Mannheim. Auf der Trauerfeier für Rouven Laur im Mannheimer Rosengarten zwei Wochen nach der Tat sagte der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne): „Es wird keinen 31. Mai mehr geben, an dem auf dem Mannheimer Marktplatz keine Blumen abgelegt werden.“
Tatsächlich gab es im vergangenen Jahr keinen einzigen Tag, an dem das Blumenmeer auf dem Marktplatz verschwunden wäre. Dies dokumentieren die Aufnahmen unseres Fotografen Christoph Blüthner. Ein Jahr lang fotografierte er den Gedenkort des Messerattentats am Mannheimer Marktplatz, immer am letzten Freitag im Monat, um 11.34 Uhr – der Uhrzeit des Verbrechens.
An diesem Ort machte er alltägliche Beobachtungen und außergewöhnliche, sah er Freude und Trauer. Da waren Kinder, die die Tauben auf dem Platz aufscheuchten und darüber lachten, während Paare vor dem Bild von Rouven Laur innehielten und sich fest an den Händen hielten. Oder einmal, an einem der Freitage, feierte ein Hochzeitspaar nach dem Ja-Wort im Alten Rathaus auf dem Marktplatz die Liebe. Einige Meter von dem Platz entfernt, an dem Christoph Blüthner immer wieder Menschen weinen sah.
An einigen der Freitage flimmerte die Hitze über dem Kopfsteinpflaster, an trüben, verregneten Tagen war es nass. Nur Schnee fiel an keinem der Freitage, die Blüthner festhielt.
Christoph Blüthner trifft auf Mannheimer Marktplatz die unterschiedlichsten Menschen
An jedem dieser Tage auf dem Marktplatz traf er auf Menschen, die beim Einkaufen oder Flanieren zufällig dort vorbeikamen – und doch am Brunnen stehen blieben, um die abgelegten Briefe zu lesen und ihren Blick über die Blumen schweifen zu lassen. Manchmal beobachtete er auch Stadtführungen, die am Marktplatzbrunnen Halt machten.
„Einmal sprach mich eine Frau an und fragte, was ich da eigentlich mache“, sagt Christoph Blüthner. Sie erzählte ihm, dass sie sich um die Blumen kümmere, die die Mannheimerinnen und Mannheimer am Brunnen des Marktplatzes ablegen.
Im Laufe des Jahres hat Christoph Blüthner unzählige Botschaften der Menschen in der Stadt gelesen, die am Marktplatzbrunnen abgelegt worden sind. Auf vielen davon wurde Rouven Laur als Held gefeiert. Nach einiger Zeit verschwanden einige der Briefe, neue kamen hinzu. „Ich hatte während des Jahres den Eindruck, dass dieser Platz immer mehr zu einem festen Ort des Gedenkens geworden ist.“ Er selbst kann sich den Brunnen am Marktplatz nicht mehr ohne die Blumen und die Botschaften der Menschen vorstellen.
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