Bildung - Kultusministerin Theresa Schopper besucht an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Mannheim / Beeindruckt von Sommerschule

Kultusministerin Theresa Schopper besucht Mannheim gleich an zwei Tagen

Von 
Bertram Bähr
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Mit „Baustellen“ beschäftigen sich derzeit 54 Schülerinnen und Schüler in der Johannes-Kepler-Sommerschule. Kultusministerin Theresa Schopper (l.), hier mit Musik-Fachbereichsleiterin Ina Schuchardt-Groth und Rektor Thorsten Kuß, zeigte sich begeistert von dem Projekt, das in Mannheim seit neun Jahren läuft. © Christoph Blüthner

Mannheim. Der Begriff passt zum Wetter: Sommerschule. Bei strahlend blauem Himmel trifft die neue baden-württembergische Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) am Mittwochvormittag in der Johannes-Kepler-Gemeinschaftsschule in K 5 ein – um sich zwei Stunden lang die Sommerschule anzusehen. Dass sie dabei über eine Großbaustelle laufen muss, passt. Denn zum einen setzen die 54 Schülerinnen und Schüler, die in der letzten Ferienwoche hier sind, das Thema Baustelle künstlerisch um. Zum anderen gibt es – nicht nur, aber vor allem pandemie-bedingt – im Bildungsbereich gerade Baustellen ohne Ende.

Baustellen, um die Schopper sich seit Mai federführend kümmern muss. Umso schöner ist es für sie, ein Projekt kennenzulernen, dass in Mannheim seit neun Jahren erfolgreich läuft. Eine Woche lang erhalten Jugendliche aus sechs Schulen Förderung in Mathe, Deutsch und Englisch. Zugleich nehmen sie an verschiedenen künstlerischen Workshops teil. Genau das steht beim Besuch der Ministerin im Mittelpunkt.

Den Neckarstadt-Campus stellten OB Peter Kurz (M.) und Bürgermeister Dirk Grunert der Ministerin am Dienstag vor. © Christoph Blüthner

Rhythmische Trommelklänge

Begrüßt wird Schopper in der Turnhalle von rhythmischen Trommelklängen – Auftakt zu einer Performance, die in nur zwei Tagen erarbeitet wurde. Schauspiel, Musik und Tanz fügen sich zu einem harmonischen Ganzen, die Gäste sind hin und weg von den Darbietungen. Unter ihnen Nationaltheater-Schauspielintendant Christian Holtzhauer und Popakademie-Leiter Udo Dahmen. Sie stehen stellvertretend für die Kooperationspartner der Keplerschule, die die Jugendlichen mit Coaches unterstützen.

Die Kultur-Institutionen seien seit langem „wahnsinns-zuverlässige Partner“, freut sich die Ministerin: „Es ist wichtig und toll, wie diese Kooperationen hier laufen.“ Und mit Blick auf die Performance der Schüler sagt sie: „Man möchte gar nicht mehr weg.“ Wenn es die Sommerschulen „nicht schon gäbe – man müsste sie erfinden“.

Werden an einer Schule, wie hier in K 5, eine neue Mensa gebaut, Brandschutz und Fassade erneuert, gibt es „Lärm und Schmutz“, sagt Rektor Thorsten Kuß. Schon deshalb lägen die Nerven mitunter blank. Und dann noch das unselige Corona: „Die Pandemie trägt nicht zur Entspannung bei“, übt sich Kuß in Understatement. Aber gerade in solchen Situationen sei die Sommerschule „besonders wichtig und besonders wertvoll“.

Sommerschulen

Die Sommerschulen in Baden-Württemberg starteten 2010 als Pilotprojekt. Die Mannheimer Johannes-Kepler-Schule ist seit 2012 dabei.

Bei dem einwöchigen Angebot kurz vor Ende der Sommerferien arbeiten die Schülerinnen und Schüler an ihren Defiziten in Mathe, Deutsch und Englisch, ergänzt um ein Erlebnisprogramm. Es hat in Mannheim einen künstlerischen Schwerpunkt.

Die Keplerschule als Standort hat sich mit fünf weiteren zusammengetan und wird unter anderem unterstützt von Nationaltheater und Popakademie.

In diesem Jahr arbeiten 54 Jugendliche in sieben Gruppen, unterstützt von externen Coaches. Zum Abschluss sind Filmcollage und Live-Performance geplant.

Mit landesweit 79 Standorten und rund 3000 Schülerinnen und Schülern verzeichnen die Sommerschulen einen neuen Rekord.

Auch Angebote wie das für die Zeit nach den Herbstferien angekündigte Förderprogramm „Rückenwind“ oder die „Lernbrücken“, die an vielen Schulen während der letzten beiden Ferienwochen laufen, seien absolut notwendig. „Wir werden alle diese Angebote brauchen, um unsere Schüler fördern und fordern zu können“, betont Thorsten Kuß. „Die Pandemie wird uns noch lange beschäftigen“, befürchtet der Kepler-Rektor. Aber der Präsenzunterricht und die Teilnahme am Schulleben seien „unverzichtbar“. Dabei gehe es nicht nur ums Lernen, sondern auch um das soziale Miteinander. Das sieht Schopper genauso. Corona bringe weiterhin „ein paar Einschränkungen“ mit sich, sagt sie: „Aber ich tue alles, damit die Schulen nicht wieder geschlossen werden.“ Ob das gelingt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen.

Der Besuch an der Keplerschule ist Teil der Sommertour, bei der Theresa Schopper seit 24. August quer durch das Land reist. Bei insgesamt elf Terminen steht Mannheim gleich zwei Mal im Kalender. Am Tag vor dem Besuch in K 5 stand bereits die Neckarstadt-West auf dem Programm. Dort erläuterten OB Peter Kurz, Bildungsbürgermeister Dirk Grunert und der Leiter der Neckarschule, Peter Defaa, der Ministerin das Campus-Projekt. Seit Februar 2020 können dabei – mittlerweile rund 60 – Grundschulkinder ein Nachmittagsangebot mit Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Förder- und Freizeitaktivitäten nutzen.

Rundgang durch die Neckarstadt

Weiteres Ziel des Rundgangs war der Kaisergarten, der derzeit zu einem Kinder- und Jugendbildungshaus ausgebaut wird. Es soll im Januar 2022 an den Start gehen – und unter anderem als weiterer Standort für den Campus als Raumressource genutzt werden.

Zuvor besuchte Theresa Schopper die Mannheimer Regionalstelle des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) in der Augustaanlage. Leiterin Elke Dörflinger stellte die Einrichtung vor. Unter anderem organisiert die Stelle die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte und stellt Materialien für Förderangebote bereit. Am Freitag kommt die Ministerin erneut in die Region. Sie verleiht der Schloss-Schule in Ilvesheim die Plakette „Partnerschule der Olympiastützpunkte“.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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