Migration

Minderjährige Geflüchtete: Großer Kraftakt in Mannheim

Die Zahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer in Mannheim sinkt, doch Integration und ein Mangel an Wohnraum bleiben Herausforderungen.

Von 
Stefanie Ball
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Die unbegleiteten minderjährigen Ausländer leben oft in Kinderheimen und stationären Wohngruppen, wie hier auf dem Foto in Karlsruhe. (Symbolfoto) © picture alliance/dpa

Mannheim. Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) ist zu Beginn des Jahres 2025 zurückgegangen. Bis Ende März wurden im Mannheimer Stadtgebiet 23 Kinder und Jugendliche, die ohne ihre Eltern aus ihren Heimatländern nach Deutschland geflohen waren, aufgegriffen, wie Florian Peter, Sachgebietsleiter des UMA-Teams im Mannheimer Jugendamt, jetzt bei einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses berichtete.

Aktuell betreut das Jugendamt der Stadt – das zur Inobhutnahme gesetzlich verpflichtet ist – 180 junge Menschen. Die allermeisten leben laut Peter in Kinderheimen und stationären Wohngruppen, in 26 Fällen konnten die Kinder bei hier wohnenden Verwandten untergebracht werden. Insgesamt seien unter den UMA 19 Nationalitäten, viele stammten aus Syrien (79), gefolgt von Afghanistan (34), der Türkei (22) und Somalia (19). Nur zwölf UMA seien Mädchen; sie gelten als besonders vulnerable Gruppe, da sie sehr häufig bereits in ihren Heimatländern oder später auf der Flucht sexueller Gewalt ausgesetzt sind. Wie Peter betonte, stellen Aufnahme und Integration von UMA eine große Herausforderung dar: „Die jungen Menschen bringen ein großes Paket mit, um das wir uns kümmern müssen.“

Über allem schwebe das Asylverfahren, das die UMA durchlaufen müssten, daneben sollen die Kinder und Jugendlichen möglichst schnell die deutsche Sprache lernen sowie eine Bildungs- und Ausbildungsperspektive erhalten. Auch müssten Fluchterfahrungen sowie traumatische Erlebnisse im Heimatland verarbeitet werden. „Viele UMA haben ein psychosoziales Päckchen zu tragen“, betonte Peter. Die jungen Menschen sorgten sich auch um Verwandte, die sie zurückgelassen hätten oder die noch auf der Flucht seien, und wünschten sich, dass ihre Familien nach Deutschland nachkommen könnten.

Mangel an Wohnraum und an psychologischer Beratung

In manchen Fällen spiele delinquentes Verhalten eine Rolle, und auch Substanzmittelmissbrauch komme vor, ein „inadäquates schnelles Lösungsmittel“, wie Peter erklärte, weil nicht ausreichend und schnell genug vor allem niederschwellige Angebote in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zur Verfügung stünden. Es sei auch nicht immer einfach, die UMA davon zu überzeugen, dass es einen Hilfebedarf gibt, sie sich also psychologisch-psychiatrisch betreuen lassen sollten.

Mit das größte Problem sei der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. In den kommenden zwei Jahren sind laut Peter 42 junge Leute so weit, dass sie in die Selbstständigkeit entlassen werden könnten und müssten – allein es fehlen Wohnungen, die sie sich auch leisten könnten. „Auf dem privaten Wohnungsmarkt haben sie so gut wie keine Chance“, so Peter. Eine Verteilung der UMA auf andere Kommunen sei möglich, allerdings nur am Anfang des Hilfeprozesses, wenn die eigene Flüchtlingsquote erfüllt sei.

Trotz der Herausforderungen für Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft unterstrich Peter die Chancen. „Das sind junge Menschen, die hoch motiviert sind, die deutsche Sprache zu lernen, einen Schulabschluss zu schaffen und einen Beruf zu erlernen.“ Und dies häufig in Mangelberufen im handwerklichen Bereich. Aktuell befänden sich 23 UMAs in Ausbildung und Berufstätigkeit, 35 junge Leute suchten einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

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