Mannheim. Der iranischstämmige Mannheimer Friseur und Beauty-Unternehmer Reza Shari ist offenbar im Iran vom dortigen Geheimdienst festgenommen worden. Das berichtet das Internet-Portal t-online. Dem 47-Jährigen werden demnach Proteste gegen das autoritäre iranische Regime vorgeworfen.

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Das staatliche Justizportal habe ein Video veröffentlicht, das auch auf der Plattform X - ehemals Twitter - zu finden ist. Das soll angebliche Geständnisse mehrerer Männer zeigen, die in den USA, Großbritannien und Deutschland angeblich Anführer von Demonstrationen gewesen sein sollen. Einer davon soll Shari sein.
Prozess gegen Reza Shari im Iran nächste Woche?
Mittlerweile sei er auf Kaution wieder frei, heißt es in dem Bericht. Nächste Woche beginne sein Prozess. Welche Strafe ihm drohe, sei unklar, schreibt t-online. Unklar sind auch die weiteren Hintergründe des Vorfalls, etwa wann und wo Shari genau verhaftet worden sein soll. Solche öffentlich ausgestrahlten Geständnisse sind im Iran häufig unter Zwang entstanden, mögliche Prozesse sind Scheinprozesse ohne rechtsstaatliche Grundlage.
Das rund siebenminütige Video, das dieser Redaktion vorliegt, ist auf Farsi (Persisch). Es zeigt neben dem angeblichen Geständnis Sharis auch die von einem US-Iraner und einem Britisch-Iraner, bei allen ist das Gesicht leicht verpixelt. Dazu sind Video-Passagen zu sehen, unter anderem von Demonstrationen gegen das iranische Regime, die die drei offenbar in sozialen Medien veröffentlich haben.
Auch werden viele Aufnahmen von Shari in seinem Salon am Wasserturm gezeigt. An einer Stelle sagt Shari auf Deutsch: „Morgen gegen das Regime, barbarisches Regime.“ Er spricht außerdem davon, dass Exil-Iraner „terrorisiert und umgebracht“ würden. Eine genaue Überprüfung des Videos ist allerdings schwierig.
Eine Mitarbeiterin seines Salons erklärt am Freitagmorgen auf Anfrage dieser Redaktion, dass Shari im Moment „nicht da“ sei. Auf die mögliche Festnahme angesprochen sagt sie, sie könne dazu „im Moment keine Auskunft“ geben. Auch einen Kontakt zu Sharis Familie könne sie derzeit nicht herstellen. Bei mehreren Anrufen seit Donnerstag auf Sharis Handy ist das Besetztzeichen zu hören, und auf dem Display erscheint „nicht erreichbar“.
Anfrage beim Auswärtigen Amt wegen Mannheimer Unternehmer Reza Shari
Die Plattform t-online schreibt zudem, das Auswärtige Amt in Berlin habe auf Anfrage erklärt, dass die Berichte bekannt seien. Den Fall selbst bestätige das Ministerium aber nicht. Auch habe es offen gelassen, ob die deutschen Behörden Maßnahmen planten.
Der gelernte Maskenbildner Shari, der mit 14 als Flüchtlingskind nach Deutschland kam, ist eine bekannte Person in Mannheim. Seit rund 20 Jahren betreibt er seinen Salon, außerdem eine Make-up-Akademie. Die Oskar-Patzelt-Stiftung hatte ihn vor sechs Jahren mit dem Preis des Deutschen Mittelstandes ausgezeichnet. Bei der letzten Kommunalwahl kandidierte der Geschäftsmann auf der Liste der CDU, schaffte den Einzug in den Gemeinderat allerdings nicht. Shari hat Verwandte im Iran und ist immer wieder dorthin gereist.
Todestag von Jina Mahsa Amini am Samstag im Iran
Die Lage in dem muslimischen Land ist derzeit besonders angespannt. An diesem Samstag jährt sich der Todestag von Jina Mahsa Amini. Die Frau war vor einem Jahr im Polizeigewahrsam gestorben. Sie war zuvor wegen eines angeblich nicht richtig sitzenden Kopftuches festgenommen worden. Ihr Tod löste in der Folge die schwersten Proteste seit langem im Iran aus. Experten gehen davon aus, dass das Regime rund um den Todestag besonders viel Druck auf Kritiker ausüben wolle und dass die Festnahmen damit in Zusammenhang stehen könnten.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, das Video sei auf Arabisch. Das ist falsch. Es ist auf Farsi (Persisch), der Sprache, die im Iran gesprochen wird. Wir haben den Fehler korrigiert.
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