Volkshochschule

Mit dem Waschbär an der Abendakademie Mannheim in ein Semester voller Wandel

Die Mannheimer Abendakademie bietet mit 2500 Kursen von Yoga bis Feminismus ein vielfältiges Programm für 40.000 Teilnehmer jährlich.

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Stefanie Ball
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Die Geschäftsführerin der Abendakademie, Susanne Deß (links), und Frauke Kühnl, Leiterin Kommunikation, präsentieren das neue Magazin der Abendakademie. Das Programm läuft von März bis September. © Stefanie Ball

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abendakademie Mannheim bietet ein vielfältiges Kursprogramm von März bis September an.
  • Der Waschbär symbolisiert Transformation, ein zentrales Thema des neuen Semesters.
  • Ein Schwerpunkt liegt auf Feminismus und gesellschaftlichem Dialog.

Mannheim. Es ist ein reicher Fundus, aus dem sich wählen lässt: Von der asiatischen Tigermücke und wie man sie in Schach halten kann, über Steuererklärung leicht gemacht bis hin zum Bogenschießen, von richtigen Prompts für ChatGPT über die Frage, was das Asylrecht eigentlich ist, bis hin zu Sommerrezepten bietet die Mannheimer Abendakademie einen bunten Strauß an Angeboten. Rund 1500 finden sich im brandneuen Magazin des aktuellen Kurshalbjahres, das von März bis September läuft, und weil die Kurse fortlaufend erweitert, ergänzt, aufgestockt werden, werden es am Ende um die 2500 sein. „Wir haben ein tolles Programm, und wir werden nachgefragt“, sagt Susanne Deß, die Geschäftsführerin der Abendakademie.

Die Nachfrage liegt bei 40.000 Menschen, die die Kurse, Workshops, Vorträge pro Jahr buchen und besuchen, das ist nicht ganz das Niveau von Vor-Corona-Zeiten, aber fast. Dass sich viele Menschen ins Private zurückgezogen haben, merkt auch die Abendakademie, trotzdem ist Mannheims Volkshochschule, wie sie mit Zweitnamen auch heißt, die größte in Baden-Württemberg. „Darauf sind wir stolz“, sagt Deß und betont, dass es gar nicht so sehr darauf ankomme, ob jemand lieber näht, tanzt, kocht, eine Sprache lernt oder philosophiert. „Wir wollen die Möglichkeit zum Austausch, zum Beisammensein und zur Gesellschaft schaffen.“

Waschbär als Symboltier auf dem Magazintitel

Dies sei in Zeiten wie diesen umso wichtiger. „Wir leben in sehr unruhigen Zeiten, die geprägt sind von dramatischen Veränderungen und Richtungswechseln“, sagt Frauke Kühnl, die die Kommunikation der Einrichtung leitet. Die Abendakademie sieht sich vor dem Hintergrund zum einen als Ort der Demokratie, zum anderen als Lernort, der Hilfestellung im Alltag gibt, um die Herausforderungen besser meistern zu können. „Alles im Wandel“ lautet denn auch das Motto des neuen Semesters, wobei ein Waschbär das Cover des Magazins ziert. „Nicht wirklich ein Sympathieträger, aber ein Meister der Transformation“, so Kühnl.

Neben Volkshochschul-Klassikern wie beispielsweise den Sprachkursen ist die Nachfrage im Gesundheitsbereich nach Aussage von Deß anhaltend hoch. Ob Yoga, Zumba, Wirbelsäulengymnastik, Pilates oder Stretching in der Mittagspause – der Run hält an, und Deß sieht auch hier den gesellschaftspolitischen Auftrag der Volkshochschulen erfüllt: „Wir brauchen stabile, fitte Menschen, wichtig ist, etwas gemeinsam zu machen und selbst davon zu profitieren.“ Fitness will die Abendakademie jedoch nicht allein aufs Körperliche beziehen: Deshalb bietet sie neben Kursen zur mentalen Gesundheit ein Zirkeltraining für die Seele an, ein Aktionstag am 17. Mai, an dem aus verschiedenen Blickwinkeln die Psyche in den Mittelpunkt des Wohlbefindens gestellt wird.

Feminismus als Schwerpunkt im neuen Semester

Neu ist auch das Schwerpunktthema Feminismus. Denn: „Für eine gerechte Gesellschaft muss Feminismus nach wie vor auf der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Agenda stehen“, wirbt das Programm für einen Dialog an verschiedenen Terminen. Dazu zählt ein Vortragsabend in der (nicht neuen) Reihe „Frauenmacht“, an dem „Leuchtturm-Frauen“ von ihren beruflichen und persönlichen Erfahrungen berichten. An dem Termin (27. März) wird die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Mannheim, Zahra Deilami, den Julie Bassermann-Preis verleihen; die deutsche Frauenrechtlerin wurde 1860 in Mannheim geboren, war Mitglied im Gemeinderat und hat unter anderem den Verein Frauenbildung-Frauenstudium gegründet. Der Preis prämiert betriebswirtschaftliche Arbeiten, die den Gender-Gap im Bereich „Frauen in Führungspositionen“ und dessen Beseitigung beleuchten.

„Deep Talk“ lautet ein weiteres neues Format, das einlädt, über aktuelle Themen, die die Menschen, die Stadt bewegen, zu reden. Das Podiumsgespräch mit anschließender Diskussionsrunde findet in Kooperation mit dem Rhein-Neckar Fernsehen in unregelmäßigen Abständen an einem Mittwoch um 18 Uhr statt, RNF zeichnet das Gespräch auf und sendet es im eigenen Programm. Das Thema: offen, Ideen gibt es viele, der Eintritt ist frei. Auftakt bildet am 2. April das Thema „Der Tod: Die letzte Transformation“.

Nicht neu ist die berufliche Bildung. „Viele Arbeitnehmer wissen nicht, dass ihnen pro Kalenderjahr fünf Tage bezahlter Bildungsurlaub zustehen“, sagt Deß und verweist hier auf Kurse der Abendakademie, die dafür eigens zertifiziert wurden, damit sie als Bildungsurlaub anerkannt werden.

Kritisch sieht die Geschäftsführerin der Abendakademie die Einstellung eines Teils der Berufssprachkurse, die unter anderem Menschen mit Migrationshintergrund die Möglichkeit bieten, das Sprachniveau B2 zu erwerben. Das wiederum ist häufig Voraussetzung für eine Einstellung. Das Bundesamt für Migration hatte die Förderung nach dem Scheitern der Ampel-Koalition in Berlin fürs Erste zusammengestrichen. Die Abendakademie, nach eigenen Angaben größter Träger für diese Kurse in der Stadt, hatte mit acht Kursen geplant, rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hätten sich angemeldet oder interessiert, den meisten musste nun abgesagt werden. „Das ist ein herber Schlag für die Menschen, die das Zertifikat dringend gebraucht hätten, um arbeiten zu können.“

Mehr zu den Kursen auf der Webseite der Abendakademie Mannheim

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