Innovationszentrum - Zwei Architektenentwürfe für das Green Tech im Glücksteinquartier in der Endauswahl / Beide Gebäude-Ideen basieren auf Holzhybridbauweise

Mannheims neues Gründerzentrum: Zerlegbar oder mit Skelett-Fassade

Von 
Roland Schmellenkamp
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Entwurf zwei von Steimle Architekten. © Steimle Architekten

Mannheim. Sogenannte Grüne Technologien sollen mit dem Bau des Innovationszentrums Green Tech gefördert werden - das soll nach Willen der Stadt auch das Gebäude widerspiegeln: „Wir erwarteten eine Holzhybridbauweise“, erklärt Klaus Elliger, Leiter des Fachbereichs für Stadtplanung, bei der Vorstellung der Siegerentwürfe des Architektenwettbewerbs am Montag. Damit ist gemeint, dass das Gebäude nicht wie üblich nur aus Stahl, Beton und Mauerwerk gebaut, sondern auch aus Kohlendioxid bindendem Holz ebenfalls verwendet wird. Begrünung sei wichtig, so Elliger, und das Gebäude „soll die Leuchtturmfunktion nach außen tragen“.

Entwurf eins kommt von ARGE UTA Architekten und Gutiérrez de la Fuente. © ARGE UTA Architekten und Gutiérrez de la Fuente

Gleich zwei Sieger wurden vorgestellt, die Jury möchte nochmals abwägen und erst dann eine Entscheidung treffen. Der radikalere Entwurf in Aussehen, Bauweise und Energieverbrauch stammt von UTA Architekten und Stadtplaner GmbH aus Stuttgart mit Guitiérrez de la Fuente Architekten in Madrid: Zu einer Seite öffnet sich ein vertikaler Garten in mehreren Ebenen und es gibt Terrassen in den Stockwerken. Die Unterkonstruktion aus Stahl ist geschraubt und kann wiederverwendet werden. Das gilt auch für das Tragwerk aus unbehandeltem Massivholz und unbeschichtetem Stahl. „So wenig Beton wie nötig, so viel Holz wie möglich“, erklärt UTA-Architektin Sigrid Müller-West. Das gesamte Gebäude ist so konstruiert, dass es demontierbar ist und beim Abbau schon auf der Baustelle ein Großteil sortenrein getrennt werden kann: Wichtige Bauteile sind gesteckt, geschraubt oder geklemmt. Elliger erwartet entsprechende Vorgaben für die Wiederverwendung von Baustoffen vom Gesetzgeber.

Fertig bis Ende 2025

  • Bis Ende 2025 soll das Innovationszentrum Green Tech am südlichen Ende des Glückstein-Quartiers unmittelbar neben dem Mafinex-Technologiezentrum entstehen.
  • Die Stadt möchte damit Raum für innovative Umwelt- und Energietechnologien bieten, den unter anderem junge Firmen (Start-ups), kleine und mittlere Unternehmen sowie wissenschaftlichen Einrichtungen aus diesem Bereich nutzen können.
  • Oben sind Büros vorgesehen, unten einen Bereich, der Labor oder Werkstatt sein kann.

Skelett-Fassade als Schaukasten

Damit der Brandschutz auch ohne spezielle Anstriche eingehalten wird, sind eine Sprinkleranlage, kurze Fluchtwege und Fluchttreppen - sogar eine des Nachbargebäudes soll mit genutzt werden - vorgesehen. Weiter soll das Gebäude nicht nur wenig Energie verbrauchen, sondern in Summe sogar einen Überschuss erzielen: Möglich macht das neben einer hochwertigen Dämmung und einer Solaranlage auf dem Dach eine solaradaptive Fassade: „Unter anderem werden Fenster mit Solarmodulen abgeschattet“, erklärt UTA-Architekt Dominique Dinies. Die Solarmodule an den Fassaden könnten auch ausgetauscht werden, um verschiedene auszuprobieren. Denkbar sei auch die Erzeugung von Wasserstoff in Zeiten, in denen die Solaranlage Stromüberschüsse produziert. Ein Wasserspeicher wird durch Regen gespeist. Das Wasser soll für Toilettenspülungen und die Bewässerung des vertikalen Gartens genutzt werden.

Konventioneller ist der zweite Siegerentwurf von Steimle Architekten aus Stuttgart. Geschäftsführer Thomas Steimle erklärt, dass sein Entwurf ein Gebäude mit „Gesicht nach allen Seiten“ sei. Eine Holz-Hybridbauweise ist ebenfalls vorgesehen, Steimle nennt als Ziel, möglichst viel Kohlendioxid im Gebäude zu binden. Weiter soll die skelettartige Fassade „ein Schaukasten sein, um sich nach außen zu präsentieren“. Ungewöhnlich ist, dass einzelne Bereiche des Baukörpers leicht versetzt sind. Bei der Energiebilanz setzt Steimle auf ein robustes und möglichst wartungsarmes Heizsystem, Strom wird auf dem Dach selbst erzeugt. Für die Fassade sind Kletterpflanzen vorgesehen, außen Büsche und Bäume.

Bei beiden Entwürfen wird eine benachbarte Tiefgarage genutzt, Fahrradstellplätze sind am und im neuen Gebäude vorgesehen und die Bürobereiche sollen flexibel aufteilbare Module sein. Der Neubau in der Nähe von Bahnhof, Unternehmen und Hochschulen soll oberirdisch rund 3000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche haben und eine Nutzung auch für Konferenzen und Ausstellungen möglich sein. Im Erdgeschoss wird in einem Bereich die Klimaschutzagentur untergebracht. Die Kosten sollen insgesamt rund 14 Millionen Euro betragen, die Stadt rechnet mit bis zu fünf Millionen Euro Zuschuss von der EU sowie 2,5 Millionen vom Land. Bis zum 26. Januar können die beiden Entwürfe im Technischen Rathaus in der Glücksteinalle 11 zu dessen Öffnungszeiten begutachtet werden.

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