Mehr Busse in der Nacht - nach dem Mord an der Gast-Studentin Gabriele und den weiteren sexuellen Übergriffen auf Frauen war das eine oft gehörte Forderung in der Debatte um die Sicherheit in der Stadt. Auf der Buslinie 60, die von der Universität zu den Studentenwohnheimen im Jungbusch und in der Neckarstadt fährt, werden Stadt und Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft (RNV) nun eine Lücke im Nacht-Fahrplan schließen. Ab "Mitte des Monats" werden dort auch zwischen 23.15 Uhr und 1 Uhr Busse fahren, wie Bürgermeister Christian Specht auf Anfrage erklärt. Darüber hinaus werde geprüft, ob es auch nach 1 Uhr noch Bus-Bedarf gebe.
Bislang fährt an der Haltestelle "Universität" um 23.16 Uhr ein Bus Richtung Jungbusch und Neckarstadt ab. Dann ist über eineinhalb Stunden lang "Pause", ehe sich um 0.56 Uhr der letzte Bus der Linie auf den Weg macht. Diese Lücke soll nun mit zwei weiteren Fahrten "gefüllt" werden, so dass gegen 23.45 Uhr und 0.15 Uhr jeweils weitere Busse fahren. Die genauen Zeiten wollen Stadt und RNV bei einem Gespräch am kommenden Freitag festlegen. Dann entscheidet sich auch, ab welchem Tag genau die zusätzlichen Busse rollen.
CDU befragt Bürger
"Es war uns wichtig, diese Lücke schnell zu schließen und nicht erst zum nächsten Fahrplanwechsel im Juni", erklärt Specht, dessen Dezernat sowohl für Sicherheit wie auch für den Öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt zu ständig ist. Vor allem nach dem Mord an Gabriele, die auf dem Heimweg von der Uni in den Jungbusch auf ihren Mörder traf, wurde gerade dieser "Lückenschluss" immer wieder gewünscht. Beim kürzlichen "Sicherheitsdialog" für den Jungbusch mit Vertretern aus dem Stadtteil war es ebenfalls eine der Forderungen.
Die Universität freut sich, "dass Stadt und RNV so schnell gehandelt haben", so Uni-Sprecherin Katja Bär. Auch AStA-Sprecher Lukas Böhm begrüßt die zusätzlichen Busse. Das Studierendenparlament habe sich schon vor dem Mord an Gabriele für einen "dichteren Fahrplan" starkgemacht, erklärt er.
Über diese Neuerung hinaus untersucht die RNV laut Specht derzeit, ob es auch nach 1 Uhr einen Bedarf für Verkehr auf dieser Linie gibt. Denkbar seien zwei mögliche Varianten. Nummer eins: Man lässt am Wochenende auch nach 1 Uhr im Ein-Stunden-Takt Busse fahren. Nummer zwei: Man richtet nachts ein Ruf-Taxi oder einen "Ruf-Bus" ein, wie man das von ländlichen Gebieten kennt. Mit einem Ergebnis rechnet Specht im Sommer. Aus Sicht der Studenten gibt es durchaus Bedarf, betont Böhm. "Zwischen 1 und 3 Uhr wären Busse gut - vor allem donnerstagsabends, da sind an der Uni häufig Partys." Uni-Sprecherin Bär sieht das ähnlich. Zu den Partys kämen nicht nur Studenten, sondern junge Leute aus der ganzen Stadt. Specht weist darauf hin, dass die Organisatoren solcher Veranstaltungen auch selbst aktiv werden könnten. "Sie haben jederzeit die Möglichkeit, bei der RNV auf eigene Kosten auch selbst Busse für die Heimfahrt ihrer Gäste zu bestellen."
Unterdessen befragt der CDU-Kreisverband seit dem Wochenende die Bürger nach ihrem Sicherheitsempfinden. An Info-Ständen und bei Kneipentouren verteilen die Mitglieder Karten, auf denen die Mannheimer ihre Einschätzung geben können. "Wir wollen Hinweise sammeln, wo sich Menschen unsicher fühlen, wo die Straßenbeleuchtung schlecht ist und wie die Menschen sich ihren nächtlichen Nachhauseweg vorstellen könnten", erklärt Stadtrat Nikolas Löbel die Aktion seiner Partei. Es gehe dabei um Themen wie Öffentlichen Nahverkehr, Ruftaxis für Frauen oder die Präsenz von Polizei und Kommunalem Ordnungsdienst.
Die Buslinie 60
Die Buslinie 60 verkehrt zwischen der Lanzvilla in der Oststadt und der Grenadierstraße in der Neckarstadt.
Die Route verläuft über Hauptbahnhof und Universität, anschließend fährt der Bus durch den Jungbusch, wo es in der Hafenstraße ein Studentenwohnheim gibt.
Von dort geht es in die Neckarstadt, wo sich in der Carl-Zuckmayer-Straße, Am Steingarten, im Ulmenweg und Am Brunnengarten Wohnheime befinden. Sie alle liegen nicht weit entfernt von den Haltestellen.
Der letzte Bus der Linie verlässt um 0.56 Uhr die Haltestelle "Universität".
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