Amtsantritt - Robert Gaa ist ab August Mannheims neuer Vermittler für die Clubszene / Bis Jahresende Tandem mit Hendrik Meier

Mannheims neuer Nachtbürgermeister hat viel vor

Von 
Lea Seethaler
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Der Discjockey und Veranstalter Robert Gaa wird neuer Nachtbürgermeister in Mannheim. © Hendrik Meier

Die Quadratestadt hat einen neuen Vermittler zwischen Partyvolk und Anwohnern – Robert Gaa. Der gelernte Maschinenbautechniker, DJ und Veranstalter wurde am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt – und macht gleich deutlich: Er hat viel vor. Wegen der corona-bedingten Lage der Clubszene gewichtet sich sein Tätigkeitsprofil jetzt anders. Er arbeitet zudem vorerst im Tandem mit Noch-Nachtbürgermeister Hendrik Meier.

Darin sieht Gaa „beste Voraussetzungen, um die Akteure durch diese schwierige Zeit zu begleiten“. Ein Schwerpunkt seiner mittelfristigen Arbeit werde die weitere „proaktive Gestaltung einer Ermöglichungskultur sowie die Schaffung von Freiflächen für Kultur sein“, so der 30-Jährige.

Gaa und Meier arbeiten in einer Übergangsphase noch bis Jahresende jeweils 50 Prozent zusammen. Dann übernimmt Gaa in Vollzeit. Die Stadt hat die Nachtbürgermeister-Stelle auf 100 Prozent aufgestockt (wir berichteten). Grund sind unter anderem die Einbußen im Nachtleben durch die Pandemie.

Buga-Bühnen lange nutzen?

Als eines seiner „Herzensprojekte“ bezeichnet Gaa die Schaffung eines „Freifeiergesetzes“. „Wie viele bestimmt wissen, gibt es deutschlandweit und natürlich auch in unserer Region jeden Sommer unzählige nichtkommerzielle Veranstaltungen, die von Privatpersonen oder Kollektiven durchgeführt werden“, wird Gaa von Startup Mannheim zitiert. Diese Veranstaltungen bewegten sich „leider sehr oft am Rande der Illegalität, da diese mit der aktuellen Gesetzeslage nicht durchführbar sind“. Bremen habe dabei eine Vorreiterstellung eingenommen und ein Gesetz erlassen, welches solche Veranstaltungen nach vorheriger offizieller Anmeldung ohne großen bürokratischen Aufwand ermögliche, so Gaa. „Alternativ könnte auch eine Freifläche erschlossen werden, die nach einer Anmeldung bespielt werden darf. Da für die Buga 2023 auch Bühnen vorgesehen sind, sehe ich da eine große Chance, diese später für solche Zwecke nutzen zu können.“

Die Stadt hatte bereits im Juni den Nachfolger für Nachtbürgermeister Meier gefunden, der Name war lange geheim gehalten worden. Es gab 20 Bewerber. In der engeren Auswahl waren sechs Kandidaten. Die Jury bestand aus Meier selbst, dazu aus Matthias Rauch, Leiter der kulturellen Stadtentwicklung, und zwei Vertretern der Clubbetreiber.

Bei der erstmaligen Ausschreibung der Stelle 2018 hatten sich noch doppelt so viele Interessierte beworben. Matthias Rauch sieht den Grund dafür vor allem darin, dass nun ein höheres Bekenntnis zur Stelle durch die Vollzeit-Ausschreibung da sei. Man könne das nicht nebenbei machen, so Rauch.

„Das Thema Nachtkultur und Nachtökonomie ist für die Stadt Mannheim ein wichtiges Thema, das wir auch zukünftig aktiv begleiten und mitentwickeln wollen“, wird Oberbürgermeister Peter Kurz in einer Pressemitteilung der Stadt zitiert. Daher freue er sich, dass man mit Gaa einen geeigneten Kandidaten gefunden habe, „der sowohl an bereits initiierte Projekte seines Vorgängers anknüpfen als auch neue Akzente setzen wird“.

Auch EventKultur Rhein-Neckar ist mit der Wahl des neuen Nachtbürgermeisters zufrieden. Als regionaler Verband der Clubbetreiber, Veranstalter und Kulturereignisschaffenden schätze man „die Zusammenarbeit mit dem Mannheimer Night Mayor sehr“ und sei überzeugt, dass man mit der Nachfolge von Robert Gaa auf Hendrik Meier weiterhin einen starken Partner an der Seite habe, um „die vielfältigen Livemusikspielstätten der Quadratestadt zu erhalten und zu fördern“, sagt Zora Brändle, die Erste Vorsitzende von EventKultur Rhein-Neckar.

In Mannheim zeigten sich nach der Einführung der Night Mayor-Position „durchweg positive Effekte sowohl für die Nachtkultur als auch für die Anwohnenden von Club- und Gastronomiebetrieben und die Verwaltung“, heißt es von der Stadt Mannheim unterdessen in einer Pressemitteilung: Es gab „weniger Beschwerden von allen Seiten und eine erhöhte Sichtbarkeit und Verständnis für die Herausforderungen der Nachtkultur“. Hendrik Meier nannte als einen seiner Erfolge den monatlichen runden Tisch mit Polizei und Ordnungsamt zu aktuellen Themen.

Zu Person und Prozedere

  • Der 30-jährige DJ, Veranstalter, gelernte Maschinenbautechniker und Wahl-Mannheimer Robert Gaa startet am 1. August in sein Amt.
  • Dem Bewerbungsaufruf zur Findung eines Nachtbürgermeisters von Startup Mannheim, einer städtischen Tochter, und dem Verband EventKultur Rhein-Neckar folgten rund 20 Personen. Sechs Kandidaten waren in der Endauswahl.
  • Startup Mannheim initiierte 2018 gemeinsam mit EventKultur Rhein-Neckar als erste deutsche Stadt einen Nachtbürgermeister.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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