Mannheim. Der ehemalige ukrainische Boxweltmeister Wladimir Klitschko wäre gern dabei gewesen, als die Mannheimer Runde als Gesellschaft zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements am Montagabend eine Benefizgala im Palazzo-Zelt zugunsten der Kriegsopfer der russischen Invasion in die Ukraine veranstaltet. Stattdessen kann er nur eine Videobotschaft aus der umkämpften ukrainischen Hauptstadt Kiew senden und den Organisatoren und Gästen danken, die am Ende des Abends insgesamt 225 000 Euro an Spenden zusammenbringen. „Wenn das vorbei ist, komme ich ins Palazzo, und dann feiern wir zusammen“, sagt Klitschko.
Dann der nächste Höhepunkt des Abends: Die Mannheimer Friedenshymne, eine Coverversion des bekannten Songs „Imagine“ von John Lennon, wird uraufgeführt. Die Mannheimer Musikproduzenten Ruben Rodriguez und David Banks haben den Song produziert. „Wir haben auf der Couch gesessen und uns überlegt, was wir beitragen können.
Durch Corona sind die Konten von uns Musikern ja etwas leer“, sagen sie. Comedian Bülent Ceylan sagte seine Teilnahme an der Produktion des Liedes sofort zu, dann die Söhne Mannheims, Sydney Youngblood, Laith Al Deen und viele weitere regionale Musikerinnen und Musiker. Radio Regenbogen spiele das Lied „rauf und runter“, um Spenden zu generieren. Alle Einnahmen von Streaming-Diensten gehen in die Hilfsfonds der Mannheimer Runde zugunsten der Kriegsopfer.
OB Kurz: "Ein Marathon und kein Sprint"
Bei der Strapatendarbietung „Flight of Passion“ dürften einige Zuschauer die Luft angehalten haben. Das Paar aus dem Cirque du Soleil fliegt in ihren weißen Anzügen mit halsbrecherischen Figuren durch die Luft, hält sich gegenseitig, demonstriert gegenseitiges Vertrauen und perfekte Harmonie. Die Artistin kommt aus Russland, ihr Partner aus der Ukraine. „Die Freundschaft unter unseren insgesamt 13 Künstlern und Künstlerinnen aus der Ukraine und aus Russland wird nicht vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine zerstört“, betont Palazzo-Geschäftsführer Rolf Balschbach. Fotografieren ist während der Show untersagt, um die Artisten bei der Einreise in ihr Land vor Schwierigkeiten zu schützen.

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Freude und gute Laune haben bei der Benefizgala ebenso ihren Platz wie ernsthafte Worte. Wenn die Waffen irgendwann schweigen, bedeute das nicht Frieden. Und auch nicht, dass die Geflüchteten so schnell in ihre Heimat zurückkehren können, wie sie es gern möchten, sagt Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD): „Das ist kein Sprint, das ist ein Marathonlauf.“ Bei der Stadtverwaltung ist eine Telefonnummer eingerichtet für Menschen, die helfen möchten. Es gebe aus der Bevölkerung aber so viele Hilfsangebote, dass die Hotline überlastet sei. „Wir suchen Menschen mit Organisationstalent, um uns zu unterstützen“, betont Kurz.
Ceylan: "Nicht nur nehmen, auch geben"
„Ich kann ja Witze machen, ohne danach ins Gefängnis zu müssen: Put-in Mülleimer“, meint Bülent Ceylan, der nach eigenen Angaben besser Russisch als Türkisch spricht, mit einer Wegwerfbewegung. Der deutschlandweit bekannte Mannheimer Comedian, der eine eigene Kinderstiftung hat, berichtet, er habe immer einen Namen haben wollen, um etwas Gutes bewirken zu können. „Der liebe Gott wird irgendwann fragen: Und, schönen Erfolg gehabt? Und was hast du gemacht? Man kann nicht einfach nur nehmen, man muss auch geben.“
Danach bringt er die Gäste noch mit ein paar echten Ceylan-Gags zum Lachen und sonnt sich sichtlich in deren Applaus nach so langer Spielpause. Der Comedian verabschiedet sich mit dem Westernhagen-Lied „Freiheit“, der Spendenzwischenstand zu diesem Zeitpunkt beträgt 144 000 Euro. Doch es folgen noch einige Programmpunkte im unter Corona-Bedingungen ausverkauften Haus.
Schlangenmensch klettert in Kiste
Bei den Verrenkungen des russischen Schlangenmenschen Alexandr Batuev, der zu den weltweit spektakulärsten Zirkusartisten zählt, können manche Gäste nicht hinsehen, manche nicht wegsehen. Wie vermutet, klettert er nach seiner aufsehenerregenden Show in eine winzige Kiste, die für einen Menschen eigentlich viel zu klein sein müsste.
Musikalisch wird es zum Schluss noch einmal hochkarätig: Erst der US-amerikanische Soul-Sänger Sydney Youngblood und die Songwriterin Maram El Dsoki, dann Söhne-Mannheims-Sänger Karim Amun und das Finale zu „We are the World“ mit den Palazzo-Tänzerinnen – da liegen die Spenden bei 193 000 Euro, am Ende des Abends sind es rund 225 000 Euro. Am Dienstagmorgen erhöht sich die Summe nochmals. Stefan Kleiber, Vorsitzender der Mannheimer Runde, dankt allen: „Ich möchte niemanden hervorheben, weil jeder Einzelne so viel dazu beiträgt, uns zu unterstützen.“
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