Kommunalpolitik

Mannheims Grüne wählen neues Vorstandsgremium - eine Mahnung zu geschlossenem Auftreten

Der Kreisverband der Grünen hat auf seiner Jahresvollversammlung einen neuen Vorstand gewählt und einen Blick auf die Gemeinderatswahl 2024 geworfen - nachdem die OB-Wahlnachlese vertagt wurde

Von 
Stefanie Ball
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Vorstand (von links), die zwei Vorstandssprecherinnen halten Sonnenblumen in der Hand: Lea Sophie Kist, Schatzmeister Maximilian Blatt, Ines Joneleit (mit einer Sonnenblume), Maximilian Schulz, Sophia Dittes, Tamara Beckh (auch mit einer Sonnenblume), Fabian Schwabbauer und Jan Herrmann. © Stefanie Ball

Mannheim. Der Kreisverband der Grünen hat einen neuen Vorstand: Neue Vorstandssprecherinnen sind Tamara Beckh (31) und Ines Joneleit (42), Beisitzerin und Beisitzer sind Sophia Dittes (35), bisherige Vorstandssprecherin, Fabian Schwabbauer (22), der schon vorher Beisitzer war, sowie die drei neuen Lea Sophie Kist (22), Jan Herrmann (38) und Maximilian Schulz (26).

Die acht also werden die als zerstritten geltende Partei künftig führen, und dass das nicht einfach sein wird, zeigt sich gleich zu Beginn der im Trafohaus stattfindenden Jahreshauptversammlung. So will Grünen-Stadtrat Matthias Pitz wissen, was denn mit der Wahlnachlese sei. „Verschoben”, lautet die Antwort, „du bist wohl zu spät gekommen.“ Tatsächlich stand die Aussprache zur Oberbürgermeisterwahl auf der vorläufigen Tagesordnung. Am Samstagmorgen ist davon aber nichts mehr zu lesen. Einen Tag vor der Zusammenkunft erging an alle Parteimitglieder eine E-Mail mit der Information, dass die Wahlnachlese auf den 19. Juli verschoben wird.

Auch Mannheims Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell sowie Bildungsbürgermeister Dirk Grunert kamen zur Jahreshauptversammlung, ebenfalls mit dabei die Grünen-Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen und die zwei Grünen-Landtagsabgeordneten Susanne Aschhoff und Elke Zimmer. © Stefanie Ball

Das allerdings gefällt nicht allen, vor allem nicht Raymond Fojkar, dem unterlegenen Kandidaten der Grünen bei der OB-Wahl. Er fordert, kaum ist die Beschlussfähigkeit der Versammlung festgestellt, die Aussprache wieder auf die Tagesordnung zu setzen. „Dass kurzfristig per E-Mail auf einen anderen Tag zu verlegen, finde ich nicht sehr achtsam“, so Fojkar. Er könne an dem Tag auch gar nicht. Da widerspricht Noch-Grünen-Sprecher Nils-Olof Born – man habe fünf E-Mails an Fojkar geschickt mit der Bitte um Terminvorschläge und keine Antwort erhalten. „Man macht eine vorläufige Tagesordnung und stellt am Ende fest: Das ist viel zu viel“, begründet Born, warum die Wahlnachlese auf einen extra Termin verlegt wird.

Eigentliche Verlierer der OB-Wahl

Das sieht die Mehrheit der rund 80 Grünen-Mitglieder, die zur Jahreshauptversammlung erschienen sind, offensichtlich genauso, bei der Abstimmung über die Änderung der Tagesordnung schließen sich nur 14 Fojkars Vorschlag an. Die Luft im Saal des Trafohauses ist stickig, das mag zur Entscheidung beigetragen haben, das Thema zu vertagen.

Denn die Debatte dürfte kontrovers und entsprechend lang ausfallen, gelten die Grünen, stärkste Fraktion im Mannheimer Gemeinderat, doch als eigentlicher Verlierer der OB-Wahl, bei der Fojkar im ersten Wahlgang auf dem dritten Platz landete. Der Mannheimer Wahlforscher Matthias Jung hatte gar von einem „katastrophalen Ergebnis“ gesprochen. Die Grünen hatten im gesamten Wahlkampf keine besonders gute Figur abgegeben. Erst stand man im Winter ratlos dar, als es darum ging, überhaupt einen Kandidaten zu finden. Dann dauerte es jetzt im Juli nach dem ersten Wahldurchgang mehrere Tage, ehe der Kreisverband offiziell seine Empfehlung für den SPD-Kandidaten Thorsten Riehle aussprach. Das Ergebnis ist bekannt – zum ersten Mal seit 70 Jahren wird Mannheim von einem CDU-Oberbürgermeister regiert.  

Ein kleines bisschen Wahlnachlese gab es dann doch. „Christian Specht ist kein Teufel, da muss uns nicht bang sein“, betont Born, der nicht mehr als Vorstandssprecher kandidierte. Man habe alles versucht, dass Riehle Chef im Rathaus werde. Doch das habe nicht geklappt, nun müsse mit einer anderen Realität gelebt werden. „Und mit der werden wir gut klarkommen“, ist sich Born sicher.

Gemeinderatswahlen 2024

Wie konfliktreich die parteiinterne Stimmung gleichwohl ist, ließ die neue Beisitzerin Lea Sophie Kist durchblicken, als sie bei ihrer Vorstellung für den Vorstandsposten erklärte, sie habe als vor kurzem gewählte Bezirksbeirätin in Seckenheim erfahren, wie man sich schon wegen belangloser Dinge in die Haare bekomme. „Wir mögen unsere individuellen Ansichten haben, aber wir wollen alle ein sozial gerechteres und lebenswerteres Mannheim, da müssen wir als Grüne zusammenstehen“, forderte sie.

Dies sei umso wichtiger, als wichtige Wahlen bevorstehen, nämlich die zum Gemeinderat im nächsten Jahr, machte Daniel Jobke deutlich. Der 20-Jährige hatte sich ebenfalls als Beisitzer im Vorstand beworben, war in einer Stichwahl aber Maximilian Schulz knapp unterlegen. „Wir müssen gut vorbereitet und früh genug in den Kommunalwahlkampf gehen.“ Der Eindruck einer zerstrittenen Partei müsse vermieden werden, stattdessen müssten die Themen der Partei mit einer klaren Sprache nach außen vertreten werden. Und auch die neue Vorstandsprecherin Ines Joneleit betont: „Wir brauchen eine gute Kommunikation, sonst stehen wir in Gefahr, nicht mehr stärkste Fraktion im Gemeinderat zu werden.“

Freie Autorin

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