Mannheim. Am Ende ist es ein Erdrutschsieg, den die Bundes-CDU am Freitag mittag bekannt gibt. Bei der Mitgliederbefragung über den neuen Parteichef setzt sich Friedrich Merz mit 62,1 Prozent gegen Norbert Röttgen (25,8) und Helge Braun (12,1) durch. Auf Anfrage zeigen sich führende Mannheimer Christdemokraten darüber fast genauso froh wie der vor Glück regelrecht strahlende Merz.
Mit einem so hohen Sieg hätte der Kreisvorsitzende Christian Hötting nicht gerechnet. Aber dass keine Stichwahl mehr nötig sein würde, „habe ich mir schon insgeheim gedacht“. Merz sei eben sehr populär an der Basis, sagt Hötting. Mit dem früheren Fraktionschef an der Spitze könne die CDU nun in der Opposition ihr Profil wieder schärfen, wo sie „befreit von der ständigen Kompromisssuche“ sei. Dass Merz als bekennender Konservativer seine Partei nach rechts führt, glaubt Hötting nicht unbedingt. Zu empfehlen sei ein Führungsstil, wie er ihn auch in Mannheim pflegen wolle: „Nicht als Einzelkämpfer auftreten, sondern als Team.“ Darin müssten sich unterschiedlichen Flügel wiederfinden. Wichtig sei zudem, Röttgen und Braun einzubinden, Frauen auch.
Höttings (kommissarische) Vorgängerin Katharina Funck befürchtet nicht, dass Frauen in der CDU nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Sie findet sehr gut, dass Merz die 34-jährige Waiblinger Bundestagsabgeordnete zur Vize-Generalsekretärin machen möchte. „Er weiß, was die Partei braucht und will.“ Das sei auch, nach den vielen Personalquerelen wieder zur Ruhe zu kommen. Funck freut sich auch über die hohe Wahlbeteiligung von fast 64 Prozent. Sie wird zu den Delegierten gehören, die am 21./22. Januar in den Willen der Basis formell bestätigen sollen – Pandemie-bedingt jedoch nur digital. Das sei richtig so, findet Funck. „Aber ein bisschen schade ist es schon: Es wird mein erster Bundesparteitag sein.“
Außer ihr wird aus Mannheim auch Claudius Kranz digital dabei sein, auf Bundesparteitagen quasi Dauergast. Der Fraktionschef war sich „relativ sicher“, dass Merz im ersten Wahlgang gewinnt. Vom neuen Vorsitzenden erhofft sich Kranz, dass die CDU wieder für das steht, „wofür ich 1993 eingetreten bin: vernünftige, gute Wirtschaftspolitik und dabei, anders als die FDP, das Soziale nicht vergessen.“ Persönlich gesprochen habe er mit Merz mal, als der eine Einladung zum Neujahrsempfang der Mannheimer CDU nach seinem zeitweisen Rückzug aus der Politik 2007 ausgeschlagen habe. „Da war er am Telefon sehr angenehm und umgänglich.“
Damals war Hannah Ziegler zwölf Jahre alt. Den „frühen“ Merz kenne sie nur aus Erzählungen ihrer Eltern, sagt die Vize-Kreisvorsitzende der Jungen Union. Aber mit seinem Sieg habe sie ebenfalls gerechnet und sei auch sehr zufrieden damit. Ihr gefällt auch, dass alle Mitglieder über den neuen Parteichef abstimmen durften, das sei speziell Jüngeren wichtig. Fürchtet sie nicht, dass Merz die CDU wieder auf konservativ trimmt? Er allein würde das vielleicht schon wollen, meint Ziegler. Aber mit einem guten Team, das er ja zu bilden vorhabe, werde das nicht passieren.
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