Feiern trotz Corona - Routine wichtig, gerade in diesen schwierigen Zeiten

Mannheimer Eugen-Neter-Schule feiert Fasnacht mit Abstand und strengen Regeln

Von 
Eva Baumgartner
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Das Therapierad wird zur Kutsche: Carola Wenger-Oberle und Peter Sieron drehen als Prinzessin und Prinz eine königliche Runde auf dem Schulgelände. © Eva Baumgartner

Mannheim. Schon auf dem Parkplatz am Waldrand des Mannheimer Stadtteils Blumenau hören Besucher die wummernden Bässe von nebenan: Die Eugen-Neter-Schule feiert am Donnerstag Fasnacht auf ihrem Außengelände im Alten Frankfurter Weg - mit Abstand und unter strengen Corona-Regeln.

Einige Spaziergänger wundern sich über die lustigen Lieder, sind doch die Nachrichten vom Angriff Russlands auf die Ukraine gerade mal ein paar Stunden alt. Doch es sind besondere Kinder, die an dem Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum mit Schwerpunkt geistige Entwicklung unterrichtet werden: „Für die Kinder hier ist Routine im Jahresrhythmus enorm wichtig. Und das Thema Fasnacht gehört zum Unterricht, dazu wird gebastelt und gearbeitet“, erklärt Sonderschulrektorin Silvia Challal. Prinz Peter Sieron, der seine Prinzessin Carola Wenger-Oberle auf dem Therapierad abholt, bringt es für die Mädchen und Jungen dann auch in seiner Ansprache auf den Punkt: „Weder vum Virus noch vum Kriege lasse mer uns unnerkriege!“

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Eugen-Neter-Schule feiert Fasnacht

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In Pandemie Unterricht nach Plan

Die meisten Schülerinnen und Schüler tragen einen Mund-Nasen-Schutz, bei manchen geht das wegen ihrer Erkrankung oder Behinderung nicht. Doch ob mit oder ohne Maske, allen ist die große Freude über das Fest anzusehen: Mit strahlenden Augen tanzen die rund 150 Kinder des Stammhauses auf der Blumenau ausgelassen zur Musik. Spätestens beim Fliegerlied gibt es dann kein Halten mehr: Die Mädchen und Jungen springen in die Höhe, breiten die Arme aus, wippen mit den Hüften - und vergessen für einen kurzen Moment, was in der Welt geschieht.

Obwohl die vergangenen zwei Corona-Jahre nicht einfach sind: An der Schule findet trotzdem Unterricht nach Stundenplan statt. Denn viele Kinder können nicht einfach zu Hause beschult werden: „Wir hatten durchgehend Präsenzunterricht“, erklärt Challal. Zeitweise mussten zwar Schüler mit Gendefekt, Mukoviszidose oder Herzproblemen zuhause bleiben, sie wurden aber per Video ins Klassenzimmer geschaltet.

Eugen-Neter-Schule

  • Die Eugen-Neter-Schule richtet sich an Schüler, die wegen starker Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen den Bildungsgängen allgemeiner Schulen nicht folgen können und individuelle Hilfen benötigen. Sie wurde 1966 als staatliche Schule (Träger ist die Stadt) gegründet.
  • Das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung ist die größte staatliche Schule Baden-Württembergs mit diesem Bildungsgang. 260 Schüler besuchen das Blumenauer Stammhaus sowie die 20 Außenstandorte.

Bei der Feier sind die Mädchen und Jungen dann auch wie im Unterricht in Kohorten eingeteilt - jede Gruppe feiert in ihrem eigenen Bereich rund um die große Rasenfläche in der Mitte des Schulgebäudes. Prinz Peter und Prinzessin Carola drehen mit ihrem königlichen Rad ein paar Runden, werfen Süßigkeiten für die Kinder aus. Auch einen kleinen Laufsteg gibt es: Hier präsentieren die Schüler ihre Kostüme, es gibt Drachen, Prinzessinnen oder einen kleinen Supermann, sie alle spazieren stolz und unter großem Beifall über die Fläche.

Das Fest findet übrigens schon zum zweiten Mal unter Corona-Bedingungen statt: „Wir hätten nicht gedacht, dass wir so schnell eine Routine entwickeln. Aber die Kinder müssen ohnehin auf viele Dinge verzichten“, sagt Challal. Die Berufsschulklassen aus der Gartenstadt dürfen nicht wie in den Jahren vor der Pandemie zu einem närrischen Besuch kommen: „Wir müssen in unseren Gruppen bleiben, versuchen aber, das Beste daraus zu machen“, sagt Challal. „Und hoffen, dass es die letzte Feier unter solchen Bedingungen ist.“ Zumindest in puncto Corona sieht die Schulleiterin Licht am Ende des Tunnels: Sie hat beobachtet, dass es zwar noch viele Fälle gibt, vor allem bei den Lehrern. „Aber wir haben auch immer mehr Genesene. Es sieht so aus, als ob der Höhepunkt der Omikron-Welle bei uns überschritten ist.“

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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