Mannheim. Für Kinder mit einer Behinderung oder Eltern im Rollstuhl ist es zum Teil schwierig, Mannheims Spielplätze zu nutzen. Das soll sich jetzt ändern: Im Rahmen des Projekts „Kinderfreundliche Kommune“ werden in den nächsten Jahren „Mannheimer Standards für barrierefreie Spielplätze“ erarbeitet. Das steht in einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der FDP/MfM-Fraktion Der Technik-Ausschuss des Gemeinderats wird sich in seiner öffentlichen Sitzung an diesem Donnerstag, 21. September, mit dem Thema befassen (16.45 Uhr im Stadthaus in N1).
Dass es zu wenig entsprechende Spielgeräte auf den öffentlichen Spielplätzen in Mannheim gibt, findet neben FDP/MfM auch die SPD-Fraktion: FDP/MfM fordert mehr Inklusion und Barrierefreiheit auf den Spielplätzen und hat einen entsprechenden Fragenkatalog bei der Verwaltung eingereicht. Die Sozialdemokraten verlangen, bei neuen Spielplätzen und Sanierungen zumindest ein Spielelement für Kinder mit einem Handicap einzubauen.
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Mannheim habe die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderungen unterschrieben und ihnen damit verbindlich eine gleichberechtigte Teilhabe zugesagt, heißt es im FDP/MfM-Antrag vom Februar. „Das bedeutet, dass auch die städtischen Spielplätze den hohen Anforderungen von Barrierefreiheit und Inklusion genügen müssen. Jedoch sind an vielen Stellen noch keine oder zu wenig solcher Angebote vorhanden“, heißt es weiter. Bei Neuplanungen werde die Barrierefreiheit „offensichtlich nicht berücksichtigt“, wie der geplante Spielplatzneubau auf der Rheinau deutlich zeige.
Acht inklusive Spielplätze
Spielplätze, auf denen alle Geräte vollständig barrierefrei für Rollstuhlfahrende erreichbar sind, gebe es in Mannheim nicht, heißt es in der Antwort des Eigenbetriebs Stadtraumservice. Es gebe jedoch acht Spielplätze, die das Thema Inklusion in der Auswahl der Geräte und barrierefreien Zugänglichkeit widerspiegelten. Drei weitere seien - in der Offizierssiedlung und der Stadtdüne im neuen Stadtteil Franklin sowie am Mehrgenerationenspielplatz Rheinau - geplant. Letzterem bescheinigt die FDP/MfM allerdings eine ungenügende Barrierefreiheit.
Die acht genannten Spielplätze haben laut Stadtraumservice mindestens ein inklusiv nutzbares Spielelement. Sie befinden sich im Glückstein-Park, auf dem Neumarkt, am Saßnitzer Weg, im Lauergarten, im Lameygarten, am Jugendhaus Erlenhof, im Ida-Dehmel-Ring sowie auf Franklin (American-Landscape-Spielplatz). Der Stadtraumservice verweist darauf, dass viele Spielgeräte inklusiv nutzbar seien, je nach Art der Einschränkung oder Behinderung. So seien einige Spielgeräte mit Hilfe oder selbstständig inklusiv nutzbar, etwa die Kleinkinder-Bauch-Gurtschaukel, das Sandspielgerät „Raupe“, niedrige und höhere Kletter- und Balanciermöglichkeiten oder die Vogelnestschaukel. Ein Rollstuhlfahrerkarussell befindet sich am Hanns-Glückstein-Platz, eine flache Karussellscheibe am Ida-Dehmel-Ring und ein sogenannter unterfahrbarer Tisch im Lauergarten. Vollkommen barrierefrei würden Kinderspielplätze jedoch nicht geplant.
Aber nicht nur die Spielgeräte, sondern auch der Untergrund spielt bei der Barrierefreiheit eine große Rolle. Die Stadt verwendet in der Regel Holzhackschnitzelbeläge. Wenn dieser Belag sich „gesetzt“ habe und lagenweise eingebaut wurde, sei er für Rollstuhlfahrende eingeschränkt befahrbar, heißt es vonseiten des Stadtraumservice. Fallschutzbeläge würden dagegen nur selten verwendet - sie hätten Vorteile in der Ebenheit, jedoch Nachteile beim Umweltschutz und in der Unterhaltung.
Betroffene wollen mitreden
„Im Rahmen der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist es unabdingbar notwendig, auch Spielplätze inklusiv zu gestalten“, betont Klaus Wolff, Geschäftsführer des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins Mannheim (BBSV) auf Anfrage des „MM“. Neue Leitlinien für Spielplätze und Freiräume wurden jüngst in Nürnberg erarbeitet und ermöglichen allen Nutzenden die gleichen Chancen. „Der BBSV wird der Stadt Mannheim vorschlagen, gemeinsam mit den verschiedenen Betroffenenverbänden für Mannheim auf diese Leitlinien aufbauend Ähnliches für unsere Stadt zu erarbeiten“, sagte Wolff.
Damit dürfte er bei der Stadtverwaltung auf offene Ohren stoßen: Bei Beteiligungsvorhaben sollen ohnehin Vereine wie die AG Barrierefreiheit und der BBSV ins Boot geholt werden. Mit einem Jahresbudget von rund 700 000 Euro sollen je nach Größe des Spielplatzes rund zehn Spielplätze saniert werden, heißt es in der Rathaus-Antwort.
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