Aktionstag - Mehr als 40 Einrichtungen zeigen sich solidarisch / Deutlich mehr Beratungsanfragen als vor der Pandemie / Schutzplätze im Frauenhaus gefragt

Mannheim setzt leuchtendes Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Von 
Lisa Uhlmann
Lesedauer: 
Zeichen der Solidarität zum Welttag gegen Gewalt an Frauen: Auch im Vorjahr hat der Zonta-Club Mannheim viele Gebäude und Einrichtungen – wie hier den Rosengarten – zum Leuchten gebracht. © Zonta

Mannheim. Es ist ein leuchtender und mahnender Appell: Am Donnerstag, 25. November, erstrahlen zum Welttag gegen Gewalt an Frauen erneut in Mannheim Fassaden von Institutionen ab 17.30 Uhr in Orange. Bekannte Gebäude sind etwa der Rosengarten, die Abendakademie, das Nationaltheater, die Hochschule oder die SAP Arena.

Hinter dieser Aktion, bei der diesmal mehr als 40 Mannheimer Einrichtungen mitmachen, steckt der Zonta Club Mannheim. Die internationale Organisation beteiligt sich jedes Jahr an der Kampagne „Orange the World“ von der Organisation UN-Women, indem sie weltweit und in mehr als 100 deutschen Städten orange Leuchtzeichen setzt gegen sexualisierte Gewalt, deren Ursachen und Folgen. „Dieses Jahr ist uns ein Durchbruch gelungen, wir konnten die christlichen Kirchen sowie die Alte Feuerwache für die Aktion gewinnen“, freut sich Gabriele Smith, Präsidentin des Zonta Clubs Mannheim.

Kirchen setzen sichtbar

Die Kirchen beteiligen sich in diesem Jahr erstmals besonders stark an der Aktion „Orange the World“. So werden auf Initiative der Ortsgruppen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kfd) in der Seelsorgeeinheit Maria Magdalena die Kirchen St. Laurentius und St. Hildegard (beide Käfertal), dazu Christ König Wallstadt sowie St. Peter und Paul Feudenheim orange beleuchtet. Dazu bieten Frauen aus der kfd in oder vor den Kirchen Informationen zum Thema, auch in St. Peter Ilvesheim.

„Die kfd unterstützt Aktionen gegen Gewalt am 25. November ja nicht erst seit heute“, betont Brigitte Teschke, Mitglied im Vorstandsteam der kfd St. Laurentius Käfertal. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche habe aber „den Blick darauf nochmals geschärft“, sagt sie. Bereits 2018 habe die kfd unter dem Motto #MachtLichtAn massiv gegen Gewalt in der Kirche protestiert, Konsequenzen gefordert und eine Unterschriftenaktion initiiert. Die rund 30 000 Karten und Unterschriftenlisten wurden Bischof Franz-Josef Bode in einer öffentlichen Aktion übergeben. Man habe „damit auch eine innerkirchliche Diskussion in Gang gebracht, die inzwischen weit über die kfd hinaus geht“, so Brigitte Teschke. „Und wir bleiben dran – für die jetzigen und die nachfolgenden Generationen. . .“, kündigt sie an.

Auch das Caritas-Frauenhaus Heckertstift, das im Arbeitskreis „Gewalt in sozialen Beziehungen“ aktiv ist, macht mit einer Aktion am 25. November ab 11.30 Uhr vor dem Modehaus Engelhorn auf den Planken in O 5 auf die Kampagne aufmerksam.

Ein deutlich sichtbares Zeichen wollen zudem viele evangelische Gemeinden setzen. So erstrahlt am 25. November die Kuppel der Christuskirche in Orange. In Feudenheim setzen mit der Johanneskirche und mit dem Turm der Epiphaniaskirche gleich zwei kirchliche Gebäude ein Zeichen der Solidarität. Auf dem Lindenhof beteiligt sich die Johannisgemeinde an dem leuchtenden Appell, in Neckarau wird die Matthäuskirche angestrahlt.

