Kultur

Kurzfilm über Fake News von Mannheimer Schülern ausgezeichnet

Es brennt! Oder doch nicht? Schüler aus Mannheim präsentieren den Kurzfilm "Smoke in The Mirrors", der die Herausforderungen von Fake News in sozialen Medien anhand eines Feueralarms an einer Schule beleuchtet

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Schüler aus Mannheim präsentieren den Kurzfilm „Smoke in The Mirrors“, der das Thema Fake News am Beispiel eines Feueralarms beleuchtet. © IKHM

Mannheim. Mitten in der Mathematikstunde ertönt der Feueralarm. Die Schülerinnen und Schüler laufen aus ihren Klassenzimmern, hinab in den Schulhof, dort versammeln sie sich. Nur ein Probealarm, denken sie. Aus der Ferne ist die Sirene eines Feuerwehrwagens zu hören. Plötzlich entdeckt ein Mädchen auf Tiktok ein Video, das ihre Schule zeigt, Qualm dringt aus einem Fenster nach draußen. „Das ist unsere Schule“, sagt sie. Ein anderes Mädchen meint: „Ich wette, das ist Fake.“ Der Lehrer kommt hinzu, er mahnt: „Bevor wir nicht wissen, was hier überhaupt los ist, bleibt bitte ruhig.“

Doch was ist wirklich los? Das bleibt in dem Kurzfilm „Smoke in The Mirrors“ bis zum Ende offen. Der Zuschauer kann sich selbst einen Reim darauf machen, ob das Feuer nun echt war oder nicht und was der gesichtslose Bösewicht damit zu tun hat. Elf Minuten dauert der Kurzfilm, den Mannheimer Schülerinnen und Schüler gedreht haben und der als einer von vier internationalen Finalisten beim Jugendfilmfestival Ciak Junior Venedig prämiert wurde. Federführend bei dem Projekt war das Interkulturelle Haus Mannheim (IKHM), es ist der dritte Film, den Jugendliche beim IKHM produziert haben, im Fall von „Smoke in The Mirrors“ bestand zudem eine Kooperation mit der PR-AG des Moll-Gymnasiums. Dass das Thema des Films Fake News sein sollte, war schnell klar. Denn mit gefälschten Nachrichten, die in den Sozialen Medien kursieren, sind die Jugendlichen täglich konfrontiert.

Wunsch nach mehr Medienbildung

„Es ist oft schwer zu erkennen, was wahr ist und was nicht, deshalb sollte man vorsichtig sein, woher man seine Informationen bezieht“, sagt Bartosz Dzikuc, der bei dem Projekt für den Sound verantwortlich war. Auf Tiktok und Instagram kommen minütlich neue Nachrichten und Bilder rein, woher sie kommen, sei kaum auszumachen. Selbstkritisch fügt Severin Schimpf hinzu, dass Jugendliche viele Stunden online seien: „Ich habe mir selbst eine Sperre eingebaut, weil es irgendwann zu viel wurde.“ Aimee Poth, mit Leon Neumüller für Drehbuch und Regie verantwortlich, wünscht sich mehr Medienbildung in der Schule. „Das findet zwar statt, aber nicht in dem Maße, wie es nötig wäre.“ Vieles, was verbreitet würde, basiere nur auf Halbwissen, betont Leon Neumüller. „So kommt es oft zu falschen Annahmen.“

Kamera, Ton, Regie, Filmschnitt - der komplette Film lag in der Verantwortung der 14- bis 17-Jährigen. Gedreht wurde in der Franklin Grundschule und den Räumlichkeiten des Interkulturellen Hauses, das sich ebenfalls auf Franklin befindet, insgesamt 27 Jugendliche von verschiedenen Mannheimer Schulen waren beteiligt. Das Engagement der Erwachsenen bestand darin, die Rollen von Lehrer, Hausmeister und Halunke zu übernehmen und Pizza anzutransportieren. Knapp acht Wochen blieben für den Dreh.

„Ich hatte das Gefühl, dass ich mit professionellen Leuten zusammenarbeite“, sagt Veliko Totev, der den Hausmeister spielt und dabei selbst ein Profi ist, nämlich seit 1996 als Sänger am Mannheimer Nationaltheater arbeitet. Die reine Drehzeit betrug am Ende 45 Stunden für weniger als eine Viertelstunde Film. „Es war beeindruckend zu sehen, wie groß die Disziplin der Gruppe war“, berichtet Peter Sewarte, der den Lehrer in dem Film mimt und im wahren Leben unter anderem als Diplomübersetzer arbeitet.

Thema für nächstes Jahr noch unbekannt

Im neuen Schuljahr soll es wieder ein Filmprojekt geben. „Jeder ist eingeladen mitzumachen“, betont Aneliya Doeva-Neumüller, Vorsitzende des Interkulturellen Hauses Mannheim. Das Thema? „Das muss noch gefunden werden.“

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