Ein traditionsreichster Name ist nach über fünf Jahrzehnten sang- und klanglos verschwunden: Der "Mannheimer Hof" heißt jetzt "Leonardo Royal". Bereits seit 1. September hatte die Leonardo-Gruppe das Management im lange zu Steigenberger gehörenden ältesten Luxushotel der Stadt übernommen. Damals hieß es, dass der alte Name erhalten bleibt - zumindest vorerst. Doch das galt gerade mal zwei Monate.
Die Steigenberger-Gruppe habe nicht auf dem schnellen Namenswechsel bestanden, heißt es aus dem Konzern, doch Leonardo hätte ihn "kurzfristig forciert". Daher sei der Franchisevertrag vorzeitig aufgehoben worden. Eine Anfrage bei Leonardo, warum man auch den Traditionsnamen "Mannheimer Hof" gestrichen hat, blieb gestern bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Das Haus in der Augustaanlage, das zuletzt immer als sehr gut ausgelastet galt, hat eine sehr bewegte Geschichte. Es ist 1929 von der Stadt selbst als "Palasthotel" gebaut und von ihr betrieben worden - mit Defizit, weshalb der Volksmund es als "Ballasthotel" verspottete. 1956 übernahm der Steigenberger-Konzern den in der Besatzungszeit als "Truman-Hotel" von Amerikanern geführten Betrieb. Immer wieder stiegen hier zahlreiche Prominente ab. In der alten Kellerbar befindet sich das beliebte Musikkabarett "Schatzkistl".
Von Steigenberger verkauft
Bis 2008 residierte der Fasnachtsprinz in einer Suite, das Haus galt viele Jahrzehnte als gesellschaftlicher Mittelpunkt Mannheims, Treffpunkt von Vereinen und Clubs, "zweites Wohnzimmer" zahlreicher Familien - wenngleich es diese Rolle immer mehr verloren hat. 2006 wurde das zuvor direkt der Familie Steigenberger gehörende, unter Denkmalschutz stehende Gebäude dann veräußert. Zugleich schloss man aber einen Franchisevertrag ab, wonach das Haus noch bis 2016 unter dem Namen "Steigenberger-Hotel Mannheimer Hof" firmieren darf.
Als Käufer trat zunächst der Israeli Ron Ben Haim auf, der das Haus umgestaltete, renovierte sowie einen Wellnessbereich schuf. Dann übernahm es die israelische "Schlomo"-Investorengruppe, die auch Israels größter Opel-Importeur und Autovermieter ist. Der Betrieb lag aber in den Händen der Berliner Gruppe "Grand City Hotels", die über 13 000 Hotelzimmer in Europa verfügt. Zu ihr zählt auch das "Wyndham" (früher Wartburg) in Mannheim und das "Excelsior" in Ludwigshafen.
Spezielle Frauen-Zimmer
Zur - ebenfalls einem israelischen Geschäftsmann gehörenden - Leonardo-Gruppe gehören 52 Häuser in Deutschland und Europa, darunter seit 2013 die ganze frühere "Queens"-Gruppe mit dem ehemaligen Holiday Inn Mannheim. Die Marke "Royal" führen nun insgesamt sieben Häuser in Deutschland.
Gegenüber dem "MM" kündigte Leonardo "zeitnah extensive Investitionen in Interior und Design" an, wollte sie aber auf Nachfrage nicht beziffern. Man werde aber "den Qualitätsstandard des Hauses deutlich steigern", so eine Sprecherin, und zwar sowohl in den Zimmern als auch im Tagungs- sowie öffentlichen Bereich. Wie in allen Hotels der Marke "Royal" wird es für weibliche Gäste "women friendly rooms" mit "charmanter Raumausstattung sowie Extras wie Power-Föhn, Kosmetikspiegel, Augengelmaske und Wärmflasche" geben, kündigte eine Sprecherin an.
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