Junge Mannheimerin gründet Onlineshop mit Produkten für Frauen, die gerade ein Kind bekommen haben / Kritik an Versorgung direkt im Krankenhaus

Mannheimerin gründet Onlineshop: Survival-Kit für Mütter nach Geburt

Von 
Marie Völker
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Gründerin Clara Teschner verkauft im Onlineshop MyClarella Produkte, die Mütter nach der Geburt unterstützen sollen. © Marie Völker

Neues Leben in die Welt zu setzen, ist wohl eines der bedeutendsten Ereignisse im Leben einer Frau. Über die Schwierigkeiten, die einer Frau aber direkt nach der Geburt bevorstehen, dem sogenannten Wochenbett, wird eher selten gesprochen. Diese Erfahrung hat auch Clara Teschner gemacht – und deshalb den Onlineshop MyClarella gegründet. Hier erhalten frisch gebackene Mütter alles, was für die Regeneration ihres Körpers hilft. Im „Wochenbett-Survival-Kit“, einem Erste-Hilfe-Kasten fürs Wochenbett, finden sich etwa Kühlbinden, elastische Unterwäsche und eine Spülflasche für die Vagina. Kleine praktische Helfer, die die junge Mannheimerin nach der Geburt ihres Sohnes selbst vermisst hat.

Funktionalität statt Komfort

„Ich war durch meine Hebamme und den Geburtsvorbereitungskurs gut vorbereitet – trotzdem kamen im Wochenbett Situationen auf mich zu, von denen ich vorher nicht gehört hatte“, erinnert sich Teschner zurück. Denn sowohl bei der Geburt als auch in der Zeit danach wurde die 27-Jährige mit Herausforderungen konfrontiert, auf die sie ganz und gar nicht vorbereitet war. Auch nicht auf die vielen unerwarteten Komplikationen und den Stress.

Teschner kritisiert hierbei vor allem die Situation im Krankenhaus. „Ich hatte das Gefühl, dass es im Krankenhaus eher darum ging, die Geburten effizient abzuwickeln, als sich um das Wohlergehen der Mutter zu kümmern“, sagt die junge Mutter. So wurde sie beispielsweise auch früher als erwartet aus dem Krankenhaus entlassen, um jedoch für einige Zeit täglich für Untersuchungen zurück in die Klinik fahren zu müssen.

„Natürlich steht die Gesundheit des Babys im Vordergrund“, sagt die junge Frau. Dennoch kritisiert sie, dass das Wohlergehen der Mutter so wenig im Fokus steht. Teschner erzählt, dass man als Frau in dieser Zeit zu spüren bekomme, dass man nach einer Geburt möglichst schnell wieder funktionieren solle und, dass es als Tabu gelte, Schwäche zu zeigen.

Neben all dem Stress machte die Heilung ihrer Geburtsverletzungen und die Regeneration des Körpers nach der Geburt der jungen Mutter sehr zu schaffen. Auch bei den Produkten, die sie zur Unterstützung dabei im Krankenhaus oder von Ärzten bekam, ging es eher um Funktionalität als um Komfort. „Ich hatte das Gefühl, dass alle Produkte, die mir an die Hand gegeben wurden und die mir eigentlich hätten helfen sollen, total umständlich waren.“

Beispielsweise erinnert sie sich an die Netzunterhosen im Krankenhaus, die zwar ihren Zweck, elastisch zu sein, erfüllten, jedoch aufgrund des Netzstoffes sehr unkomfortabel waren. Auch das empfohlene Einfrieren von Binden, um die Geburtsverletzungen damit zu kühlen, blieb Teschner eher als kompliziert und aufwendig im Gedächtnis. Und die junge Mannheimer stellte sich immer wieder die Frage: „Wie kann ich anderen Mütter während des Wochenbetts helfen?“

So wurde die Idee für ihren Onlineshop in dieser Zeit geboren. Ihr Ziel: ein sogenanntes „Wochenbett Survival-Kit“, also ein Paket mit Produkten, die Frauen diese Zeit erleichtern können, zusammenzustellen. Die drei elementaren Produkte in diesem Wochenbett-Paket sind Kühlbinden, die helfen Flüssigkeiten aufzufangen und gleichzeitig eventuelle durch Geburtsverletzungen entstandene Schwellungen zu kühlen, elastische Unterwäsche, welche bequem und atmungsaktiv ist und so die Wundheilung unterstützt, und eine „Peri Bottle“, eine Flasche zum Spülen und Reinigen der Vagina. Abgerundet wird das liebevoll gepackte Produktpaket durch einen Wochenbett-Kräutertee und eine dekorative Holzscheibe mit der Aufschrift „Hello World“, welche man als Accessoire für erste Fotos vom Baby nutzen kann.

Viele Fragen, kaum Beratungszeit

„Stress ist das Letzte, das Mutter und Kind nach der Geburt gebrauchen können“, sagt die Mannheimerin. Auch die aktuelle Situation der Hebammen betrachtet Teschner kritisch. Eine Hebamme, so erzählt die 27-Jährige, habe pro Termin nur 30 Minuten Zeit, um sich um Mutter und Kind zu kümmern. Laut der jungen Mutter bleibt bei diesen kurzen Zusammentreffen kaum Zeit, alle Fragen bezüglich des Kindes zu klären, geschweige denn, auch Schwierigkeiten, die die Mutter hat, anzusprechen.

Bei der Auswahl der Produkte für ihr Wochenbett-Paket hat sich Clara Teschner vor allem auf Märkten in anderen Ländern, welche in diesem Bereich sehr fortschrittlich sind, informiert. Die Produkte bezieht sie derzeit hauptsächlich aus China und Portugal, wobei es vor allem aus Nachhaltigkeitsgründen ihr Ziel ist, langfristig nur noch Produkte aus Europa zu nutzen.

Doch nicht nur durch die Produkte möchte Clara Teschner andere Frauen im Wochenbett unterstützen. Ihre Vision ist es, sich mit anderen Müttern zu vernetzen und Frauen auch schon vor der Geburt über die potenziell bevorstehenden Schwierigkeiten aufzuklären und darüber zu informieren. Hierfür wird es auf ihrer Internetseite bald ein Blog geben, in dem die Mannheimerin plant, Artikel über das Wohlbefinden im Wochenbett und Interviews mit Hebammen zu veröffentlichen. So möchte Clara Teschner ihr Ziel, Frauen bezüglich dieses Themas eine Anlaufstelle zu bieten, in der kommenden Zeit noch weiter ausbauen.

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