Aktion - Der Chefredakteur lädt für einen Tag lang in die Redaktion ein, um einen Einblick in das Entstehen der Tageszeitung zu bieten

Kritische Leser sagen auch 2016 ihre Meinung

Von 
Stephan Eisner
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Newsroomchefin Melanie Ahlemeier (v.l.) mit den Lesern Christiane Geiger, Chefredakteur Dirk Lübke, Gabriele Fleck, Lokalchef Stefan Proetel, Manfred Nagler, Manfred Dengel und Cornelia Blume bei einer Blattabnahme im Juli.

© Eisner

Fünf Termine - 24 Leser. Auch 2016 lädt "MM"-Chefredakteur Dirk Lübke kritische Leser in die Redaktion ein. Einen Tag lang heißt es dann, bei der journalistischen Herstellung der Zeitung in der Redaktion über die Schulter zu schauen, sich einzuschalten, mitzumachen.

"Wir erfahren heute, welchen hohen Stellenwert wir für die Zeitung haben", sagt etwa Leser Aljoscha Kertesz im April. Und Leser Axel Juedtz lobt die Offenheit, die ihm entgegengebracht wird. Die Besuche bietet der "MM" vor allem den Lesern an, die sich an die Redaktion wenden - und sich über einen Artikel oder Thema ärgern oder Entscheidungen nicht nachvollziehen können. Die Gäste erfahren an diesen Tagen, dass der Arbeitstag der Blattmacher gegen 8.30 Uhr beginnt - die Onliner sind schon seit 6.30 Uhr bei der Arbeit - und sie dann die Themen für den nächsten Tag sichten.

Um 10.30 Uhr startet die Morgenkonferenz mit der Blattkritik. Dabei wird die aktuelle Zeitung - jeden Tag wechselnd von einem Redakteur - auf Positives und Negatives hin durchgesehen. Dazu gibt es Anregungen, welches Thema beispielsweise noch Potenzial hat, "weitergedreht" zu werden. Im Anschluss stellen die jeweiligen Blattmacher vor, was sie für den kommenden Tag als wichtig für die Zeitung ansehen - und es findet eine Diskussion darüber mit den anderen Redakteuren und den Gästen im Newsroom (dt. Nachrichtenraum), dem Herz der Redaktion, statt. Leser Eginhard Teichmann, Cellist, vergleicht im Juni das Arbeiten in der "MM"-Redaktion mit der in einem großen Orchester: "Jeder gibt in seinem Bereich das Beste und der Chef bestimmt, wohin es geht."

Nachmittags heißt es für die kritischen Leser dann: Fragen stellen. Zeitungsredakteure und Verantwortliche für den Online-Auftritt dieser Zeitung stehen den Lesern als Ansprechpartner zur Verfügung, nehmen Kritik, aber auch Lob entgegen und versuchen zu erklären, warum welches Thema manchmal groß begleitet, ein anderes dafür aber klein gehalten wird.

Das Recherchieren - die Aufgabe der Reporter - und das Planen und Erstellen der Zeitungsseiten - die Aufgabe der Blattmacher - beeindrucken im Oktober Leser Horst Schneider. "Wenn man noch an die Herstellung und den Vertrieb denkt, ist auch der Preis der Zeitung gerechtfertigt", sagt er. Zum Finale geht es zur Blattabnahme in den Newsroom. Dort hängen ab 17 Uhr die noch nicht fertigen Seiten vom nächsten Tag als Ausdrucke an der Wand - und werden von Chefredaktion, Blattmachern und Gästen kritisch begutachtet und überarbeitet.

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