Justiz ermittelt

Mannheimer Ordnungsamt: Falsche Mitarbeiterin erhebt Vorwürfe

Eine unbekannte Person gibt sich als Mitarbeiterin des Mannheimer Ordnungsamtes aus und wirft der Behörde vor, bei bestimmten Verstößen mit Absicht beide Augen zuzudrücken

Von 
Steffen Mack
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Nextbike-Räder haben am Griff eine gerillte Drehklingel. © Steffen Mack

Mannheim. Die Mail, die den „Mannheimer Morgen“ über sein Online-Kontaktformular erreichte, hat es in sich. Vordergründig dreht sie sich um Leih-Fahrräder. Die von Nextbike, überall im Stadtgebiet zu finden, hätten keine Klingel, so der Vorwurf. Dafür schreibe die Straßenverkehrsordnung 15 Euro Bußgeld vor. Doch bleibe das städtische Ordnungsamt hier - wie beim Gehweg-Parken und bei Verstößen gegen die (mittlerweile aufgehobene) Maskenpflicht im Nahverkehr - mit Absicht untätig. Dazu würden Mitarbeiter sogar ausdrücklich angewiesen.

„Könnt Ihr nicht mal ein Artikel dazu bringen oder das an die Staatsanwaltschaft geben?“, lautet die Bitte in der Mail. Die Absenderin schreibt, sie wisse das alles aus erster Hand - weil sie selbst beim Ordnungsamt arbeite. Darunter stehen neben der laufenden Büronummer in der Dienststelle auch mehrere Telefonnummern. Noch bevor sich in der Redaktion jemand um den Fall kümmern kann, kommt von derselben Adresse eine zweite Mail. Man solle die erste bitte ignorieren, schreibt die Absenderin. Da habe jemand ihren Namen missbraucht.

Persönliche Daten gekannt

Unter der im „MM“-Kontaktformular angegebenen Handynummer meldet sich dann interessanterweise die richtige Mitarbeiterin des Ordnungsamts. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich gesehen habe, was sich da jemand mit meiner Mailadresse und meiner Handynummer erlaubt hat“, berichtet die Frau, die nicht namentlich genannt werden will. Von dem Vorgang habe sie über die automatische Eingangsbestätigung beim Kontaktformular erfahren, die dann an sie als vermeintliche Absenderin jener Ausgangsmail gegangen sei.

Strafanzeige gestellt

Wer auch immer sich als diese Ordnungsdienst-Mitarbeiterin ausgegeben hat, kennt also einige ihrer persönlichen Daten. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer dahinterstecken könnte“, sagt die Frau. „Dass es jemand aus meinem privaten Umfeld ist, schließe ich aus.“ Die korrekte laufende Büronummer deutet einerseits auf jemanden aus der Verwaltung hin. Andererseits ist die angegebene Durchwahl falsch.

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Inhaltlich ist das mit den Nextbike-Rädern schnell entkräftet: Die haben sehr wohl eine Klingel, allerdings am Lenkergriff zum Drehen. Als Unkundiger erkennt man sie vielleicht nicht. Es könnte jener Person auch vor allem darum gehen, das Ordnungsamt oder jene Mitarbeiterin in Misskredit zu bringen.

Das will sich Fachbereichsleiter Klaus Eberle nicht gefallen lassen. „Wenn jemand den Namen und vertrauliche Daten einer Mitarbeiterin missbraucht, um uns mit völlig haltlosen Vorwürfen öffentlich anzuschwärzen, dann ist für uns eine Grenze überschritten“, sagt er. Man habe Strafanzeige aus allen in Frage kommenden rechtlichen Gründen gestellt. Dieses Vorgehen „gebietet auch schon unsere Schutzfunktion gegenüber unseren Beschäftigten“.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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