Mannheim.. Aus einem Friseurladen dudelt türkische Musik, im Schaufenster einer türkischen Bäckerei sind die süßen Leckereien zu Pyramiden gestapelt, an jeder zweiten Ecke riecht es nach Döner. Warum dieses Mannheimer Viertel im Volksmund "Little Istanbul" genannt wird, ist nicht schwer zu erraten. Es ist eine ganz eigene Welt in die Baden-Württembergs Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) am Freitag kommt.
Die in der Türkei geborene Ministerin ist nach Mannheim gereist, um sich vor Ort über die Integration von Ausländern zu informieren. Erste Station ist ein türkisches Restaurant, wo Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) der Ministerin seine Sicht der Dinge auf das Thema Integration erläutert.
In der Innenstadt, wo sich auch das türkische Viertel befindet, haben 60 Prozent der Bewohner einen Migrationshintergrund. Jeder sechste in diesem Gebiet hat türkische Wurzeln. Kurz schildert, welche Herausforderungen das mit sich bringt. Als Öney gefragt wird, wie das Land der Stadt konkret helfen könne, verweist sie auf verschiedene Projekte zur Integration, reibt aber am Schluss auch den Daumen gegen den Zeigefinger. Soll heißen: Am Ende ist alles auch eine Geldfrage.
Nachdem der Fleischspieß und die Pommes verzehrt sind, geht es fast schon im Laufschritt durch das türkische Viertel. Öney und der Pulk Journalisten, den sie im Schlepptau hat, eilen dem Zeitplan hinterher. Erster Programmpunkt an diesem Tag war der Besuch einer Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Herrenberg (Kreis Böblingen), dann ging es nach Mannheim. Für Gespräche mit den Bewohnern und Geschäftsleuten bleibt auf dem Marsch durch das Quartier erst mal keine Zeit. Bei einem Händler schaut sich Öney kurz das auf dem Gehweg präsentierte Obst und Gemüse an, dann geht es schon weiter.
Das türkische Viertel sei ein Anziehungspunkt weit über Mannheim hinaus, berichtet der städtische Integrationsbeauftragte Claus Preißler der Ministerin. Mehrere hundert Kilometer weit reisen manche Türken an, um dort einkaufen zu gehen - "weil man hier Dinge bekommt, die man nicht überall bekommt". Nicht zuletzt die vielen Geschäfte für Brautmode locken Frauen von weit her an. Letztlich seien aber mehr als 100 Nationen in diesem Viertel vertreten, erzählt Preißler - was auch zu Befindlichkeiten führe zwischen den verschiedenen Ethnien.
"Gibt es da Verteilungskämpfe?", fragt Öney. Manche Bevölkerungsgruppe fühle sich zu wenig beachtet, sagt Preißler, weil das Türkische eben so deutlich hier dominiere. Preißler erzählt die Geschichte, dass das Viertel hier eigentlich in "Türkisches Carree" umbenannt werden sollte. Eine Jury hatte sich für diesen Namen entschieden. Dann habe es aber größere Diskussionen gegeben, etwa, weil sich andere Bevölkerungsgruppen von dem Namen nicht repräsentiert fühlten. Wie das Viertel künftig heißen wird, ist nach Angaben der Stadt derzeit noch offen.(dpa)
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