Radverkehr - Transport-Drahtesel breiten sich eher schleppend aus / Bis zu 480 Kilo Gesamtgewicht möglich / Grüne wollen Förderung ausweiten

Lasten-Velos von „LaMa“ bis „E-Truck“

Von 
Thorsten Langscheid
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Familie Mayer-Götze testete im Sommer 2017 ein Cargobike (v.l.): Daniel, Sebastian, Julia und Adrian mit E-Dreirad auf dem Heimweg vom Wochenend-Großeinkauf. © Rittelmann

Mannheim. „Es gibt schon einige“, schätzt Gerd Hüttmann, Kreisvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), aber wie viele genau? Offizielle Angaben oder auch nur Schätzungen liegen nicht vor – klar scheint aber, dass Lastenfahrräder derzeit groß im Kommen sind. Beim Fahrradfestival „Monnem Bike“ spielten Lastenräder eine Rolle, davor gastierte die Cargobike-Roadshow des Berliner Lastenrad-Lobbyisten Arne Behrensen auf dem Alten Messplatz.

Als regionaler Partner trommelt nun auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar für die umweltfreundlichen und zumeist mit Elektroantrieben unterstützten Drahtesel – die bis zu 480 Kilogramm Gesamtgewicht schleppen können. Die Preise für solche Fahrzeuge sind nicht gerade niedrig und fangen – je nach Ausstattung und Modell – oft bei 2500 Euro erst an.

Forschungsthema Pedaltransport

Welche Vorteile ein Lastenrad beispielsweise für Gewerbetreibende bringen kann, das untersuchen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sowie das Bundesumweltministerium im Projekt „Ich entlaste Städte“, zu dem man sich noch bis 2019 anmelden kann.

Rund 150 Lastenräder, so erläutert IHK-Mitarbeiterin Regina Elenbracht, stehen bei dem Projekt bundesweit zur Verfügung, drei Monate lang sollen die „Testpiloten“ dem Mobilitätsforscher Johannes Gruber Auskunft über ihre Erfahrungen geben. Die hat der Verein „LaMa“ bereits gemacht, die Mitglieder können ein – muskelkraftgetriebenes – Transportfahrrad ausleihen.

Dass vom Großeinkauf bis zum Waschmaschinentransport (fast) alles mit dem Rad erledigt werden kann, davon ist die Familie Mayer-Götze aus Feudenheim genauso überzeugt wie Lastenrad-Besitzer Hannes Münch. Die Feudenheimer hatten im vergangenen Jahr als Testfamilie bei einer Aktion der Klimaschutzagentur für drei Monate aufs Auto verzichtet (wir berichteten).

Mit vergleichsweise wenig Aufwand, so Münchs Erfahrung im Stadtverkehrsalltag, könnte viel für Lastenradler erreicht werden: Dass man zum Beispiel nicht in Tiefgaragen einfahren kann und somit Getränkekisten nicht direkt aufs Lastenrad laden kann: „Nicht so gut“, findet Münch. Dass die offizielle Förderung oft nur „E-Trucks“, also elektrisch unterstützte Lastenvelos im Blick hat, sieht der Fahrrad-Mechaniker Münch ebenfalls kritisch. „Für viele Transporte ist der Elektro-Motor nicht unbedingt nötig“ meint er.

Immerhin: Um die hundert Cargobikes dürften auf Mannheims Straßen unterwegs sein, so Schätzungen: „Persönlich kenne ich aber nur fünf Lastenradfahrer“, sagt Hannes Münch.

„Genaue Zahlen liegen uns nicht vor“, sagt Rathaus-Sprecher Jan Krasko. Da Fahrräder im Gegensatz zu Motorrädern und Autos nicht angemeldet werden müssen, gibt’s keine offiziellen Angaben zur Anzahl der Fahrzeuge. Die Stadt selbst besitzt aber drei eigene Lastenräder. „LaMa“ hat ein zweites Lastenrad bestellt und denkt derzeit über die Anschaffung eines dritten Lasters nach.

Im vergangenen Jahr hatte die Stadt Mannheim insgesamt 8000 Euro als Zuschuss für kleine und mittlere Unternehmen zur Anschaffung von acht Lastenrädern zur Verfügung gestellt. Beworben hatten sich daraufhin sechs Kleinunternehmer, von denen am Ende aber nur drei tatsächlich ein Lastenvelo orderten. Dementsprechend, so teilte Krasko-Kollegin Melanie Just auf Anfrage mit, wurden 3000 Euro aus dem Fördertopf gezahlt.

Zuschüsse für Private und Vereine

Die finanzielle Förderung beim Kauf eines Fahrrad-Lkws wollen die Grünen deswegen auch auf Vereine und Privatpersonen ausdehnen. Die Stadt, so der Grünen-Radverkehrspolitiker Gerhard Fontagnier, arbeite derzeit an einem neuen Verkehrsentwicklungsplan und einem „Lastenheft Mobilität“. Die Fahrradförderung dürfe in der Zwischenzeit aber nicht „auf die lange Bank geschoben werden“, drängt er auf schnelle Umsetzung der Vorschläge.

Lastenfahrräder

  • Wer bei dem Lastenrad-Test des DLR mitmachen will, kann sich bis Anfang kommenden Jahres bewerben. Auf der Projekt-Homepage www.lastenradtest.de findet man mehr Infos.
  • Man kann auch vor Ort ein Lastenrad ausleihen. Der Verein „LaMa“ organisiert den Betrieb mit derzeit zwei Fahrzeugen. Unter www.lastenvelomannheim.de findet man alle Informationen zum Thema.
  • Fördergelder der Stadt Mannheim zur Anschaffung eines Lastenrads sind derzeit nicht erhältlich, die Zuschüsse waren nur zum Radjubiläum 2017 verfügbar. 

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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