Mannheim. Der Mannheimer Atatürk Verein finanziert seit acht Jahren ein Empowerment-Projekt in der Türkei. Mit einem Kooperationspartner vor Ort werden aktuell 17 Mädchen und ihre Mütter mit Bildungs- und Freizeitangeboten unterstützt und sollen so in einer zunehmend männerdominierten Gesellschaft bessere Karriere- und Berufschancen erhalten.
„Ignoranz ist der Feind moderner Gesellschaften, die Feinde der Ignoranz sind Lehrer“, sagte einst der Gründer der türkischen Republik, Mustafa Kemal Atatürk. Wie wichtig dem für seine feministische Innenpolitik bekannten türkischen Politiker die Bildung von Mädchen und Frauen war, zeigt sich darin, dass er zahlreiche Waisenmädchen adoptierte und deren Schulausbildung persönlich finanzierte.
Kunst- und Kulturangebote
In der Tradition des Gründers der modernen Türkei sieht sich auch der Verein zur Unterstützung modernen Lebens („Cagdas Yasami Destekleme Dernegi“) in der Türkei. Die 1989 in der Türkei gegründete Nichtregierungsorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, Kinder und Jugendliche, mehrheitlich Mädchen und junge Frauen, unabhängig von ihrer ethnischen Abstammung durch gezielte Bildungsangebote und Workshops zu unterstützen.
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Duygu Kesten, Mitglied im Atatürk Verein Mannheim, hatte die Idee, dies auch von Mannheim aus umzusetzen. Die 42-jährige Heidelbergerin und Naturwissenschaftlerin ist selbst Mutter dreier Kinder und engagiert sich seit 2015 im Atatürk Verein Mannheim: „Unseren Vereinsmitgliedern war es ein großes Anliegen, junge Frauen und Mädchen in der Türkei zu unterstützen. Dafür sammeln wir seit vielen Jahren Spenden und freuen uns darüber, dass unsere Hilfe vor Ort ankommt“.
Verein konnte bereits 17 Mädchen helfen
Die 60-jährige Serpil Gür in Sile, einem ländlichen Vorort Istanbuls, agiert als Ansprechpartnerin und koordiniert vor Ort die Hilfsangebote für die Teilnehmenden des Projekts. Mit der finanziellen Unterstützung des Mannheimer Vereins konnte die Filiale des „Cagdas Yasami Destekleme Dernegi“ in Sile 17 Mädchen bei der Schulausbildung helfen.
„Dank der finanziellen Unterstützung durch den Atatürk-Verein Mannheim vor Ort können wir verschiedene Freizeitangebote und Nachhilfeprojekte anbieten“, so Gür. Dazu zählen Achtsamkeitsworkshops für Eltern, Erziehungshilfe-Angebote, Digitalisierungsprojekte für die teilnehmenden Kinder, klassische Nachhilfe, Vermittlung von Praktika in Konzerne, Vernetzungsangebote und Berufspatenschaften.
Neben den Bildungsangeboten erhalten die Mütter auch Workshops zu gewaltfreier Erziehung, Vorträge zu Frauenrechten und Empowerment-Kurse. Auch Kunst- und Kulturangebote kommen nicht zu kurz. So werden Theaterbesuche oder gemeinsame Ausflüge in Kunstausstellungen angeboten.
Vielfalt an Weiterbildungsangeboten
Das Projekt ermöglicht den teilnehmenden Kindern und Jugendlichen eine Vielfalt an Weiterbildungsmöglichkeiten, die ihnen einen sicheren Start in das spätere Berufsleben, eine Stärkung ihres Selbstbewusstseins und vor allem auch die Bedeutung der Gleichstellung von Männern und Frauen vermitteln sollen.
„Unsere Mitglieder in Mannheim möchten die Kinder auch im Verlauf ihres Studiums unterstützen. Je mehr Unterstützer wir haben, desto mehr Kinder können wir dauerhaft betreuen“, so Kesten, die sich über jede Spende und jeden Interessenten an dem Projekt freut.
Regelmäßig erfahren die Mannheimer Spender von den Fortschritten der teilnehmenden Kinder. Ihre Ansprechpartnerin schickt den Mannheimern mindestens einmal im Monat einen Bericht, der ausführlich die Aktivitäten und Erfolge des Projekts darstellt.
„Aktuell sind es auch zahlreiche Kinder aus den Erdbebengebieten, die wir in das Programm aufgenommen haben. Sie erhalten spezielle psychologische Betreuung. Ohne unser Engagement und die Gelder aus Mannheim könnten wir diesen Mädchen in einer zunehmend von Männern dominierten Gesellschaft nicht helfen. Diese Kinder sind unsere Zukunft“, so Gür.
Fernstudium abgeschlossen
In den vergangenen Monaten ermöglichten die Spenden des Mannheimer Vereins einer frisch geschiedenen Mutter aus Sile den erfolgreichen Abschluss ihres Fernstudiums. Nun könne sie arbeiten und ihre Kinder ernähren.
Nicht wenige frisch geschiedene Frauen fielen in den letzten Jahren ihren in ihrer Ehre verletzten Ehemännern zum Opfer. Umso mehr Bedeutung gewinnen Projekte wie das der Mannheimer Deutsch-Türken vom Atatürk-Verein, die den Mädchen und Müttern vor Ort Bildung und Empowerment ermöglichen. Interessierte können sich per E-Mail an Duygu Kesten addmannheim@gmail.com wenden.
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