Im Jugendkulturzentrum forum haben drei Jugendliche ihren Blick auf den Bildschirm eines Laptops gerichtet. Sie wirken konzentriert bis in die Haarspitzen. Blitzschnell gleiten ihre Finger über die Tastatur. Sie sind Teilnehmer des bundesweiten Programms „Jugend hackt“ der gemeinnützigen Vereine Open Knowledge Foundation und mediale Pfade. Seit diesem Monat ist auch forum offizieller Kooperationspartner des Projekts, bei dem junge Menschen zwischen zwölf und 18 Jahren ihre technischen Fähigkeiten kennen lernen.
Zudem sollen sie die Chance haben, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Am Mittwoch fand ein Eröffnungsworkshop statt. Offiziell startet die Reihe in dem Mannheimer Kulturzentrum am 29. September. Dann wird der Kurs jeweils alle 14 Tage mittwochs stattfinden. Unter Anleitung von geschulten Ehrenamtlichen stehen unter anderem Coding, Tüfteln und Spielen auf dem Programm. „Es soll eine dauerhafte Veranstaltung sein“, sagt Alexander Bayer, der bei forum zuständig ist für den Bereich Medien und Digitales. Er betreut auch das Programm. „Natürlich kommt es auch darauf an, wie es angenommen wird.“
Aufgrund der Corona-Auflagen können derzeit maximal zehn bis zwölf Jugendliche jeweils dabei sein, die sich im Vorfeld anmelden, sagt Bayer. Wünschenswert sei, dass sich eine feste Gruppe bildet, die sich regelmäßig bei „Jugend hackt“ trifft. Wichtig sei, dass die jungen Menschen am Anfang abgeholt werden, erklärt Bayer. „Es geht darum, bei jungen Leuten ihr technisches Interesse zu wecken“, sagt er.
Hackerethik und Verantwortung
Ziel sei zudem, die jungen Menschen in ihrer Affinität zu Technik zu unterstützen. Die Mentoren möchten ihnen zeigen, dass sie sich für ihr Interesse nicht schämen müssen. Im Gegenteil. Dabei werden auch soziale Fähigkeiten vermittelt und das Verantwortungsbewusstsein geschult.
„Es gibt eine Hackerethik“, sagt Bayer und spielt darauf an, dass man dem Programmieren keine Schäden anrichten darf. Wenn junge Leute lernen, mit Software und Hardware umzugehen, gewinnen sie gesellschaftlich viel - gleichzeitig bietet es ihnen die Möglichkeit, die Fähigkeiten später für den Beruf zu nutzen, sagt Bayer. Mit Programmieren anzufangen könne man bereits mit sechs Jahren. „Da gibt es Tools“, sagt er. Es gehe auch darum, dass die jungen Leute lernen, dass man Algorithmen dafür nutzen kann, die Welt besser zu verstehen.
So liegt ihm das Thema Entmystifizierung der uns umgebenden digitalen Welt am Herzen. „Also Computer, Handys, Algorithmen und Internet“, sagt Bayer. Die Teilnehmer sollen erkennen, dass Smartphones keine Zaubergeräte sind, sondern von Menschen programmierte Gegenstände.
Wer programmieren kann, könne etwa Spiele oder auch Apps entwickeln. „Mal sehen, wo es sich hin entwickelt.“ Bei der Kick-off-Veranstaltung werden die Teilnehmer zunächst behutsam an Befehle der Programmiersprache Python herangeführt. „Da steckt viel Logik drin“, erklärt Bayer. Bei der ersten Veranstaltung beschäftigen sich die Jugendlichen mit der Erstellung eines Steckbriefs.
Giovanni etwa hat die Befehle in seine Muttersprache Spanisch übersetzt. Dem 15-Jährigen ist das leichtgefallen. „Ich interessiere mich fürs Programmieren“, erzählt er. Der Schüler möchte nicht nur wiederkommen, sondern überlegt gar, Programmieren später beruflich zu machen. Auch Han hat Interesse an Technik und kann sich vorstellen, im September bei „Jugend hackt“ erneut dabei zu sein. „Heute habe ich auch gespielt“, verrät er und lacht.
Auch wenn bei der Einführungsveranstaltung ausschließlich Jungen dabei waren, so möchten sich Bayer sowie die Mentoren stark machen, dass sich auch Mädchen von dem Angebot angesprochen fühlen. „Man muss einen Raum schaffen, der so aussieht, dass Mädchen sich nicht abgelehnt fühlen.“ Denn Mädchen und Frauen können ebenso gut programmieren wie Jungen, sagt Wolfgang Schell.
Bei seinen Workshops hätten Mädchen genauso viel Spaß gehabt wie die Jungs. Fynn Weyrich hat einst selbst bei „Jugend hackt“ teilgenommen. Inzwischen ist er Mentor. Man müsse seine eigene Begeisterung mit einbringen und zeigen, dass es Spaß macht, lautet sein Credo. Um die Teilnehmer zu begeistern sei es wichtig, sie nicht mit zweistündiger Theorie zu belasten, sagt Michael Binzen. „Spielerisch ist ein guter Ansatz.“
Das Projekt „Jugend hackt“
Das Jugendkulturzentrum forum ist seit Juli 2021 Kooperationspartner des bundesweiten Projekts „Jugend hackt“ der beiden gemeinnützigen Vereine Open Knowledge Foundation und mediale Pfade.
Das Programm ist für junge Menschen zwischen zwölf und 18 (Vorkenntnisse sind nicht nötig) gedacht, die ihre technischen Fähigkeiten kennen lernen, verbessern und mit anderen Gleichgesinnten teilen wollen.
Das Mannheimer „Lab“ beginnt im September mit dem Regelbetrieb. Alle zwei Wochen mittwochs zwischen 17.30 und 20 Uhr wird der Club des forum zum Lab. Solche „Labs“ gibt es bereits in vielen deutschen Städten, von Berlin bis Ulm. lia
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