Mobiler Stall auf Feld

Kurioser Diebstahl in Mannheim: 20 Hühner aus Feudenheim entwendet

Auf Feldern im Mannheimer Stadtteil Feudenheim stehen drei Hühnermobile. Das sind Anhänger, die zu Ställen mit Freilaufgehegen umgebaut wurden. Nun brachen Unbekannte dort ein und stahlen etwa 20 Tiere

Von 
Steffen Mack
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In dieses Hühnermobil auf den Feudenheimer Feldern wurde eingebrochen. Es gehört Philipp Theobald. © Steffen Mack

Mannheim. Neugierig kommen die Hühner an den Zaun. Lieber als das Handy, das ihnen der Fremde zum Fotografieren entgegenstreckt, wäre ihnen vermutlich etwas zu fressen. Fünf der Tiere hat Philipp Theobald am vergangenen Wochenende verloren. Auf den Feldern östlich vom Feudenheimer Friedhof wurden sie von Füchsen gerissen. Das komme immer wieder mal vor, erzählt der Mannheimer Landwirt, dessen Familie der Weiherhof gehört. „Aber das Problem haben wir eigentlich im Griff.“

Mehr geschockt hat ihn, was sich am vorletzten Wochenende ereignete. Da brach mindestens ein zweibeiniger Dieb ein. Etwa 20 Hühner seien gestohlen worden, berichtet Theobald. Eine exakte Zahl kann er nicht nennen. In drei mobilen Anhänger-Ställen mit Freilaufgehegen hält er insgesamt rund eintausend.

Deutschlandweit sind derartige Diebstähle äußerst selten

Er zeigt ein Lüftungsgitter unten an der Tür, das der oder die unbekannten Täter mit Werkzeug durchschnitten haben, um die Alarmanlage oben zu umgehen. Sieht fachmännisch aus. Also handelte es sich höchstwahrscheinlich weder um Betrunkene noch um Jugendliche mit einem dummen Schabernack.

Die Hühner denken wohl, der Reporter bringe was zu essen. © Steffen Mack

„Hühnerdieb“ war früher - das Sprachbild lässt sich hier nicht verkneifen - ein geflügeltes Wort. Doch heute komme so etwas praktisch nicht mehr vor, sagt Theobald. Er ist deutschlandweit mit anderen Haltern vernetzt. Bei einer Internet-Recherche finden sich zwar schon noch einige Fälle. Aber kaum in dieser Größenordnung und eher bei besonderen Rassen, wie im Mai 17 Friesenhühner in Heidelberg.

Der Landwirt meint: „Wer Hühner klaut, der muss etwas damit anfangen.“ Entweder wolle der Betreffende selbst welche halten oder, deutlich wahrscheinlicher, das Gleiche mit ihnen machen wie die Füchse: schlachten und essen.

Theobald rief beim Polizeiposten Feudenheim an. Doch dort fühlte er sich eher abgewimmelt: Man habe ihm gesagt, er solle das Online-Formular für Anzeigen nutzen. Eine Spurensuche etwa erfolgte nicht.

Polizeirevier in Mannheim-Käfertal hat Ermittlungen aufgenommen

Dazu erklärt auf Anfrage Yvonne Schäfer, Sprecherin des Mannheimer Polizeipräsidiums: „Aus Priorisierungsgründen anderer Einsatzlagen war eine sofortige Anfahrt und Aufnahme vor Ort nicht möglich.“ Die Vorgehensweise ihrer Feudenheimer Kollegen sei bei Diebstahlsdelikten in diesem Rahmen nicht untypisch. Man habe den Anrufer zudem gebeten, Fotos zur Position des Hühnermobils und zu festgestellten Aufbruchspuren zu übermitteln. Untersuchungen am Tatort etwa zu verwendeten Werkzeugen seien ja auch später noch möglich. „In der Gesamtschau waren nach dem Telefonat nach kriminalistischer Erfahrung keine verwertbaren vergänglichen Spuren im Außenbereich zu erwarten.“

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Theobald erstattete dann wie geheißen online Anzeige. Die Ermittlungen wird laut Schäfer nun das Revier Käfertal übernehmen. Denkbar sei dann etwa ein Zeugenaufruf. Verdächtige Beobachtungen könnten auch jetzt schon unter 0621/71 84 09 telefonisch gemeldet werden.

Ohne Zeugenhinweise ist die Wahrscheinlichkeit, den Diebstahl aufzuklären, wohl gering. Zumal Theobalds Hühner nicht mit einem Fußring, Chip oder dergleichen identifizierbar sind. Aber erkennen würde er sie gleichwohl, meint er.

Einkaufswert der Tiere liegt nur bei rund 200 Euro

Ein Huhn der Rasse Lohmann Hybrid koste ihn im Einkauf 10,50 Euro, sagt Theobald. Beim entstandenen Schaden müsse man neben dem Aufwand aber bedenken, dass er die Tiere zum Eier-Verkauf auf seinem Weiherhof brauche. Dazu dient auch ein Automat in der Diakonissenstraße in Alt-Feudenheim. Zehn Freiland-Eier werden darin für 4,90 Euro angeboten.

Wenigstens für künftige Fälle ist Theobald nun besser gewappnet. Gemeinsam mit dem fürs Feudenheimer Langgewann zuständigen Jäger, Eberhard Freund, hat er Wildkameras aufgestellt. Eigentlich sind die für Füchse gedacht. Aber zweibeinige Diebe erfassen sie auch.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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