Kultur

Mannheimer Unitheater kehrt auf die Bühne zurück

Studentinnen und Studenten erwecken eine Tradition mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ wieder zum Leben. Erstmals seit mehr als zwanzig Jahren fand wieder eine Theaterpremiere des Unitheaters statt

Von 
Sebastian Engelland
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Felix Zimmermann (l.) als Nick und Erik Kovalík als George im Ehe-Drama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee. © Sebastian Engelland

Mannheim. Der Abend hätte so gut enden können. Doch schon als Nick und Honey ihren Fuß in die Tür des Ehepaars Martha und George setzen, fällt eine von vielen Beleidigungen, die sich das seit 20 Jahren verheiratete Ehepaar immer wieder gegenseitig an den Kopf werfen wird: „Schlappschwanz!“.

Erstmals seit mehr als zwanzig Jahren fand wieder eine Theaterpremiere des Unitheaters statt. Auf Initiative von Regisseurin Christine Heinzel, die selbst Betriebswirtschaftslehre an der Universität studierte, hatte sich 2019 wieder ein Unitheater gegründet. Rektor Thomas Puhl hob in seinem Grußwort den Stellenwert des Theaters hervor.

Frau Heinzel kam zu mir, sagte, es könne doch nicht sein, dass es kein Uni-Theater gibt.
Thomas Puhl Rektor Universität Mannheim

„Auch wenn wir fachlich versuchen, immer auf oberstem Niveau zu lehren und zu forschen, ist das Drumherum entscheidend für die Ausbildung von echten Persönlichkeiten. Das Unitheater ist ein wichtiger Mosaikstein für unser universitäres Zusammenleben.“ An der Universität habe schon immer eine große Theater-Tradition geherrscht. In den 1980er Jahren war das Unitheater eines der größten in Deutschland. Anfang der 2000er Jahre dann musste sich die Schauspielgruppe auflösen. Bis Regisseurin Heinzel im Jahr 2019 Puhl auf die Lücke aufmerksam machte: „Frau Heinzel kam zu mir, sagte, es könne doch nicht sein, dass es kein Uni-Theater gibt.“

Erste Premiere des Unitheaters an der Universität

Mit viel Tatendrang begannen die ersten Vorbereitungen für die Wiederauferstehung des Theaters. Bis die Corona-Pandemie alle Vorbereitungen zunichtemachte. Heinzel blieb jedoch hartnäckig und konnte bereits im letzten Jahr die erste Premiere im Theaterhaus G7 feiern - in diesem Jahr folgte sozusagen die Heimkehr: „Wir konnten unsere Premiere erstmals wieder an der Universität feiern“, freute sich Heinzel. Passend zum ersten Auftritt in der Universität wählten die Mitglieder des Ensembles den Klassiker „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ von Edward Albee, der im Akademikermilieu spielt.

"Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" im Unitheater: Alle Rollen doppelt besetzt

Eine Besonderheit: Alle Rollen wurden doppelt besetzt. Da die schauspielerische Qualität der Studierenden so hoch ist, es aber nur vier Rollen zu besetzen gab, machte das Regie-Team um Christine Heinzel aus der Not eine Tugend. „Wir wussten am Anfang selbst gar nicht, wie belebend das für das Stück sein würde.“ Jede Schauspielerin und jeder Schauspieler verlieh den gespielten Figuren auf diese Art eine eigene Interpretation.

Trotz der sehr guten Resonanz -alle Aufführungen sind bereits restlos ausverkauft - bleibt Regisseurin Heinzel jedoch auf dem Boden: „Wir spielen auch vor drei Reihen, das ist mir ganz gleich, solange wir an der Uni spielen können.“

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