Mannheim. Der Mannheimer Manfred Hall stand vor einigen Jahren vor einem Problem, vor dem viele Menschen in Deutschland stehen. Er ging mit 65 Jahren in Rente und fiel erstmal in ein Loch. Ihm war langweilig, und er starrte sprichwörtlich Löcher in die Luft. Seine jüngste Tochter Manuela Hall beobachtete, wie schlecht es ihrem Vater erging, und schlug ihm 2019 vor, sich mal am Makrameeknüpfen zu probieren.
Gesagt, getan. Er fand Freude daran, innerhalb knapp eines Monats hatte er sich die Techniken draufgeschafft - hauptsächlich mittels Youtube-Anleitungen. Manuela legte ihm Accounts bei den sozialen Netzwerken Instagram und Tiktok an. Heute hat Manfred als „Makrameeopa“ auf der sozialen Plattform Instagram mehr als 55 000 Follower, auf Tik Tok sind es fast genauso viele.
Menschen aus der ganzen Welt verfolgen, was Manfred Hall in Mannheim erschafft
Menschen aus der ganzen Welt verfolgen mittlerweile, was Manfred mit Garn für Kunstwerke erschafft. Die Knüpftechnik Makramee stammt aus dem Orient und bietet von Ornamenten, Textilien über Dekorationsartikel oder Schmuck fast grenzenlose Möglichkeiten, sich kreativ auszuleben. Einen kräftigen Schub hat der Bekanntheit des heute 71-Jährigen ein Reel verliehen, das Manuela Anfang des Jahres erst auf Tiktok und dann auch auf Instagram hochlud.
Es zeigt auf sehr emotionale Weise, wie schwer für Manfred der Verlust der Struktur nach dem Arbeitsleben war, wie er zum Makrameeknüpfen kam und wie positiv sein neues Hobby ihn beeinflusst hat. Darauf wurden dann auch sehr bekannte Influencer aufmerksam, die das Video fleißig kommentierten und teilten - es ging viral. Über fünf Millionen Mal wurde das kurze Video auf den beiden Plattformen geschaut, wie Manfred und Manuela erzählen. Aus knapp 34 000 Followern auf Instagram Anfang Februar sind nur fünf Wochen später knapp 20 000 mehr geworden.
Makrameeopa auf Instagram und Tiktok: Tochter kümmert sich Fotos und Beiträge
„Ich habe ihn damals noch heimlich durch die Scheibe gefilmt“, erzählt Manuela im „MM“-Gespräch und grinst. Die 35-jährige selbstständige Fotografin und ihr Vater sind ein eingespieltes Team. Sie beide machen den Erfolg der Marke „Makrameeopa“ aus. Sie kümmert sich im Hintergrund um die Fotos und die Beiträge auf den Accounts und hat im Dezember aufgrund der hohen Nachfrage auch einen Online-Shop für ihren Vater erstellt. Er ist für die kreative Arbeit zuständig. „Ich kann Makramee gar nicht“, sagt Manuela. Manfreds Tage sind durch sein Hobby, das ihm mittlerweile auch einen guten Zuverdienst ermöglicht, mehr als ausgefüllt.
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„An manchen Tagen bin ich schon acht bis zwölf Stunden dran“, berichtet er stolz und fügt hinzu: „Das beruhigt mich sehr.“ Damit seine Finger nicht zu stark in Mitleidenschaft gezogen werden, hat er inzwischen Fingerschoner, denn das Garn muss fest geknotet werden, so dass schöne Gebilde entstehen. Längst fertigt Manfred nicht mehr nur Schlüsselanhänger, Blumenampeln und Schutzengel an, sondern auch große Arbeiten wie einen zwei mal zwei Meter großen Wandvorhang. Sein „Lieblingsmakramee“, wie er auf seinem Instagram-Kanal mit seinen Followern teilt.
Manfred Hall - ein Mannheimer Original
Manfred ist ein Mannheimer Original, er ist hier geboren, aufgewachsen und nennt die Gartenstadt nach wie vor seine Heimat. Auch beruflich war die Quadratestadt für ihn als gelernten Maler und Lackierer Jahrzehnte seine Heimat. Er freute sich auf seine Rente, darauf, mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Vor allen Dingen auch mit seiner Frau Alice, mit der er Anfang des Monats Goldene Hochzeit feierte und ein paar Tage nach Mallorca flog. „Wir waren da noch nie, aber hatten unsere Reiseleiterin Manuela dabei“, erzählt Manfred mit einem Glitzern in den Augen. Er ist ein Familienmensch, hat vier Kinder und fünf Enkelkinder. Daher war auch der Name „Makrameeopa“ naheliegend, wie beide schildern.
"Man ist nie zu alt, um etwas Neues anzufangen"
„Man ist nie zu alt, um etwas Neues anzufangen. Man muss es nur machen, sich probieren. Dann blühen viele wieder auf. Nur kein Trübsal blasen“, sagt Manfred. Es ist eine positive Botschaft an eine alternde Gesellschaft, die von ihm ausgeht.
Wenn Manfred mal nicht knüpft, erlebt er jetzt Reisen mit seiner Frau, für die entweder nie Zeit oder auch das nötige Kleingeld da waren. 2021, da hatte er noch viel weniger Follower und auch weniger Aufträge, ermöglichte er seiner Frau zum nachgeholten 70. Geburtstag eine Karibik-Reise. „Früher waren wir eigentlich immer an der Nordsee, da kommt meine Frau her“, erzählt Manfred. „Das war schön für die Kinder, wir haben dann der Schwiegermutter geholfen.“ „Ich kann ihm jetzt ein bisschen die Welt zeigen“, fügt Manuela hinzu. Sie ist beruflich schon viel herumgekommen - New York, Kapstadt, Griechenland, Mallorca, nennt sie nur einige Stationen.
Freude über die Wertschätzung seiner Makramee-Arbeit
Wenn seine Tochter von den Reaktionen der Follower erzählt, fängt Manfred an zu strahlen. Er ist bescheiden und doch am Fortkommen interessiert. Der 71-Jährige fordert sich immer wieder neu heraus, das zeigt sich im Gespräch. So auch mit einem Buchprojekt. Ein Verlag hat ihn gefragt, ob er eines mit Anleitungen veröffentlichen wolle.
„Ich freue mich einfach, dass meine Arbeit so wertgeschätzt wird und dass Menschen bereit sind, für Qualität auch etwas mehr zu bezahlen“, sagt Manfred. Auch immer mehr Menschen aus Österreich und der Schweiz wollen seine Werke haben. Momentan ist der Versand nur in Deutschland möglich. Über Tiktok gab es sogar Anfragen aus Mexiko, Australien, Kroatien oder den Niederlanden. Es bleibt also weiterhin viel zu tun für den Mannheimer „Makrameeopa“.
www.makrameeopa.de oder bei Instagram und Tiktok
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