Social Start-Up

Mannheimer Studierende erfinden Lotion, die vor Malaria schützen soll

Die Lotion soll Stechmücken abhalten: Mannheimer Studierende wollen mit ihrer Idee den Vormarsch der Krankheit zunächst in Togo aufhalten

Von 
Peter Jaschke
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Mitwirkende des Mannheimer Social Start-ups Moufense, eines Projekts der studentischen Initiative Enactus, vor Ort in Togo. © Moufense

Mannheim. Mit einer moskitoabweisenden Hautpflegelotion wollen Mannheimer Studierende zunächst in Togo - einem der weltweit ärmsten Länder - helfen, die im tropischen Afrika weit verbreitete Infektionskrankheit Malaria zu bekämpfen. „Herkömmliche Schutzmittel sind für die ärmere Schicht der Bevölkerung kaum bezahlbar, und da möchten wir Abhilfe schaffen“, erklärt Julia Schöfthaler von der studentischen Initiative Enactus. Der Verein hat es sich zum Ziel gesetzt, soziale und ökonomische Probleme ehrenamtlich durch unternehmerische Ansätze zu lösen.

Lotion "Moufense" soll vor Malaria schützen

Eines der laufenden Sozialunternehmen (Social Start-ups) bei Enactus ist „Moufense“. So heißt auch die Lotion. Der Name setzt sich aus dem französischen Moustique für Stechmücke und Défense für Schutz zusammen. „Da lokale Schutzprogramme während der Corona-Pandemie zurückgefahren wurden, nehmen Malaria-Erkrankungen und Todesfälle südlich der Sahara stark zu“, weiß Schöfthaler. Die Masterstudierende der Wirtschaftspädagogik leitet das Projekt mit dem angehenden Wirtschaftsinformatiker Leon Becker. Die elfköpfige Studierendengruppe aus Mannheim steht im Austausch mit Guillaume Ketoh, dem Direktor des Labors für Ökologie und Ökotoxikologie an der Universität in Togos Hauptstadt Lomé.

Bodylotions sind in Westafrika beliebt

„Von Professor Ketoh wissen wir, dass Malaria aufgrund der weiten Verbreitung leider immer mehr wie eine banale Krankheit abgetan wird”, so Schöfthaler. Hinzu komme, dass schützende Moskitonetze nachts häufig Hitzestau verursachten und deshalb oft nicht zum Einsatz kämen. Dagegen seien Bodylotions in Westafrika überaus beliebt und bereits bei abendlichen Aufenthalten im Freien nützlich, wenn die Stechmücken als Überträger des Erregers ausschwärmen.

Bereits bei der ersten Projektreise nach Togo 2018 kam die Idee auf, kosmetische Feuchtigkeitspflege mit einem Moskitoschutz anzureichern, der sich - bei geringen Mehrkosten - einfach in den Alltag der Menschen integrieren lässt.

Malaria

  • Malaria, auch als Sumpffieber bekannt, ist eine Infektionskrankheit, die heute vor allem in tropischen und subtropischen Gebieten vorkommt.
  • Jährlich erkranken bis zu 500 Millionen Menschen daran. Überträger sind meist Moskitos. Einen Impfstoff gibt es nicht.
  • Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation starben im Jahr 2021 619 000 Menschen an Malaria.

„Die Lotion haben wir in Zusammenarbeit mit einer Apotheke und Pharma- und Kosmetikfachleuten entwickelt“, sagt Julia Schöfthaler. Die Hautmilch basiere auf einer „einfachen Formel mit einer überschaubaren Anzahl an unbedenklichen Inhaltsstoffen“. Die mehrstündige Schutzwirkung habe das Team bei einem deutschen Institut erfolgreich überprüfen lassen. Außerdem sei die Wirksamkeit durch Selbstversuche in Mückenkäfigen - ohne Erreger - belegt.

Kampagne über Whatsapp soll Lotion bekannt machen

„Wir sind jetzt dabei, eine Verkaufsgenehmigung für den gesamten westafrikanischen Raum zu erhalten“, erklärt die Mannheimerin. Um die Bevölkerung über alle Schutzmöglichkeiten zu informieren, haben die Studierenden eine Whatsapp-Kampagne konzipiert und in Togo angestoßen. Beim geplanten Markteintritt ist Jérôme Dodji Fiayiwo als lokaler Partner behilflich. Der Gründer der Kopeme Group, einem Sozialunternehmen zur Armutsbekämpfung in Togo, hat schon mehrere Enactus-Projekte mit umgesetzt, ist jedoch kein Geldgeber, wie Schöfthaler betont.

„Durch den Verkauf der Lotion soll sich das Projekt selbst tragen. Bis es soweit ist, sind wir dringend auf weitere Geldgebende und Kooperationen angewiesen“, erklärt Schöfthaler. Die benötigten Finanzmittel betragen 100 000 Euro. Damit ließen sich Kosten für weitere Studien, Verkaufsgenehmigung, Produktionsmittel, Schulung von Mitarbeitenden und Ausbau der Produktionsstätte in der togolesischen Stadt Vogan decken. Immerhin: Der Rohbau dort ist fertiggestellt.

Freier Autor Peter Jaschke ist freier Mitarbeiter seit 1997 und macht überwiegend regionale Berichterstattung, nimmt aber auch Sport- und Kultur-Termine wahr.

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