Mannheim. Ob Espresso, Filterkaffee oder Coldbrew: Elisabetta Epping-Rossi liebt Kaffee. Sie trinkt täglich mehrere Tassen des edlen Bohnengetränks und hat keine Probleme, Qualitätskaffee von minderwertigen Kaffees zu unterscheiden. Optimale Bedingungen also für ihren Beruf als Rösterin. „Ich bin Genussmensch“, sagt sie und gießt aufgeschäumte Milch in eine Kaffeetasse, so dass ein Herzmuster entsteht. Zusammen mit ihrem Mann Johannes Epping und Michael Zillekens ist die 35-Jährige Geschäftsführerin von der Agáta Rösterei und Café GmbH. 2016 eröffneten sie ihr erstes Café in Neuostheim, gegenüber der Dualen Hochschule. Im November 2021 folgte die Filiale auf dem Lindenhof im Mafinex-Gebäude.
Der gebürtigen Italienerin steht ein spannendes Wochenende bevor: Heute beginnen die dreitägigen Deutschen Röstmeisterschaften der Speciality Coffee Association in Münster, an der auch Epping-Rossi teilnehmen wird. Unter 25 Anmeldungen schaffte die Mannheimerin es, sich unter den finalen zehn einen Platz zu sichern. 2019 hatte sie bereits an dem Wettbewerb teilgenommen. „Ich bin damals Sechste geworden“, erzählt sie. Die Kaffeeexpertin hofft, sich dabei für die Internationalen Meisterschaften am 23. Juni zu qualifizieren. Denn die finden in ihrer Heimat Italien statt. Zu den Aufgaben gehört unter anderem das Rösten einer unbekannten Rohmischung. Entstehen soll in einer halben Stunde eine Single Origin. Um sich mit dem fremden Produkt vertraut zu machen, dürfen die Teilnehmer Proberöstungen machen. Schließlich wird die Jury den Kaffee verkosten und bewerten.
Dass Epping-Rossi eines Tages als Rösterin arbeiten würde, damit hatte sie wohl während ihres Studiums nicht gerechnet. In Udine studierte sie Jura, interessierte sich aber schon früh für Start-ups. Sie arbeitete bei einer NGO, die Europa-Projekte unterstützt, und lernte über den Job ihren Mann kennen. Eine spannende Arbeit, doch alle zwei Jahre endet ein Projekt und ein neues beginnt. Irgendwann sehnte sich Epping-Rossi nach mehr Kontinuität.
Die Geburt ihres inzwischen sechsjährigen Sohnes bedeutete für die junge Familie ein Wendepunkt in ihrem Leben. „Oscar ist der Grund, warum wir Agàta gegründet haben“, sagt sie, und ein Lächeln umspielt ihre Mundwinkel. „Andere Leute nutzen die Schwangerschaft und Elternzeit, um zu verreisen, wir haben ein Unternehmen gegründet.“ Durch ihre Arbeit ist sie bereits mit Kaffeeröstern in Berührung gekommen. Über einen Bekannten reiste sie ins malerische Florenz und machte dort 2014 einen Kurs im Kaffee rösten, wo sie die Grundkenntnisse des Berufs erwarb.
Dem Ehepaar ist bei der Eröffnung seines Cafés, wo es auch Speisen gibt, nicht nur die Atmosphäre wichtig, sondern auch der soziale Aspekt und fairer Direkthandel. Während Epping-Rossi wenig Wert auf Biozertifikate der Kaffeebauer legt, die die Erzeuger auch bezahlen müssen, lernt sie die Produzenten lieber persönlich kennen. Sie achtet darauf, dass die Angestellten angemessen und fair bezahlt werden. Dafür reist sie schon mal nach Honduras und El Savador, um sich auf den Plantagen vor Ort ein Bild machen zu können.
Die Bauern erhalten feste Preise. „Kaffee ist ein saisonales Produkt“, weiß Epping-Rossi. Eine Ernte, die schlecht ausfalle, könne die Existenz gefährden oder gar vernichten. Inzwischen kaufen die Gastronomen Kaffee von insgesamt zehn Kaffeebauern. Großen Wert legt die 35-Jährige auch darauf, dass die Sorten nicht gemischt werden. Am Herzen liegt Elisabetta Epping-Rossi außerdem, dass die Kunden mehr über die Produkte erfahren können. „Es geht mir um die Wertschätzung des Produkts.“ Die Sorten seien natürlich auch teuerer, räumt sie ein. „Aber lieber Qualität statt Quantität.“
Früher habe sie Kaffee getrunken, ohne sich über den Hintergrund zu informieren. Sie bemängelt, dass der Geschmack von minderwertiger Qualität häufig nicht zuletzt durch Verbrennen übertüncht wird. Bei hochwertigem Kaffee sei das nicht nötig. Im Gegenteil. Man schmecke zahlreiche Noten heraus, die unter anderem mal eher fruchtig oder auch süß sein können.
Ihre sensiblen Geschmacksknospen sollen ihr dabei helfen, den von ihr beim Wettbewerb gerösteten Kaffee möglichst exakt zu beschreiben. Denn das wird ebenfalls Teil der Meisterschaften sein.
Schade finde es die zweifache Mutter, dass sie die einzige Frau beim Wettbewerb ist und Frauen auch in der Branche unterrepräsentiert seien. Sie wünscht sich, dass sich das irgendwann ändert. Epping-Rossi liebt ihren Beruf - und die Kreativität beim Kaffeerösten. Sie nimmt einen Schluck ihres Kaffees, das Herz verschwindet. „Ich mag es, zu experimentieren.“
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