Mannheim. Schottergärten sind ökologisch wertlos bis schädlich, da sie weder Insekten noch Vögeln Nahrung bieten. Rindenmulch ist als Untergrund kaum besser. Dennoch sind viele Vorgärten in Mannheim damit bedeckt. Ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses in der Steubenstraße wollte das nicht länger hinnehmen und bepflanzte die Fläche auf eigene Kosten. „Jetzt ist wieder alles wie zuvor: braune Leere“, ärgert sich Pieter Weber: Der Hausmeisterservice hat alle Pflanzen entfernt.
Weber betont, dass jeder Quadratmeter Grün wichtig fürs Stadtklima sei. 2023 bepflanzte er die Rindenmulchfläche mit Thuja, Forsythie, Edelflieder, Sommerflieder, Yucca, Bartnelken und Sonnenstern. Er hatte die Unterstützung von sechs Parteien im Haus. „Nach all den Klimajahren sollte das jedem bewusst sein. Dass Klima auch rückwärts gedacht werden kann, sieht man hier deutlich“, kritisiert er die Hausverwaltung, die den Hausmeisterservice beauftragt.
Eigentümergemeinschaft wollte Rindenmulch behalten
Eugen Hohenstatt, Geschäftsführer der IVWH Immobilienverwaltung Hohenstatt, erklärt, wie es zur Entfernung der Pflanzen kam. Einen Auftrag dazu habe die Verwaltung nicht erteilt. Die Bepflanzung habe aber den Pflegeaufwand verteuert, weshalb der Hausmeisterservice die Pflanzen entfernte. 2023 sollte ein Pflanzkonzept beschlossen werden, die Mehrheit entschied jedoch, die Fläche mit Rindenmulch zu belassen. Es handelt sich um 84 Wohnungen, deren Außenanlagen gepflegt werden. „Einige Eigentümer haben die Fläche auf eigene Kosten bepflanzt. Das ist löblich, ersetzt aber keinen Beschluss der Eigentümergesellschaft“, sagt Hohenstatt.
Er könne verstehen, dass Weber enttäuscht sei. Doch aus Sicht des Hausmeisterservices sei es vielleicht verständlich – den Mehraufwand bekäme dieser nicht bezahlt. „Es ist vielleicht blöd gelaufen, dass er alle Pflanzen entfernt hat, anstatt die nächste Versammlung abzuwarten. Es war nicht unsere Intention, Eigeninitiative zu zerstören“, betont Hohenstatt, „wir werden an einer Lösung arbeiten.“
Ökologisch gesehen ist Rindenmulch kaum besser als Schotter, informiert Caroline Golly von der Klimaschutzagentur Mannheim. „Eine große Fläche damit zu bestücken, ist nicht empfehlenswert“, erklärt sie. Rindenmulch heize sich ebenso stark auf wie Schotter oder Sand. Wer Flächen besitzt und sie grüner macht, könne viel fürs Stadtklima tun. Die Klimaschutzagentur Mannheim bietet kostenfreie Beratung an, welche Maßnahmen sinnvoll sind. „Ein schönes Modell ist das Patenschaftsmodell“, schlägt Golly vor. Dabei übernimmt der Vermieter die Kosten für Pflanzen und jemand aus dem Haus die Pflege.
Von städtischer Seite gibt es kein Verbot für Rindenmulch, erklärt Stadtsprecher Kevin Ittemann. Gartenflächen müssen wasserdurchlässig bleiben, was mit Rindenmulch gewährleistet ist. Er weist aber auf grünere Möglichkeiten mit geringem Pflegeaufwand hin, die die Biodiversität fördern: Die Broschüre der Klimaschutzagentur „Grün statt grau“ bietet Pflanzempfehlungen für Privateigentümer. „Für sonnige Standorte bieten sich Sand-Thymian, Scharfer Mauerpfeffer, Katzenminze an. Für schattigere Standorte Walderdbeeren, Lederblümchen, Buschwindröschen“, konkretisiert Ittemann. Vorteile von Bodendeckern sind Schutz vor Austrocknung, weniger Unkraut.
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