Mannheim. Nachdem Stadt und Kirchen im vergangenen Jahr die Öffnungszeiten der Mannheimer Kindertageseinrichtungen wegen Personalmangels reduziert hatten, steigt der Betreuungsumfang zum Kita-Jahr 2025/26 wieder: von derzeit 41,5 auf 42,5 Stunden (wir berichteten). Noch ist man aber vier Stunden von den regulären Öffnungszeiten entfernt. Aus diesem Grund hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung eine Verlängerung der Randzeitenbetreuung beschlossen und Mittel in Höhe von bis zu 160.000 Euro für das Jahr 2026 und bis zu 120.000 Euro für das Jahr 2027 bereitgestellt.
Mit der Randzeitenbetreuung soll nach dem Ende der gekürzten Betreuungszeit ein Angebot für Eltern geschaffen werden, die beruflich darauf angewiesen sind. Umgesetzt wird es ausdrücklich nicht von pädagogischen Fachkräften, sondern derzeit von der Sportkreisjugend Mannheim. Dass es eine Randzeitenbetreuung im vergangenen Kita-Jahr an sechs Einrichtungen für insgesamt 74 Kinder gab, berichtet Jugend- und Gesundheitsamtsleiter Peter Schäfer im Jugendhilfeausschuss. Es habe sich um eine zusätzliche Betreuung gehandelt, die zwischen einer halben und einer Stunde am Nachmittag lag. Insgesamt 29 Betreuende seien dafür im Einsatz gewesen.
Elternvertreter befürchten, dass der bisherige Umfang nicht ausreicht
Nun kommt ab dem neuen Kita-Jahr wieder eine Stunde dazu. Diese haben die Verantwortlichen in Stadt- und Kirchenverwaltung auf den Freitag gelegt, so dass hier eine Betreuungszeit von 7.30 Uhr bis 16 Uhr (vorher 15 Uhr) gilt. Damit wird das Randzeitenangebot nur noch von Montag bis Donnerstag in der Zeit von 16 Uhr bis 17 Uhr benötigt, um die Lücke zu den regulären Öffnungszeiten zu schließen.
Der Stadtelternbeirat der städtischen Tageseinrichtungen für Kinder begrüßt die Fortführung der Randzeitenbetreuung und auch den beschlossenen Planungshorizont von zwei Jahren. Allerdings befürchten die Elternvertreter, dass der bisherige Umfang nicht ausreicht. Ihr Kritikpunkt: Mit dem wieder um eine Stunde steigenden Betreuungsumfang haben die Verantwortlichen gleichzeitig die Öffnungszeiten der Kitas vereinheitlicht. Dort, wo beispielsweise bislang von 8 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet war, gilt nun auch die Betreuungszeit 7.30 Uhr bis 16 Uhr – was in manchen Häusern faktisch eine Kürzung bedeutet.
Nicht alle Eltern benötigen eine Betreuung bereits um 7.30 Uhr, wohl aber am Nachmittag bis 16.30 Uhr. „Wir erwarten durch diese veränderten Rahmenbedingungen eine deutlich erhöhte Nachfrage der Eltern an Betreuung zwischen 16 Uhr und 17 Uhr“, so die Elternsprecher Hildwin Winner und Nora Dreier. Für die betroffenen Eltern und insbesondere Alleinerziehende sei das Angebot der Randzeitbetreuung vermutlich die einzige Möglichkeit, um ihre Berufstätigkeit und damit ein Familieneinkommen sicherzustellen.
Auch einige Stadträtinnen und Stadträte üben Kritik an der Vereinheitlichung und einer aus ihrer Sicht fehlenden Abfrage bei den Eltern. „Die halbe Stunde fehlt vielen Eltern nach hinten, und das können wir nicht ignorieren“, so FDP-Stadträtin Kathrin Kölbl im Jugendhilfeausschuss. Man könne nicht erst schauen, ob an einer Einrichtung ein Randzeitenangebot möglich sei und die Eltern dann fragen, ob sie es benötigen. „Die Eltern müssen ihren Bedarf artikulieren können, und dann müssen wir uns auf den Weg machen und diesen Bedarf decken. Nicht anders“, so Kölbl. Den Frust der Eltern schildert SPD-Stadträtin Melanie Seidenglanz: „Ich bin selbst eine betroffene Mutter und habe ein Kreuz an der Stelle gesetzt, dass wir einen Bedarf haben. Und ich habe bis heute keine Rückmeldung erhalten.“
Deswegen müsse man bald wieder zu den regulären Öffnungszeiten zurückkehren. Dass man finanziell flexibel auf eine steigende Nachfrage nach der Randzeitenbetreuung reagieren könne, sagt Bürgermeister Dirk Grunert indes zu. Er habe keine Erwartung, dass das Geld knapp werde, aber der Posten könne im Fall der Fälle auch ohne Probleme erhöht werden.
Kita-Ausbau: Gemeinderat stellt 17,5 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung
Für den Ausbau von Kita-Plätzen hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung zudem zusätzlich 17,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. „Bis Anfang 2026 werden wir in nur etwas mehr als einem Jahr rund 750 zusätzliche Kinderbetreuungsplätze in Mannheim geschaffen und etwa 250 alte durch neue Plätze ersetzt haben. Damit machen wir einen großen Schritt hin zu einem bedarfsgerechten Angebot für Kinder und ihre Eltern“, sagt Oberbürgermeister Christian Specht und fügt hinzu: „Natürlich steigen dadurch auch die Aufwendungen für die Kinderbetreuung weiter an – daher begrüße ich sehr, dass der Gemeinderat die zusätzlichen Mittel trotz der aktuellen Haushaltslage freigegeben hat.“
Noch in diesem Jahr werden voraussichtlich knapp 50 neue Kita-Gruppen mit rund 750 Plätzen an den Start gehen. Im Frühjahr 2026 sollen weitere Kitas eröffnet werden und dann insgesamt 1.000 Plätze fertiggestellt sein – sowohl bei freien als auch bei städtischen Trägern. Rund drei Viertel davon sind zusätzliche Plätze, die die Betreuungssituation verbessern sollen. Etwa ein Viertel ersetzt bestehende Plätze, die ansonsten wegen der baulichen Situation weggefallen wären.
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