Mannheim. Mutmaßlich haben eher fleißige Handwerker als himmlische Mächte ihre Hände im Spiel, wenn sich beim Betreten des modernisierten Gotteshauses im Quadrat R 2 der Ausruf „wunderschön“ aufdrängt. Nicht zu vergessen die vielen klugen Köpfe, die sich seit Jahrzehnten genau solch einen offenen, für viele unterschiedliche Begegnungen geeigneten Kirchenraum wünschen. Allen voran Ilka Sobottke, die seit 25 Jahren Pfarrerin der Citykirche Konkordien ist. Und während in diesen Tagen noch an einigen Ecken gebohrt und gefeilt wird, grenzt es vielleicht doch ein bisschen an ein Wunder, wenn die letzten Arbeiten wie geplant bis zum Sonntag, 15. Dezember, fertig sind. Dann feiert die Theologin mit einem Gottesdienst um 11 Uhr Dienstjubiläum. Samt jeder Menge Zeit, um im Kreis von Weggefährten Erinnerungen aufleben zu lassen. Und auf Ilka Sobottkes schwere Anfangszeit in Mannheim zurückzublicken.
Denn damals war Konkordien ein verwaistes Sorgenkind, das ausschließlich sonntags geöffnet hatte. „Selbst zu Gottesdienstzeiten kamen höchstens mal zehn bis 15 Besucherinnen und Besucher“, erinnert sich die gebürtige Schleswig-Holsteinerin. „Wenn Ihnen da nicht bald etwas einfällt, müssen wir die Kirche schließen“, so lauteten 1999 die klaren Worte vom damaligen Dekan Günter Eitenmüller. Gemeinsam mit anderen Engagierten, die sie für ein Neudenken über das Angebot in R 2 gewinnen konnte, hat sie sich „daran gemacht, zu träumen und neue Ideen zu entwickeln“. Schnell war klar, dass sich die Bedürfnisse der Menschen in der Innenstadt im klassischen Gemeindeangebot nicht wiederfinden. Offene Stadtkirchenarbeit wurde zum Stichwort.
Ruhe und Besinnung auch in der Mittagspause möglich
Das Konzept ging auf: Seit 2001 ist das Gotteshaus mitten in der Innenstadt die „CityKirche Konkordien“ –mit Türen, die dank dem Engagement von Ehrenamtlichen auch unter der Woche zwischen 11 und 15 Uhr geöffnet sind. Und hinter denen sich Menschen begegnen, um gemeinsam zu feiern, Musik zu hören, zu tanzen, bedeutsamen Worten zu lauschen oder um Ruhe und Besinnung zu finden, auch einfach mal zwischendurch in der Mittagspause. Und wenn die Pfarrerin und ihr Team in zwei Wochen zur offenen Weihnachtsfeier einladen, dann werden nicht nur eine Handvoll, sondern mehr als 400 Gäste erwartet.
Dazu trägt natürlich auch die einladende Atmosphäre des Gotteshauses bei. Die Wände erstrahlen in hellem Licht, die massiven Sitzreihen ersetzen leichte Stühle, die Lust darauf machen, sie flexibel einzusetzen. Den einst dunklen Boden zieren auf pastelligem Grund die Arbeiten der koreanischen Künstlerin Minah Son. „Ich habe schon immer gesagt, dass die Holzbänke rausmüssen“, erzählt die Hausherrin bei einem ersten Rundgang lachend, während die neue Tonanlage das Kirchenschiff mit Klängen von Bach und der Stimme des Queen-Sängers Freddie Mercury erfüllt. Die Investitionssumme für die Modernisierung beträgt insgesamt rund eine Million Euro.
Zuletzt renoviert wurde die Konkordienkirche 1997. Umso mutiger war es von der Kirchenleitung und Gemeinde, genau in diesem Jahr einen Teil der Bänke beiseite zu schieben und den Raum vor dem Altar als Ort der Vesperkirche zu wählen. „Und damit das Thema Armut mitten in der Stadt unübersehbar zu machen“, resümiert die Pastorin. Eine Aktion, für die das Herz der 58-Jährigen bis heute brennt. „Und die etwas versinnbildlicht für das ich schon mein Leben lang stehe“, betont Ilka Sobottke, „für den Respekt vor den Menschen, die es weniger leicht haben“.
Monatliches Kinderfrühstück liegt ihr besonders am Herzen
Ganz besonders am Herzen liegt ihr auch das monatliche Kinderfrühstück für Mädchen und Jungen aus der unmittelbaren Umgebung: Bewegt habe sie daran von Anfang an, Begegnungen zu ermöglichen von Menschen, die zuvor mit Abwehr oder Angst aufeinander blickten, wie die älteren Menschen in der Gemeinde und die Flüchtlingskinder in der Nachbarschaft. „In meinem Job muss man Brückenbauerin sein“, resümiert sie lachend.
Apropos Humor: Zu 25 Jahren Ilka Sobottke an der CityKirche Konkordien gehören auch ihre Ernennung zum Bloomaul im Jahr 2019. Sie war die 50. Trägerin dieses Ordens, der als höchste bürgerschaftliche Auszeichnung in Mannheim alljährlich im Nationaltheater verliehen wird. Was sie als Sprecherin beim „Wort zum Sonntag“ in der ARD und weiterhin bei ihren „Gedanken“ im SWR-Hörfunk besonders fasziniert? „Dass man auch die Menschen, die bislang gar nix mit der Kirche zu tun hatten, ansprechen, trösten und berühren kann.“ Gleichgültig, ob sie sich zur Corona-Impfung, sozialer Ungerechtigkeit oder den erschütternden Bildern aus Syrien äußert: „Man muss sagen, was man denkt.“ Denn sicherlich, sie ist eine Brückenbauerin – und zwar eine mit einer gehörigen Portion Mut.
Ilka Sobottke
- Ilka Sobottke ist 1966 in Bad Segeberg geboren und wurde in Hamburg eingeschult. Als Kind zog sie mit den Eltern nach Lützelsachsen. Ihr Abitur machte sie an der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, damals Multschule, in Weinheim. Sie studierte in Heidelberg und Rom, absolvierte ihr Vikariat im Hochschwarzwald und Neapel.
- Seit 1999 ist sie Pfarrerin der Citykirche Konkordien, der Hafenkirche und der Evangelischen Studierendengemeinde. Seit 24 Jahren ist sie mitverantwortlich für die Vesperkirche.
- Seit 2012 ist sie Sprecherin der CityKirchenKonferenz, eine Verknüpfung mit Pfarrern in Großstädten in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden.
- Seit 25 Jahren macht sie sich als Autorin und Sprecherin im SWR „Gedanken“, von 2019 bis 2022 in der ARD beim „Wort zum Sonntag“.
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