Tag der Arbeit

Mannheimer Gewerkschafter fordern "mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit!"

Warum es bei der Kundgebung der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit in der Mannheimer Innenstadt zu einem besonderen "Gänsehaut-Moment" gekommen ist

Von 
Bernhard Haas
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Tag der Arbeit: 1.-Mai-Kundgebung auf dem Marktplatz mit Stefanie Holtz von der IG Metall. © Bernhard Haas

Mannheim. Rund 1400 Demonstranten nahmen nach Angaben der Polizei am Zug der Gewerkschaften vom Gewerkschaftshaus über Friedrichsring, Planken zum Marktplatz teil, wo eine große Kundgebung stattfand. In diesem Jahr stand dir Veranstaltung unter dem Motto „Mehr Lohn, mehr Arbeit, mehr Sicherheit.“

Einen besonderen „Gänsehautmoment“ gab es an der Kreuzung von Planken und Breiter Straße am Galeria Kaufhof. Dort standen rund 30 schwarz gekleidete Demonstrierende, die Plakate mit einem roten Herz schwenkten und auf denen die Parole stand: „Wir sind die Menschen bei Galeria. Wir kämpfen um unserer Zukunft.“ Bekanntlich soll auch die zweite Filiale in der Quadratestadt geschlossen werden. Begleitet von dem Ruf „Kämpfen, Kaufhof, Kämpfen“ und „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns den Kaufhof klaut“ zogen die Demonstranten schließlich zum Marktplatz, wo die große Kundgebung stattfand.

Die Bundesjugendsekretärin der IG Metall, Stefanie Holtz, war als Hauptrednerin nach Mannheim gekommen. Sie sprach über ökologische Krisen, Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen weltweit, aber auch über rechtsextreme, rassistische und antisemitische Übergriffe und Morde in Deutschland. „Ich denke es ist keine Übertreibung, wenn wir festhalten: Unsere Welt brennt an vielen Ecken“, so Holtz.

Kundgebung der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit in Mannheim: „Waffen und Militär werden die Klimakrise nicht lösen“

Der Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten würden zwar derzeit die Nachrichten prägen. Aber auch im Tschad, Sudan, Jemen und anderen Orten würden Menschen sterben. Holtz appellierte daher an das Mitgefühl der Menschen. „Waffen und Militär werden die Klimakrise nicht lösen. Sie bekämpfen auch nicht die Angst vor Inflation oder ändern die Situation auf dem Wohnungsmarkt“, sagte die Gewerkschafterin.

Stattdessen forderte sie ein Sondervermögen, um die Kosten der Transformation und die Energiewende zu meistern. Massive Investitionen in Schulgebäude und marode Infrastruktur seien notwendig, um Straßen, Schienen und Brücken zu erhalten. Ganz klar wandte sich die Bundesjugendsekretärin der IG Metall gegen Antisemitismus und Rassismus. Als aktive Gewerkschafter stehen wir mit klarer Kante gegen Demokratiefeinde“, sagte Holtz.

Schließlich seien es die Faschisten gewesen, die am 2. Mai 1933 Kollegen aus den Gewerkschaftshäusern holten, sie einsperrten, folterten und ermordeten. Sie rief dazu auf, zur Wahl zu gehen und das Kreuz dort zu machen, wo keine Faschisten auf dem Wahlzettel stünden. In diesem Jahr würde das Grundgesetz und auch das Tarifvertragsrecht gefeiert, die es beide seit 75 Jahren gibt. „Wir wehren uns gegen Angriffe auf das Streikrecht“, gab sich Holtz kämpferisch.

Lebenssituation junger Menschen in den Fokus rücken

Gleichzeitig rief sie dazu auf, sich in der Gewerkschaft zu engagieren und für die eigenen Interessen zu kämpfen und wörtlich: „So geht Demokratie“. Gerade die Lebenssituation junger Menschen müsse in den Fokus gerückt werden. Inflation, Klimawandel, teurer und knapper Wohnraum sowie die Angst vor Altersarmut würde junge Menschen umtreiben. 2,9 Millionen Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hätten keinen Berufsabschluss. Das nannte Holtz einen „riesengroßen Skandal“.

Beim Start in die Berufsausbildung seien Auszubildende häufig 20, ein Viertel sogar über 22 Jahre alt. Daher werde das Wohnen zur sozialen Frage. Viele würden lieber jobben, als eine Ausbildung zu beginnen. Tarifbindung sei immer wichtiger, da aktuell nur noch jeder zweite Beschäftigte unter den Schutz eines Tarifvertrages falle. „Trotz alledem. Kämpfen lohnt sich“, schloss Holtz ihre Rede. Die DGB-Jugend präsentierte anschließend ein Bühnenstück. Der in der Region bekannte Musiker Cris Cosmo hatte für diese Veranstaltung eigens ein Lied komponiert: „Mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Antifaschismus, mehr Sicherheit“, klang es rockig über den Platz.

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