Geistliches Wort

Mach mal Pause!

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Mach mal Pause! Der Sommer nähert sich seinem Höhepunkt. Es ist eine schöne Zeit – aber es ist auch vieles anstrengender als sonst. Hitze und Trockenheit belasten. Lebensmittel werden teurer. Energiepreise steigen. Die Sorgen wachsen, wie es weitergeht.

Mach mal Pause! Bald sind Sommerferien. Schulkinder freuen sich auf Eisessen und Badengehen, auf langes Aufbleiben am Abend und noch längeres Ausschlafen am Morgen. Auch wer nicht mehr zur Schule geht, freut sich oft noch auf diese Zeit: Sommerurlaub, Zeit haben, nichts müssen, Neues erleben.

Mach mal Pause – dazu lädt der Sommer ein. Nimm Abstand. Tritt einen Schritt zurück. Und schau, wie es jetzt gerade ist. Manches ist schwierig, anstrengend, besorgniserregend: für uns als Gesellschaft und auch für jede und jeden persönlich. Und genauso gibt es Dinge, die gut sind, an denen wir uns freuen können, die Hoffnung machen.

Ich finde es wichtig, beides wahrzunehmen: das Schwierige und das Gute. Im Alltag gelingt das nicht immer. Da hetze ich vom einen zum anderen. Die Zeit rennt. Oft dringen nur noch die schlechten Nachrichten durch: Dinge, denen ich nicht aus dem Weg gehen kann – vor allem dann, wenn sie mein eigenes Leben betreffen.

Die Sommerpause lädt dazu ein, den Blick wieder zu weiten. Ich habe Zeit und komme zur Ruhe. Das, was gut ist, kann ich genießen. Vielleicht fahre ich weg und lerne Dinge kennen, die mir vorher fremd waren. Jede Pause ist eine Gelegenheit, neue Ansichten zu gewinnen und die eigene Perspektive zu erweitern.

Nach der Sommerpause geht der Alltag weiter. Jede und jeder von uns ist da, wo er oder sie nun einmal hingehört. Wir alle tun das, was wir immer tun. Und doch bin ich überzeugt: Der Sommer bietet die Chance zu einem Neuanfang. Nach einer Pause kann es anders weitergehen als vorher. Wir müssen nicht in den alten Alltag zurückkehren, sondern wir können einen neuen Alltag anfangen.

Schulkinder kommen nach den Sommerferien in eine andere Klasse. Die neuen Erstklässler werden eingeschult. Schulabgänger fangen ihre Ausbildung oder ein Studium an. Solche Neuanfänge sind verheißungsvoll: Zunächst weiß noch niemand, was kommt – und doch gibt es eine Ahnung, dass es gut werden kann. Für Erwachsene sind die Neuanfänge oft weniger einschneidend. Und sie sind weniger stark mit der Sommerpause verknüpft. Aber auch wir nehmen unser Leben immer wieder neu in Angriff. Wir treffen Entscheidungen. Und wir verändern uns. Schritt für Schritt gehen auch wir unseren Weg – ein ganzes Leben lang.

Wie gut, wenn wir diesen Weg nicht allein gehen: Wenn wir begleitet sind und uns gegenseitig begleiten. Wir können solidarisch sein. Miteinander können wir die Welt gestalten. Unser je eigenes Leben können wir in Angriff nehmen: mit allem, was dazugehört – und im Vertrauen darauf, dass wir gehalten sind.

Ich glaube: Die Welt ist gut. Das Leben ist gut. Es gibt eine Perspektive – für uns als Gesellschaft und für jede und jeden persönlich. Manchmal hilft es, wenn der Alltag unterbrochen wird: Das gibt Gelegenheit, das Gute wieder deutlicher wahrzunehmen. Die Sommerpause lädt uns ein, Kraft zu tanken und neuen Mut zu schöpfen – für alles, was dann im neuen Alltag auf uns wartet.

In diesem Sinne: Mach mal Pause!

Pfarrerin Claudia Erfeld, Feudenheim

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