Ukraine-Krieg

Mannheim gedenkt Ukraine-Krieg: Kritik an Trumps Kurswechsel

Rund 500 Menschen haben auf dem Mannheimer Markplatz an den Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor drei Jahren erinnert. Die Redner kritisierten vor allem zwei Männer.

Von 
Valerie Gerards
Lesedauer: 
Auf dem Marktplatz haben Hunderte Menschen an den Beginn des Ukraine-Kriegs erinnert. © Michael Ruffler

Mannheim. Am Montagabend haben in der Spitze rund 500 Menschen auf dem Marktplatz in Mannheim dem dritten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine gedacht. Die Redner aus Kirche und Politik bekundeten ihre ungebrochene Solidarität mit den Ukrainern und kritisierten neben Russlands Machthaber Wladimir Putin vor allem die neue Positionierung der USA durch ihren neuen Präsidenten Donald Trump.

„Es ist ein schwerer Tag, aber es tut gut, dass wir zusammen sind“, sagte Pfarrerin Regina Bauer zu Beginn. Die Nachrichten über die Pläne Trumps und der USA, sich nicht für einen demokratischen Frieden einzusetzen, würden sie nachdenklich, manchmal auch ohnmächtig machen. „An den Irrsinn von Gewalt und Tränen wollen wir uns nicht gewöhnen. Deshalb tragen wir unser Gebet vor Gott“, sagte die Pfarrerin der Matthäusgemeinde, die den Gedenktag mitorganisiert hatte.

Männer in der Ukraine sind per Handy live dabei

Der Zusammenhalt war indes nicht nur für die Geflüchteten auf dem Marktplatz spürbar, sondern kam auch in der Ukraine an: Viele hielten ihre Handys in die Höhe und filmten die Veranstaltung mit Whatsapp. „Mein Vater in Charkiw und die Ehemänner einiger Ukrainerinnen“, erklärte die Frau und zeigte auf ihrem Handy-Display Männer im Halbdunkel sitzen, die das Geschehen in Mannheim live verfolgten.

Bürgermeister Thorsten Riehle betonte, es müsse an jedem 24. Februar deutlich gemacht werden, wer Verursacher dieses Krieges sei: nicht das ukrainische Volk, das auf dem Maidan in Kiew protestiert habe, weil es in die Europäische Union wolle, sondern „der Verbrecher und Kriegstreiber Putin“. Dieser hasse die Freiheit und die Demokratie: „Ich glaube, Ihnen allen ist das viel deutlicher klar als uns in Deutschland“, sagte Riehle. Er kritisierte das deutliche Abrücken der USA von der Seite der Ukraine und den amerikanischen Präsidenten, „der nicht mehr davor zurückscheut, sich mit einem russischen Despoten an einen Tisch zu setzen“. Frieden könne es jedoch nur geben, wenn Europa und die Ukraine mit am Tisch setzen würden.

Riehle überbrachte den Geflüchteten seinen Dank und die „Solidarität der ganzen Stadt Mannheim“. Viele hätten Deutsch gelernt und würden die Stadtgesellschaft unterstützen. Die Besucher quittierten Riehles Worte mit Danke-Rufen und Applaus. „Ich wünsche ihnen, dass Sie eines Tages in ein friedliches, freies und demokratisches Land, in die Ukraine zurückkehren können. Ich sage Ihnen aber auch, dass Sie jederzeit in Deutschland willkommen sind. Sie sind ein Teil unserer deutschen Gesellschaft geworden.“

Gedenken an die verletzten und toten Zivilisten

Die Dekanin der evangelischen Kirche Mannheim, Anne Ressel, gedachte der getöteten und verletzten Zivilisten und richtete ihren Dank an alle, die sich um die 1,25 Millionen nach Deutschland Geflüchteten kümmern. Ihr Gedenken an die getöteten und verletzten Soldaten auf russischer Seite und ihre Schutzforderung für russische Kriegsdienstverweigerer vor Verfolgung kam bei einem der Zuhörer nicht gut an. „Das sind Mörder“, rief ein sichtlich aufgebrachter Mann, der die Veranstaltung schließlich verließ, zuvor aber lautstark forderte, dass Dekanin Ressel die Bühne verlassen sollte.

Auch die Mannheimer Mitglieder des Landtags Baden-Württemberg, Elke Zimmer (Bündnis 90/Die Grünen) und Stefan Fulst-Blei (SPD), schlossen sich den Solidaritätsbekundungen an. Zimmer erzählte von der ukrainischen Familie – eine junge Mutter mit ihren beiden Kindern – die sie 2022 aufgenommen hatte. Sie hätten auf ein schnelles Ende des fürchterlichen Krieges gehofft, der „ein völkerrechtswidriger Angriff war, für den allein der russische Präsident Wladimir Putin die Verantwortung trägt. Das klar zu sagen, dass es heute wichtiger denn je.“ Die Familie sei trotz des Krieges mittlerweile zurück in der Ukraine. „Die Trennung von Familie und Freunden war schlimmer als die Angst vor dem Krieg. Die Hoffnung auf den raschen Frieden war geschwunden. Und wenn wir heute in die Welt schauen, dann schwindet die Hoffnung noch mehr“, sagte Zimmer mit Blick auf die Neupositionierung der USA unter Donald Trump.

„Ukraine muss der wichtigste Partner bei Verhandlungen sein“

Es dürfe laut Zimmer keinen Diktatfrieden in der Ukraine geben. Das Land brauche starke Partner und Freunde, aber sie brauche keine Geschichtsumschreibung und keinen Verrat. „Es ist so bitter, die USA als Verbündete zu verlieren. Der amerikanische Präsident will Fakten schaffen ohne die Ukraine ohne Europa. Er lügt, wenn der sagt, dass die Ukraine verantwortlich ist, dass dieser schreckliche Krieg noch immer andauert“, sagte die Landespolitikerin. Die Ukraine selbst müsse der wichtigste Partner bei den Friedensverhandlungen sein.

Fulst-Blei, der auch Parteivorsitzender der SPD Mannheim ist, sagte, die Antwort auf den Krieg müsse ein demokratisches Europa sein, das mit größerer Geschlossenheit nicht nur dem Verbrecher in Russland entgegentrete, sondern auch in Richtung China und den USA. Man müsse signalisieren, dass „wir uns als Europäer eben nicht auseinander bringen lassen werden“, sagte Fulst-Blei. „Verlieren Sie nicht den Mut, behalten Sie die Zuversicht und lassen Sie uns gemeinsam diesen Kampf für die Freiheit ihres Landes, aber auch für die Freiheit unseres europäischen Kontinentes, weiterführen“, appellierte er an die Ukrainer.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke