Trockenheit

Mannheim: Stadt muss beim Bewässern der Grünflächen nachhelfen

Der Aufwand, Grünanlagen in Mannheim zu bewässern, wird größer. Wegen des ausbleibenden Regens sind Stadtraumservice, Fremdfirmen und die Freiwillige Feuerwehr im Dauereinsatz. Aber auch Bürger können helfen

Von 
Valerie Gerards
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Die trockenen Kastanien am Mannheimer Neckarufer. © Valerie Gerards

Mannheim. Der Aufwand, um die Grünanlagen in Mannheim zu bewässern, wird immer größer. Weil der Regen derzeit dauerhaft ausbleibt, sind Stadtraumservice, beauftragte Fremdfirmen und die Freiwillige Feuerwehr im Dauereinsatz. Die Stadtverwaltung hat Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen, junge Bäume in ihrer Straße mit Gießkannen zu gießen. Ist grüner Rasen im Sommer ein Luxus, von dem wir uns langsam verabschieden müssen?

Wie bewässert die Stadt derzeit ihre Grünanlagen?

Überall, wo keine automatischen Beregnungsanlagen installiert sind, muss aufgrund der andauernden Trockenheit händisch bewässert werden. Die Mitarbeiter des Stadtraumservice sind mit Bewässerungsfahrzeugen mit größeren Wasserfässern im Einsatz, um Beete und Strauchnachpflanzungen zu versorgen. Die langanhaltende Trockenheit macht aber auch den Bäumen zu schaffen. „Sie werden überwiegend durch beauftragte Firmen mittels Wasserfass bewässert. Hinzu kommen zwei Bewässerungseinheiten des Technischen Servicebetriebes mit einem größeren Wasserfass auf einem Lkw“, sagt Kevin Ittemann vom Klima- und Umweltdezernat der Stadt Mannheim.

Bekommt die Stadtverwaltung Hilfe?

Zusätzlich unterstützen die acht Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr den Stadtraumservice beim Bewässern der Bäume - erneut: Bereits im heißen Sommer 2019 haben die Ehrenamtlichen beim Bewässern geholfen. Deshalb startete der Gießeinsatz routiniert und schnell: Es habe nach der Anfrage der Stadtverwaltung nur knapp 24 Stunden gedauert, bis die Helfer einsatzbereit waren, heißt es aus dem Rathaus. Das Wasser für den Gießeinsatz stammt aus dem Tank der Feuerwehrfahrzeuge und aus der Zisterne der Hauptfeuerwache - ein günstiger Umstand, da die Zisterne vor einer routinemäßigen Wartung steht und dafür leer sein muss. Auf diese Weise kann Trinkwasser aus Hydranten eingespart werden.

Die Grünflächen entlang des Neckarufers in Mannheim sind von der lang anhaltenden Hitze vertrocknet. Außerdem leidet das Grün durch die Nutzung der Wiesen durch Bürger und Bürgerinnen. © Valerie Gerards

Kann jeder und jede Einzelne auch unterstützen?

Ja, die Stadtverwaltung ruft auch die Bürgerinnen und Bürger dazu auf, im Rahmen ihrer Möglichkeiten Bäume in ihrer Straße zu gießen. Vor allem junge Bäume seien während der aktuellen Trockenheit auf die Bewässerung angewiesen. Es sei besser, gut und durchdringend zu wässern als oft und wenig. Schmutzwasser schade dem Baum, es solle nur Leitungswasser oder Regenwasser verwendet werden. Ältere Bäume können sich über ihre tief reichenden Wurzeln besser selbst versorgen.

Warum geben die alten Rosskastanien an der Rhein- promenade, am Neckar und im Waldpark in diesen Tagen ein so trauriges Bild ab?

Für den desolaten Zustand der Kastanien ist nicht die Trockenheit, sondern die Miniermotte verantwortlich. Das eingeschleppte Tier hat sich ausgebreitet und setzt den Bäumen zu, sagt Gabriele Baier, Vorsitzende vom BUND für Umwelt und Naturschutz Mannheim. Um den Wiederbefall einzudämmen, wird das befallene Laub von der Stadt und einer Initiative von Laubsammlern entsorgt.

Werden in der Stadt daher keine neuen Kastanien gepflanzt?

Nein, das liegt nicht an der Miniermotte. „Durch die Kastanienrindenkrankheit, ausgelöst durch das Pseudomonas-Bakterium, kann der Baum nach kurzer Zeit absterben und zum Verkehrsrisiko werden“, so Ittemann. Die Stadtverwaltung hoffe jedoch, in Zukunft durch die Züchtung resistenter Arten wieder Kastanien pflanzen zu können.

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Wie geht es den jungen Bäumen an der Feudenheimer Straße?

Dass einige der neu gepflanzten Jungbäume an der Feudenheimer Straße komplett braune Blätter haben, sei nicht auf Wassermangel zurückzuführen, heißt es aus dem Rathaus. Sie seien regelmäßig von einer Firma gegossen worden. Einige Exemplare könnten jedoch vorgeschädigt gewesen sein, oder andere Gründe hätten zum Absterben geführt. Im kommenden Herbst oder Winter werde die Firma die ausgefallenen Bäume im Rahmen der Gewährleistung ersetzen.

Wieso ist die Neckarwiese momentan so stark verdorrt?

Gelb statt Grün präsentiert sich die Neckarwiese derzeit auf einer Länge, die sich von der Lutherkirche in der Neckarstadt-West bis zum Universitätsklinikum erstreckt. Der Grund: Die jetzt vertrocknetsten Bereiche sind als Liegewiese ausgewiesen und werden häufiger gemäht, damit man sich dort hinlegen kann, erklärt Gabriele Baier. „Je seltener gemäht wird, desto grüner ist es. Hohes Gras beschattet sich auch wieder“, sagt die Naturschützerin.

Also sollte das Gras seltener gemäht werden?

Laut Baier sei es vernünftiger, das Gras länger zu lassen und seltener zu mähen. Das steht allerdings im Konflikt mit den Bedürfnissen der Anwohner, die die Neckarwiese intensiv zur Naherholung nutzen. Denn neben der Mahd sei ein weiterer Faktor für das Austrocknen der Neckarwiese verantwortlich: die Nutzung. Überall, wo Wiesen intensiv von Menschen betreten werden, sind sie stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Wiese wird zwei Mal im Jahr gemäht, die Liegewiese und das Volleyballspielfeld aber bis zu 14 Mal. Allerdings würden Flächen jenseits der Liegewiese bewusst sechs Wochen stehengelassen und aus Artenschutzgründen erst zu einem späteren Zeitpunkt gemäht, so Ittemann.

Liegt es nicht nahe, die Wiese mit Flusswasser zu wässern?

Im Gegensatz zu Heidelberg, wo die Neckarwiese regelmäßig mit Flusswasser gegossen wird, werden die Spiel- und Liegewiesen an Rhein und Neckar in Mannheim nicht bewässert. Das sei nicht zielführend und personell auch nicht leistbar; die händische Bewässerung der Jungbäume sei wichtiger, so Sprecher Ittemann zur Begründung.

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