Fasnacht

Mannheimer Fasnacht Club schlägt Karl „Ahoi“ Lamers zum neuen "Blauen Zecher"

Ritterschlag im "Wohnzimmer Mannheims": Der Fasnacht „Club der Knöchelträger“ hat den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Karl A. Lamers als neuen „Blauen Zecher“ in seinen Reihen aufgenommen

Von 
Bernhard Haas
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Jürgen Jansen schlägt Karl A. Lamers zum "Blauen Zecher". © Bernhard Haas

Mannheim. Besonderer Humor ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Politiker mitbringen muss, um als „Ritter zum Blauen Zecher“ in den „Club der Knöchelträger“ aufgenommen zu werden. In diesem Jahr „traf“ diese Würde im ehrwürdigen „Wohnzimmer Mannheims“, im Hotel Leonardo Royal, den ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Karl A. Lamers.

Der Vizepräsident des Clubs und vormalige Vizepräsident der Rheinschanze, Jürgen Jansen, nahm die Ehrung vor, nicht ohne lachend im Voraus zu fragen, ob ein Arzt im Saal anwesend sei, falls etwas passieren sollte. Kurzweilig und launig verlief anschließend der an Kürze kaum zu unterbietende weithin bekannte Ritterschlag.

Nach dem Ritterschlag erheben die Organisatoren ihr Glas mit Karl A. Lamers (2.v.r.). © Bernhard Haas

Schwetzingens Oberbürgermeister René Pöltl hielt als Ordensträger des Vorjahres die Laudatio in wohl gereimten Versen. Zwar sei Lamers im Rheinland geboren, aber als Heidelberger heute in der Region zu Hause. „Vorab ein Dank dem Knöchelträgerverein, es sollte alles andere als selbstverständlich und normal sein, dass Ihr seit Jahrzehnten den Kurpfälzer Humor honoriert und Monnem und der Region zeigt, wie das funktioniert.“

Veilchen und Säufer

Pöltl ließ sich auch darüber aus, was das „A.“ im Namen des neuen Ritters bedeutet. „Das ‚A‘ im Namen des als neuen Blauzecher geehrten ist der fünften Jahreszeit angemessen auf Erden, es kann nur ein passender Begriff sein, und der ist nicht neu, dieses kann und wird und muss sein, ein lautes Ahoi.“ So wurde Karl „Ahoi“ Lamers zum Blauen Zecher ernannt.

Alfried Wiczoreck (v.l.), Karl A. Lamers René Pöltl und Ketschs Bürgermeister Timo Wangler nach der Auszeichnung. © Bernhard Haas

Pöltl verriet erst ganz am Ende seines Vortrags den Namen des neuen Würdenträgers. Jürgen Jansen erklärte die Bedeutung des blauen Zechers: „Der Orden wird mit dem Ritterschlag im Stehen ausgeführt, denn der humorvolle Politiker sollte bei seinen Taten immer aufrecht sein.“ Das Wort Blau stamme von einem wohlriechenden Veilchen. Das sei laut Jansen eine uralte Kulturpflanze, die keine Trockenheit vertrage, wie auch die Fasnachter.

Zecher sei ein geselliger Zeitgenosse, der sich mit anderen gut vertrage. In seiner nicht ganz ernst gemeinten Antwort erklärte Lamers, er habe für den Begriff „Zecher“ zunächst eine andere Erklärung gefunden. „Das ist jemand, der reichlich alkoholische Getränke konsumiert, also ein Säufer“, so Lamers. Aber das sei ja hier nicht gemeint. Er halte sich da eher an Thomas Mann, der jemand, der genussvoll alkoholische Getränke konsumiert, als Zecher bezeichnete.

In der ganzen Welt unterwegs

Lamers, der heute Honorarkonsul von Estland ist, führte weiter aus: „Wer neun Jahre im Stadtrat von Heidelberg, 27 Jahre im Bundestag und 24 Jahre in der ganzen Welt unterwegs war, der brauche schon eine Menge Humor, um das alle auszuhalten“. Auch seine Beziehung zu Mannheim verschwieg er nicht, ist er doch heute Mitglied des Stiftungsrats der Bassermann-Kulturstiftung.

Sehr ernst gemeint forderte er dazu auf, sich für Frieden, Rechtsstaat und Demokratie einzusetzen, um die Probleme gemeinsam zu lösen. Aber es wäre nicht Karl Lamers, wenn er am Ende nicht noch einen Kalauer übrig gehabt hätte. Auf sein früheres Gewicht angesprochen (mittlerweile hat er 30 Kilogramm abgenommen) stellte er fest, dass er zusammen mit Stadtrat Thomas Barth („Perkeo“) auch schon als „Wildecker Herzbuben“ angesprochen wurde.

Lamers imitierte am Ende Willy Brandt und Herbert Wehner, die beide in den Himmel wollten, weil sie auf der Erde Gutes getan hätten. Sie durften schließlich rechts und links von Gott Platz nehmen. Als dann Franz Josef Strauß dort angekommen war, habe dieser nach kurzer Überlegung zu Gott gesagt: „Erstens bin ich nicht dein Sohn. Aber du sitzt auf meinem Stuhl.“ Die Lacher im Saal hatte Lamers alle auf seiner Seite. „Das ist doch wunderbar, in einen solchen Kultur- und Traditionsverein aufgenommen zu werden“, freute sich Lamers.

Karl Lamers (2.v.r.) zeigt ein Bild der Ludwigshafener Rheinschanze. © Bernhard Haas

Jansen überreichte dem neuen Blauen Zecher ein Bild, auf dem die Rheinschanze Ludwigshafen zu sehen war und meinte: „Dort wo nichts zu sehen war, da ist Mannheim.“ Senatorin Christiane Fuchs überreichte Lamers ein kleines Buch „Goethes Fäuste“, damit er sich an die Knöchelträger erinnere und zitierte die ersten vier Kapitel: „Nimmer sich beugen. Was man hat – und ist. Tief und ernstlich denken und keinen Tag soll man verpassen“.

Kurfürstin Viktoria-Luise

Neu in den Senat der Knöchelträger aufgenommen wurde der in „Neggaraa“ beheimatete Markus Ludwig. Noch eine weitere große Änderung gab es beim Club der Knöchelträger. Die bisherige „First Lady“, die jährlich neu ernannt wurde, gibt es künftig nicht mehr. Stattdessen wurde diese zur Kurfürstin Viktoria-Luise ernannt, und darf weiterhin ihr Amt ausführen, weil „Luise so viel für Mannheim getan hat“, so Präsident Franz Barth.

Charles Shaw und die Classic Brothers mischten den Saal gehörig auf. © Bernhard Haas

Dazwischen gab es natürlich auch etwas für das Auge. Die beiden Tanzpaare Melina Espinosa und Alessio Flaccavento sowie Lugina Ghizzoni und Can-Luca Weidner von der Carnevalgesellschaft Schwetzingen zeigten atemberaubende Figuren auf dem Teppichboden. Dem stand Tanzmariechen Josephine Hillengaß aus Plankstadt in nichts nach. Für die musikalische Unterhaltung sorgten Martin Vogt, die vier Seebären aus Rheinau und Soulsänger Charles Shaw, der seine Classic Brothers mitgebracht hatte, und den Saal richtig aufmischte. Moderiert wurde der Abend von Simone Rehn.

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