Mannheim. 2021 wird 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland gefeiert. „Jüdisches Leben sichtbarer machen – auch um Antisemitismus und Intoleranz vorzubeugen“, war das erklärte Ziel eines zweitägigen Workshops. Er wurde organisiert im Rahmen des vom Centropa-Zentrum für jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts e.V. initiierten Bündnisprojekts „#Zahor – Erinnern für die Zukunft“. Beteiligt waren die Jüdischen Gemeinde Mannheim und die Agentur für Jüdische Kultur Altenburg & Graf.
Dabei haben Schülerinnen und Schüler der Klasse 10c des Hochbegabtenzuges am Lessing-Gymnasium sich im Oktober in den Räumlichkeiten der Jüdischen Gemeinde auf Spurensuche zum Thema „Jüdisches Leben in der Metropolregion“ begeben. Daraus ist eine Ausstellung entstanden, die jetzt im großen Saal der Jüdischen Gemeinde eröffnet wurde.
Angeleitet von Manja Altenburg und Esther Graf, Inhaberinnen der Agentur für Jüdische Kultur, haben sich die Jugendlichen mit dem Jüdischen Leben früher und heute beschäftigt. Sie besichtigten die Mannheimer Synagoge und staunten über die riesengroße Thora-Rolle. Sie erfuhren, was koscher ist und welche Bedeutung die Kopfbedeckung bei Männern hat.
Synagogen auch auf dem Land
„Der Workshop hat Spaß gemacht und war sehr interessant“, fanden Leonie Werner und David Hampel. Sie hätten dabei viel Neues erfahren und seien vorher noch nie in der Synagoge gewesen. „Doch unsere Schule pflegt seit vielen Jahren eine Kooperation mit Haifa in Israel“, erzählten die beiden. Dadurch sei das Thema jüdisches Leben im Lessing-Gymnasium stets präsent. Aber vor dem Workshop hätten sie nicht gewusst, dass es vor der Zeit des Nationalsozialismus nicht nur in großen Städten wie Mannheim oder Heidelberg, sondern auch auf dem Land ein blühendes jüdisches Leben gab. Erstaunlich sei gewesen, dass es damals kaum eine Ortschaft ohne Synagoge gab.
In Kleingruppen setzen sich die Schülerinnen und Schüler mit sieben Orten im Rhein-Neckar-Raum und im Kraichgau auseinander, in denen es jüdisches Leben gab und noch heute gibt: Eppingen, Flehingen, Heidelberg, Heinsheim, Mannheim, Neidenstein und Steinsfurt. Daraus ist eine sehenswerte Ausstellung entstanden: „Le Chajim – Das Judentum lebt auch in Baden-Württemberg“ ist der Titel.
Auf Roll Ups, deren Texte die Schülerinnen und Schüler geschrieben und auch die Bilder dazu ausgesucht haben. stellten sie das jüdische Leben von damals und heute gegenüber. Während in Mannheim und Heidelberg nach 1945 Jüdische Gemeinden wieder aufgebaut wurden, gibt es in den anderen fünf Orten lediglich bauliche Überreste, die vom einstigen jüdischen Leben zeugen. Deren Geschichte wird aber von aktiven Vereinen bewahrt und öffentlich gemacht.
Manja Altenburg und Esther Graf dankten allen Akteuren, insbesondere Schulleiter Jürgen Layer und dessen Stellvertreter, Andreas Breunig, der seit 15 Jahren den Austausch mit Haifa pflegt. Sie lobten die Schülerinnen und Schülern für ihr „fantastisches und kreatives Engagement“. Cathrina Priem-Sroder, Masterstudentin an der Hochschule Mannheim, hatte die Roll-Ups gestaltet.
Diese Ausstellung sei auch für sie als Agentur für Jüdische Kultur außergewöhnlich und nach dem Workshop im Oktober eine relativ sportliche Angelegenheit gewesen. Von Vorteil sei es, dass der Workshop an einem Ort, wo jüdisches Leben stattfindet, durchgeführt werden konnte. Dafür dankten die Workshopleiterinnen der Jüdischen Gemeinde und besonders ihrer Vorsitzenden Rita Althausen, aber auch deren Mitarbeiterinnen, die die Workshop-Teilnehmer mit koscherem Essen versorgt hatten.
Die Wanderausstellung ist noch bis Mittwoch, 15. Dezember, in der Jüdischen Gemeinde Mannheim zu sehen und anschließend online auf der Seite von Centropa.
Infos unter www.centropa.org
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