Die Pfingstbergkirche mit ihren großen Glasflächen wird von innen beleuchtet sein, um den internationalen Tag zu thematisieren – aber nicht in orange. Doch dafür hisst die Gemeinde eine Fahne von der Frauenorganisation Zonta, auf die der Aufruf „Orange the World“ zurückgeht, und legt vor der Kirche Informationsmaterial aus. (pwr)

Zahlen auf hohem Niveau

Auch mit der Ditib-Moschee sei man im Gespräch, die Synagoge habe wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt. Aus Erfahrung weiß Smith: Für die Beteiligung braucht es oft ein Jahr Vorlauf, schließlich ist die Beleuchtung mit hohen Kosten verbunden. Auch die Stadt Mannheim und das Polizeipräsidium nutzten laut einer gemeinsamen Pressemitteilung diesen Aktionstag, um ein solidarisches Zeichen zu setzen, weitere Aktionen sind zudem am 2. Dezember an ungewöhnlichen Orten in der Quadratestadt geplant. „Uns ist es wichtig, dass Frauen nicht schweigen, sondern wissen und sicher sein können: Gewalt gegen Frauen wird in Mannheim sehr ernst genommen und wirksam bekämpft!“, erklärt Oberbürgermeister Peter Kurz. Die Stadt beteiligt sich wie das Polizeipräsidium an der Mitmachaktion „Wir brechen das Schweigen“ des Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen. Polizeipräsident Siegfried Kollmar sagt zur Situation in Mannheim: „Häusliche Gewalt, Zwangsehen, Stalking, Intimizid - das sind alles Formen der Gewalt gegen Frauen, mit denen wir uns als Polizei immer wieder konfrontiert sehen. Die Fallzahlen bewegen sich dabei leider seit Jahren auf relativ hohem Niveau.“ Die Zahl derer, die 2020 Zuflucht in einem der 182 Frauenhäuser in Deutschland suchten, ist laut der aktuellen Frauenhausstatistik der bundesweiten Frauenhauskoordinierung leicht rückläufig. Die bundesweite Tendenz spiegelt sich in Mannheim nicht exakt wider: „Wir sind gut ausgelastet, haben aufgehört, eine Schutzwohnung als Quarantänewohnung frei zu halten. Auch die Angst vor Corona und damit vor einer Infektion hielt sich zumindest bis vor kurzem im Rahmen. Die steigenden Zahlen bereiten uns erneut große Sorgen, und wir überprüfen unsere aktuelle Pandemie-Maßnahmen“, berichtet Nazan Kapan, Geschäftsführerin vom Mannheimer Frauenhaus e.V., zu dem auch das Fraueninformationszentrum gehört. In der Beratungsstelle sei die Zahl der Anfragen kurz nach dem ersten Lockdown gestiegen, zum Teil seien die Anfragen um das Mehrfache höher als vor der Pandemie. Im Frauenhaus sind laut Kapan viele der Betroffenen geimpft, wöchentlich wird getestet, vor der Aufnahme und bei Verdachtsmomenten.

Einheitliche Strategie gefordert

In der Kinderbetreuung wird bei den Kleinsten Fieber gemessen. Ob es noch freie Plätze gibt, prüfen die Mitarbeiterinnen je nach Fall, hängt der Platzbedarf von der Anzahl der mitgebrachten Kinder ab. Abgewiesen wird niemand, sondern an ein anderes Frauenhaus vermittelt. Hierfür gibt es eine gemeinsame Plattform der Frauenhäuser, in der die freien Plätze ausgewiesen werden. Zum Aktionstags fordert Zonta in einer Petition eine bundesweite Koordinierungsstelle, die eine einheitliche Strategie gegen Gewalt an Frauen umsetzt. Was sich Zonta für Mannheim wünscht? „Wir haben schon das Heidelberger Schloss beleuchtet. Jetzt fehlt nur noch der Wasserturm“, sagt Smith.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen