Mannheim. Laute Beats schallen durch die Räume der Chantal Miller Academy im Sirius Business Park auf dem Waldhof in Mannheim. Chantal Miller trainiert hier am letzten Sonntag der Pfingstferien zehn Mädchen im Hip-Hop-Tanz. Sie haben ein Ziel: die Weltmeisterschaften im August im englischen Blackpool. Dafür schieben sie in der schulfreien Zeit Extraschichten. An diesem Sonntag wartet dafür eine kleine Belohnung auf sie: Im Anschluss an das Training geht es ins Schwimmbad.
Doch bevor es so weit ist, müssen die Mädchen immer wieder an ihrer Choreografie feilen, denn die Gruppe „Mixery“ hat für die Weltmeisterschaften der United Dance Organisation (UDO) ambitionierte Ziele, schließlich hat die Formation bereits den dritten Platz bei den Europameisterschaften eingefahren. Und warum sollte es bei den UDO World Street Dance Championships nicht höher hinausgehen?
Neunjährige aus Mannheim ist schon dreifache Weltmeisterin im Hip Hop
Rechts von Trainerin und Academy-Leiterin Chantal Miller steht Ariana Peter und wartet auf die Kommandos der mehrfachen deutschen Meisterin und Weltmeisterin mit einer Crew aus Bad Kreuznach. Die Neunjährige hat in jungen Jahren ihrer Trainerin dennoch schon etwas voraus. Sie darf sich bereits dreifache Weltmeisterin nennen. Die Titel holte sie 2023 im Solo und 2024 im Solo und im Battle, bei dem immer zwei Hip-Hop-Tänzer bis zum abschließenden Finale gegeneinander antreten. Dabei setzte sie sich bereits in der U12 gegen ältere Jugendliche durch.
Früher habe ich mit dem Ballett begonnen, aber das hat mir nicht so gefallen, weil alle steif und auch die Kleidung so eng war.
„Früher habe ich mit dem Ballett begonnen, aber das hat mir nicht so gefallen, weil alle steif und auch die Kleidung so eng war“, sagt die Neunjährige. Dann habe sie die Academy von Chantal Miller entdeckt, und seither tanze sie jede freie Minute. Das ist auch beim Training zu sehen. Sie hört ihrer Trainerin genau zu. Kniet sich ins Training, um immer besser zu werden – ambitioniert nennt man das wohl. „Bei meiner ersten Weltmeisterschaft war ich nervös und habe an mir gezweifelt. Im Hotel habe ich Musik angemacht und einfach getanzt“, blickt Ariana Peter zurück und zeigt im Gespräch für ihr Alter eine erstaunliche Reife.
Hip-Hop-Weltmeisterin aus Mannheim tritt gegen 18-Jährige an
Derzeit besucht sie noch die Friedrich-Ebert-Schule auf dem Waldhof. Ab Sommer geht es für Ariana Peter dann auf das Ludwig-Frank-Gymnasium in der Neckarstadt – das Sportgymnasium in Mannheim. „Von meinen Klassenkameraden sagen einige, dass ich angeberisch bin, aber das ist mir egal. Meine Freunde unterstützen mich dafür“, sagt die dreifache Weltmeisterin, die im vergangenen Jahr auch schon in der U18-Klasse, also gegen 16- bis 18-jährige Jugendliche, ein Battle-Turnier gewonnen hat. „Beim Hip-Hop kann ich frei sein und meine eigenen Sachen machen“, erklärt Ariana Peter, warum sie so viel Spaß an diesem Tanz hat.
Tanz-Battle im Kulturhaus
Die Chantal Miller Academy veranstaltet am Samstag, 28. Juni , ab 12 Uhr einen „Elevator Battle“ im Kulturhaus Käfertal . Dann treten auch Tänzer etwa aus Polen und Frankreich in Mannheim beim Wettbewerb an.
Es gibt auch eine besondere Kategorie: Kinder und Erwachsene werden zu Zweierteams zusammengelost , die dann gegeneinander antreten. Der Eintritt zu dem „Elevator Battle“ kostet 15 Euro . cg
„Hip-Hop ist einfach ein Lebensgefühl, eine Lebenseinstellung. Ohne das fehlt mir einfach etwas“, sagt auch Chantal Miller, die im April 2018 ihre Academy im Sirius Business Park eröffnete. In ihren Kursen seien schon Kinder im Alter von zweieinhalb Jahren. „Die Ältesten sind Mitte 50“, berichtet sie. Wichtig sei ihr, dass hier keiner über- oder unterfordert wird. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Ariana Peter mit ihrem Talent in höheren Klassen antritt.
Im vergangenen Jahr sei sie mit vier Schützlingen bei der WM in Blackpool gewesen, berichtet Chantal Miller. Bald reist sie mit 13 Schützlingen, darunter ein Junge, und einem Großteil der Eltern in die nordenglische Stadt, wo vom 13. bis 18. August die nächste WM ansteht. Sie alle treten in der Formation „Mixery“ an, zwölf auch im Solo und vier im Battle. „Dort habe ich viele Leute kennengelernt. Mein Englisch ist dadurch auch viel besser geworden“, blickt Ariana Peter auf ihre Erlebnisse bei der Weltmeisterschaft zurück.
Chantal Miller bereits seit der Kindheit Hip-Hop-Trainerin
Und doch geht es in der Academy um viel mehr. „Wir geben hier auch Nachhilfe, haben regelmäßig einen Kurs für mehr Selbstliebe und Selbstbewusstsein zur Stärkung etwa gegen Mobbing und gehen der Frage nach, was es heißt, Frau zu sein. Wir spielen hier auch mal und schauen gemeinsam einen Film“, sagt die Trainerin, die ganz verschiedene Rollen bei den Kindern und Jugendlichen ausfüllt. Oder anders: Sie versucht, einen Sack Flöhe zu bändigen. So wird an diesem Sonntag immer wieder nach einer Pause gefragt, schließlich ist die Hitze groß und die Wasserflasche heiß begehrt.
Bei all dem hilft Chantal Miller ihre langjährige Erfahrung. Bereits seit ihrem neunten Lebensjahr fungiert sie als Hip-Hop-Trainerin. Und sie gibt diese Erfahrung auch weiter: „Ich habe eine 14-Jährige, die bei uns ebenfalls schon als Trainerin aktiv ist“, sagt sie. Dagegen findet sie es schade, dass nur wenige Jungs den Weg in ihre Academy finden. Diese seien erst spät für den Hip-Hop zu begeistern. Bei ihren Mädchen hofft sie, dass sie auch in ihrer Pubertät am Ball bleiben. „Im Alter zwischen 14 und 18 ist es am schwierigsten, dass sie dabei bleiben“, sagt sie. Eines kann sicherlich dabei helfen: Erfolg. Und was kann es Schöneres geben, als ein Titel in Blackpool?
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