Bildung - Internationaler Bund startet in Neckarau 40-Millionen-Vorhaben / Fünf Einrichtungen von Kita bis Hochschule unter einem Dach

„Mit Abstand größtes Projekt“

Von 
Bertram Bähr
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Matthias Düsi und sein Team sind voller Tatendrang. Im „Education Innovation Lab“ – dem Versuchslabor für innovative Bildung – beschäftigen sich die Mitarbeiter des Internationalen Bunds (IB) unter anderem mit Holzspielzeug, das die Konzentrationsfähigkeit von Kindern misst und an die betreuenden Pädagogen weitermelden kann. Mit Lehrern des IB testen sie mobile Whiteboards – auf denen Computer-Inhalte dargestellt werden können. Oder sie tüfteln am „Digitalen Klassenzimmer“. Es ermöglicht Schülern, während des Unterrichts Experten live in den Unterricht zu holen und mit ihnen zu diskutieren.

Das „Innovation Lab“ ist Bestandteil eines Konzepts, mit dem der IB Neuland betritt. Bildungscampus nennt sich das 40-Millionen-Euro-Projekt, das bis 2023 in die Tat umgesetzt werden soll. Mit dem symbolischen ersten Spatenstich auf dem ehemaligen Vögele-Gelände an der Oskar-Meixner-Straße in Neckarau fiel jetzt der Startschuss. Am Ende sollen fünf Bildungseinrichtungen, die eigenständig organisiert sind, allen beteiligten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen neue Möglichkeiten des Austauschs und der Zusammenarbeit bieten (wir berichteten). Digitale Bildungskonzepte werden dabei einen hohen Stellenwert einnehmen – hier kommt das „Innovation Lab“ ins Spiel. Ermöglicht hat es der weltweit tätige US-Software-Konzern Microsoft, indem er das IB-Großprojekt als erstes in Deutschland in sein 2018 aufgesetztes „Flagship School“-Programm aufgenommen hat. „Wir arbeiten seit dem vergangenen Herbst mit Microsoft zusammen“,so Düsi.

Beim Spatenstich vor Ort war denn auch Anthony Salcito, Vizepräsident der Microsoft-Bildungssparte. In seiner auf Englisch gehaltenen Rede betonte er die Bedeutung der Bildung für die Aufstiegsmöglichkeiten gerade von jungen Menschen, die nicht die günstigsten Voraussetzungen mitbringen. Das „Flagship School“-Programm stellte er als Möglichkeit vor, die besten digitalen Unterrichtskonzepte aus der ganzen Welt zu bündeln und wechselseitig davon zu profitieren.

Voneinander profitieren sollen auch die Mannheimer Kinder und Jugendlichen, die den Bildungscampus besuchen. Wie, darüber sprach IB-Vorstandsmitglied Stefan Guffart mit Ulrike Feil (Regionalleiterin Medizinische Akademie), Perizat Daglioglu (Präsidenten der Hochschule der Wirtschaft für Management), Marco von Grzegorzewski (Leiter der Carlo-Schmid-Schule), Kira-Maria Höll (IB-Bereichsleiterin Kindertagsstätten) und Max Humbs (IB-Regionalleiter). Kira-Maria Höll etwa setzt große Hoffnungen auf die „fließenden Übergänge“ zwischen den einzelnen Einrichtungen und die Zusammenarbeit beispielsweise mit Logopäden und Ergotherapeuten, die im gleichen Komplex in der Medizinischen Akademie arbeiten. Marco von Grzegorzewski ist in erster Linie glücklich über die lange ersehnten Räumlichkeiten, die ganz andere Lernmöglichkeiten böten.

Kita und Grundschule sollen nach Angaben von Architekt Veit Ruser nach Ende des ersten Bauabschnitts zum Schuljahr 2021/22 starten, bis dahin könnte auch die Carlo-Schmid-Schule neue Räume beziehen. Mit dem Abschluss des Gesamtprojekts rechnet Hochschul-Aufsichtsratsvorsitzender Georg Mehl im zweiten Quartal 2023.

Individuelle Förderung

Mehl betonte, dass man mit dem Projekt „individuelle Förderung ermöglichen“ wolle, gerade von Menschen „in schwierigen Lebenslagen“ – ein Ansatz, den Oberbürgermeister Peter Kurz ausdrücklich begrüßte. Er hoffe, von dem „Zusammenspiel der verschiedenen Institutionen“ beim IB lernen und die Erfahrungen auf andere übertragen zu können. Es sei „ganz hervorragend, solche Akteure als Partner in unserer Stadt zu wissen“, freute sich der OB.

IB-Vorstandsvorsitzender Thiemo Fojkar wiederum zeigte sich glücklich, mit dem Projekt in Mannheim durchstarten zu können – „auf einem leeren Gelände“, das alle Möglichkeiten biete. Nach ersten Überlegungen im Jahr 2012 sei jetzt „ein Traum Wirklichkeit geworden“, der IB verwirkliche das „mit Abstand größte Projekt“ in seiner Geschichte.

Lerncampus in Neckarau entsteht in den nächsten vier Jahren

  • Auf rund 10 000 Quadratmetern entstehen voraussichtlich bis zum Schuljahr 2021/22 Plätze für 80 Kita- und 144 Grundschulkinder.
  • Jeweils 500 Plätze bietet die weiterführende Carlo-Schmid-Schule und die Medizinische Akademie des Internationalen Bunds (IB).
  • Die Hochschule der Wirtschaft für Management kann 550 Studierende aufnehmen. Der Abschluss des Projekts ist für Mitte 2023 geplant.
  • Gebaut wird barrierefrei, Inklusion gehört zum IB-Konzept. bhr

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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