Live-Musik, DJs und Auftritte glamouröser Drag Queens – nach zwei Jahren Coronapause hat das Regenbogenfest wieder die gelebte Vielfalt am OEG City Beach gefeiert. So bunt und fröhlich die Party vor der sonnigen Strandkulisse auch sein mag, sie hat einen ernsten Hintergrund: Der Erlös geht zugunsten von Menschen mit HIV und Aids.
„Inzwischen muss man das Thema warmhalten, da es in Vergessenheit geraten ist, dass es Leute gibt, die unter HIV und Aids leiden“, sagt Dieter Camilotto, Gründungsmitglied und Vorstand des Vereins Benefiz Rhein-Neckar, der das Fest ausrichtet. Das erste Regenbogenfest fand 1988 statt, und zwar ganz in der Nähe, nämlich auf der Neckarwiese. „Damals war es sehr schwierig, mit dem Thema in die Öffentlichkeit zu gehen, weil es ein Tabuthema war. Daher haben wir es mit einem Musikfestival verbunden“, so Camilotto.
Neuerdings ist jedoch ein weiteres Thema hinzugekommen: die Affenpocken. „Wir sehen gerade Parallelen zu der Zeit, als Aids aufkam, die Narrative der 80er wiederholen sich“, so Daniel Pientka von Kosima, dem Zentrum für sexuelle Gesundheit Mannheim. „Affenpocken werden nur über engen Hautkontakt übertragen. Sie sind schmerzhaft, und die Betroffenen werden stigmatisiert und müssen zusätzlich drei Wochen lang in Isolation, das ist heftig“, sagt Pientka. Vorurteile seien eine Bedrohung für die Toleranz, da die Stigmatisierung der Aufklärung im Weg stehe. Wichtig sei die Vernetzung von verschiedenen Vereinen und Beratungsstellen, die den Betroffenen das Gefühl gibt, nicht allein zu sein, so der Experte. Mit der Aidshilfe Ludwigshafen hat das Zentrum beim Regenbogenfest einen Info-Stand vor dem City Beach eingerichtet. Warum das Festival gerade hier stattfindet? Die ersten beiden Jahre, erzählt Gründungsmitglied Camilotto, fand das Regenbogenfest auf der Neckarwiese statt, dann fand es für lange Zeit im Schneckenhof im Schloss ein Zuhause. „Irgendwann ist uns die Organisation über den Kopf gewachsen, so dass wir ein Jahr Pause einlegten und uns eine Gastronomie suchten. Der OEG City Beach hat als erster zugesagt, und so kehrte das Regenbogenfest wieder zurück nach Hause an die Neckarwiese.“ Bis zu 1500 Gäste kommen laut Camilotto im Durchlauf.
Zwar konnte das Festival während der Pandemie nicht stattfinden. Dafür aber die Zirkusgala im Zelt des Ludwigshafener Weihnachtszirkus und die Benefizgala im Nationaltheater, die nächste ist im November im Capitol geplant. Für Betroffene von HIV und Aids sei die Pandemie schwierig gewesen, sagt Pientka von Kosima. „Für HIV-Positive, die in Therapie sind, stellte Corona keine gesundheitliche Gefahr dar, auch die Impfung wurde gut vertragen. Das Problem waren die Einschränkungen und die damit verbundene Isolation. Das Problem ist die Stigmatisierung der Betroffenen, daher sind soziale Kontakte wichtig. Diese haben durch Corona gelitten.“ Medizinisch dagegen wirkten die Therapien für HIV-Positive gut, vor allem, wenn die Infektion früh entdeckt wird.
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