Kommunalpolitik

Mannheimer CDU-Stadtrat Egon Jüttner will erneut kandidieren

Von 
Timo Schmidhuber
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Egon Jüttner beim CDU-Parteitag im vergangenen Jahr. © Christoph Blüthner

Mannheim. Er ist eines der dienstältesten Mitglieder des Mannheimer Gemeinderats. Seit 1984 gehört der frühere Pädagogik-Professor Egon Jüttner als Vertreter der CDU dem Gremium an, allerdings mit einigen Unterbrechungen. Bei der Wahl vor drei Jahren hat der damals bereits 77-Jährige noch einmal ein beeindruckendes Ergebnis geholt. Von der CDU lediglich auf Listenplatz 19 nominiert, sorgten die Wählerinnen und Wähler dafür, dass er am Ende bei den Stimmen für seine Partei auf Platz fünf lag und erneut in den Gemeinderat einzog.

An diesem Freitag wird der Sandhofener 80 Jahre alt. Auf eine große Feier verzichtet er, am Samstag kommt die Familie im engsten Kreis zusammen. Jüttner ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder. Nicht nur in den Gemeinderat haben ihn die Mannheimer geschickt, sondern auch in den Bundestag. Dreimal holte der Christdemokrat im eigentlich traditionell roten Mannheim das Direktmandat. Als Abgeordneter war er unter anderem Mitglied in den Ausschüssen für Auswärtiges und für Menschenrechte. Die damit verbundenen Reisen passten zu seinem großen Interesse für andere Länder.

Kritiker der „Löbel-CDU“

Aber auch die kleinen Anliegen der Bürger waren und sind ihm wichtig. Ein Korrespondent hat über den Abgeordneten Jüttner mal geschrieben, dass ihm kein Mannheimer Problem zu unbedeutend sei für eine parlamentarische Anfrage. Auch heute noch ist es ihm wichtig, Ansprechpartner für die Anliegen der Menschen zu sein. Bei seiner Telefonsprechstunde jeden Samstag rufen immer noch viele an, wie er erzählt. „Ich habe den Eindruck, dass Bürger mit ihren Anliegen bei den Behörden nicht durchkommen“, erklärt er. Da setze er sich ein und hake nach.

Eine Doktorarbeit über die Einführung der Gesamtschule in Schweden führte Jüttner in die Wissenschaft. Von 1976 bis 2007 war er Professor an der Bundeswehr-Uni in München. Die Erkenntnisse seiner Doktorarbeit hatten für den damals nach eigenen Angaben „links eingestellten“ Studenten auch politische Auswirkungen. Sie führten ihn weg von der SPD, die damals für die Gesamtschule war, und hin zur CDU. Auch mit Brandts Ostpolitik konnte das Kind einer Vertriebenenfamilie aus dem Sudetenland nicht viel anfangen. Als Doktorand in Berlin lernte Jüttner auch seine Frau Ursula kennen, eine Apothekertochter aus Sandhofen. Dorthin siedelte das Paar schnell um und bekam zwei Kinder. Über die Bürgervereinigung des nördlichen Stadtteils, in der sich Jüttner jahrzehntelang engagierte, kam er dann in die Politik.

Dass ihn 2017 ausgerechnet der forsche Jungpolitiker Nikolas Löbel als Mannheimer Direktkandidat im Bundestag ablöste, hat Egon Jüttner wohl bis heute nicht verwunden. Mit Löbel - von Anfang an auf Berufspolitiker getrimmt - konnte Jüttner, der schon mit 34 Professor war, wenig anfangen. Und so machte er sich schon lange vor Löbels Rücktritt wegen dessen Masken-Geschäften zu einem der wichtigsten Kritiker der „Löbel-CDU“, wie er sie nannte. Im Kreisverband - dessen Ehrenvorsitzender er nach wie vor ist - und auch in der Gemeinderatsfraktion isolierte ihn das allerdings immer mehr.

Zuletzt war Jüttner kaum mehr in Präsenz bei den Gemeinderatssitzungen dabei. „Wegen der Corona-Lage hat mir das mein Arzt empfohlen. Aber jetzt will ich da wieder reingehen und mitmischen“, kündigt er an. Und auch, dass er bei der nächsten Kommunalwahl in zwei Jahren - mit dann 82 - erneut antreten will. Listenplatz 20 wäre für ihn okay, sagt Jüttner. Aber sollte es ein Platz weiter hinten sein, dann gründe er eine eigene Gruppierung.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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