Let Die“ und natürlich dem Hit „Paradise City“. Dieses und vieles anderes spielen Guns N‘ Roses natürlich – und zur Erleichterung des Publikums mit einem keineswegs so schlechten Sound wie kürzlich in Berlin.
Nur eines stößt manchem Besucher auf: Ein 0,5-Liter-Bier kostet 5,20 Euro. Slavko Jovicic war kürzlich bei einer Veranstaltung im Casino von Baden-Baden. „Da hab ich für ein Weizen 3,80 Euro bezahlt.“ (Eine ausführliche Konzertkritik folgt in der Dienstag-Ausgabe).
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